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Würzburg
Was Rolf Zuckowski den Eltern antwortet, die es anstrengend finden, immer seine Musik hören zu müssen
Im Dezember ist sein Musical "Die Weihnachtsbäckerei" wieder in Würzburg zu sehen. Liedermacher Rolf Zuckowski im Gespräch über nervige Autofahrten, Kinder und Otto Waalkes.
An seiner Musik kommt man kaum vorbei, wenn man kleine Kinder hat: Rolf Zuckowski
Foto: Jonas Walzberg, dpa | An seiner Musik kommt man kaum vorbei, wenn man kleine Kinder hat: Rolf Zuckowski
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:29 Uhr

Jeder kennt seine Lieder, viele sind mit den Melodien aufgewachsen: An der "Vogelhochzeit", der "Schulweg-Hitparade" oder an Liedern wie "Wie schön, dass du geboren bist" und "In der Weihnachtsbäckerei" kommt man als Kind oder Elternteil kaum vorbei. Ein Gespräch mit Rolf Zuckowski über nervige Autofahrten, Familiengründung, seine Freundschaft zu Otto Waalkes – und Weihnachten.

Frage: Herr Zuckowski, auf der Fahrt in unseren Sommerurlaub lief Ihre Musik in Dauerschleife. Unser einjähriger Sohn hat sich von Liedern wie "Ich schaff das schon" oder "Wir könnten Freunde sein" immer wieder beruhigen lassen. Ich hätte ja gerne mal was anderes gehört...

Rolf Zuckowski: (lacht) Da hatte meine Musik ja eine therapeutische Wirkung gehabt. Ich habe schon sehr früh ein Kompliment gehört, das Pop- und Rock-Musiker wahrscheinlich grauenhaft finden: "Bei deiner Musik kann ich immer so schön einschlafen." Ich fand das immer schön. Ich habe auch einmal mit einem Psychotherapeuten über mein Lied "Ich schaff das schon" gesprochen. Dem habe ich erzählt, dass es Eltern gibt, die sagen, wenn man immer wieder die selben Lieder auf langen Autofahrten hören muss, sei das anstrengend.

Was hat er dazu gesagt?

Zuckowski: Er hat geantwortet, dass ich mich davon nicht beirren lassen soll. Kinder suchen nämlich in immer wieder neuen, fremden Umgebungen irgendetwas Vertrautes, das ihnen Halt gibt. Und dazu würden dann auch meine Lieder gehören – auch das fand ich eine sehr schöne Aussage.

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Um etwas Abwechslung zu bekommen, habe ich irgendwann eine Kinderlieder-Playlist heruntergeladen. Da waren dann "Das rote Pferd" und das "Fliegerlied" drauf und ich war mir nicht mehr sicher, ob das jetzt Kinderlieder sind oder Ballermann-Hits. Beobachten Sie auch, dass der Übergang zwischen Kinder- und Partymusik fließend ist?

Zuckowski: Kindermusik ist ein Begriff, über den man mal einen Moment nachdenken könnte. Nehmen Sie meine "Vogelhochzeit". Wenn Sie sich das Album genau anhören, ist das kein Kinderalbum, sondern ein Familienalbum: Mann und Frau verlieben sich, es wird ein Nest gebaut, die Mutter brütet, das Kind wird geboren und die Eltern müssen sich am Ende von ihrem Kind lösen. Die "Vogelhochzeit" war das erste, was ich für Kinder gemacht habe und daraus erklärt sich alles andere: Es ist sehr selten richtig eindeutig für Kinder, was ich mache.

Ihre Musik wird aber meist als Kindermusik wahrgenommen.

Zuckowski: Das Kind ist immer spürbar und ist natürlich auch hauptsächlich angesprochen in den meisten meiner kindlichen Lieder. Ein Lied wie "Ich bau mir eine Höhle", das ist ein richtiges Kinderlied. Aber in vielen anderen Liedern wie "Du da im Radio" oder "Und ganz doll mich", sogar "In der Weihnachtsbäckerei", ist auch der Bezug zu den Erwachsenen da. Das ist meine Art, Lieder zu schreiben. Andere haben eine andere. Ich kenne ja viele von den Kolleginnen und Kollegen und die schauen eben wo ihr Platz ist, wo sie wahrgenommen werden. Dann kommen eben manchmal so Sachen raus, die nun mal ganz anders sind als meine. Ich will das aber nicht beurteilen. Es ist ein ganz großes, buntes Feld geworden.

Die gefühlt allzu kurze Zeit zwischen Nestbau und dem Auszug der Kinder, das thematisieren Sie ja immer wieder: In "Wir könnten Freunde sein"  singt ein Junge darüber, wie sich die Rollen von Vater und Sohn verändern. Das Lied beginnt damit, dass der Vater den Sohn gerade noch getragen hat und endet mit der Zeile "Wart's ab, in ein paar Jahren trag ich dich", die das Kind an den Vater richtet.  Mich hat das ein bisschen traurig gemacht – das Nachdenken über die Vergänglichkeit. Ist das zu pathetisch?

Zuckowski: Pathetisch mag es für andere sein. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Man kann ja nichts richtig festhalten: Man weiß nicht, wie das eigene Leben verläuft, man weiß nicht, wohin das Kind sich entwickelt. Darum möchte man das, was man gerade hat und schön ist, am liebsten in Acryl gießen und denkt sich, könnte das nicht immer so bleiben? Aber so ist das Leben ja nicht. Umso älter man wird, desto mehr spürt man auch, was den Wert der Familie ausmacht. Das Lied, das Sie angesprochen haben, singt übrigens mein Sohn Andreas mit mir, der damals zwölf oder 13 Jahre alt war.

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Sie sind jetzt 75 und angeblich singt Ihre Frau an Ihrem Geburtstag immer "Wie schön, dass du geboren bist" für Sie.

Zuckowski: Ja natürlich! So fangen unsere Geburtstage immer an: Wir singen es uns beide  gegenseitig leise ins Ohr. Es ist unser Familiengeburtstagslied. Auch die Kinder: Die sind ja meistens die ersten, die am Geburtstag anrufen. Da gehört das immer dazu. Das ist ein schönes Gefühl.

Sie singen aber nicht nur mit Ihrer Familie, sondern ganz oft mit Kindern. War die Zusammenarbeit mit Kindern früher einfacher als heute?

Zuckowski: Ich habe das sehr lange nicht gemacht. Ganz am Anfang, etwa bei der "Vogelhochzeit" oder der "Schulweg-Hitparade", habe ich nur mit meiner Familie, meinem Umfeld und einer Hamburger Folkloregruppe gesungen. Später bin ich nach und nach in größere Umfelde gekommen, habe Schulkonzerte gegeben, mich in Stadtfeste eingebracht oder Chöre mit auf die Bühne genommen. Da sind mir dann immer wieder einzelne Kinder aufgefallen, von denen ich das Gefühl hatte, mit denen könntest du mehr machen. Da musste ich mich dann natürlich immer zuerst mit der Chorleitung und den Eltern abstimmen. Und dann war es mit diesen Kindern, die ich nicht selbst gecastet hatte, sondern die ich im Konzert oder bei der Probe entdeckt hatte, nie schwer. Es ging eher immer darum, gute Zeiten miteinander zu verbringen. Wir haben ein Wochenendhaus, in dem wir uns vor der Aufnahme der Alben oder vor Fernsehproduktionen zwei oder drei Tage in eine Art Camp zurückgezogen haben. Da haben sich die Kinder untereinander und oft auch mit mir angefreundet.

Und die Aufnahmen im Studio?

Zuckowski: Im Studio ist das dann immer eine etwas andere Situation. Da gibt es eine Regie und einen Aufnahmeraum mit Trennscheibe. Da kommen die Kinder nicht gut aus sich heraus und brauchten mich immer in der Nähe. Also habe ich immer bei den Kindern am Mikrofon gestanden, am Mischpult war nur der Techniker. So hatte ich auch in den Studioaufnahmen mit den Kindern immer Blickkontakt, konnte auch körpersprachlich sehen, ob es denen gut geht, ob sie eine Pause brauchen oder ob ich sie anders an ein Lied heranführen muss. Das war meine Arbeitsweise. Bei anderen habe ich beobachtet, dass sie die Kinder über aus der Regie heraus über die Kommandotaste angesprochen haben. Dabei kommen für mich nicht diese menschlich warmen Dinge heraus, die mir ganz wichtig waren.

Sie waren nicht nur in Aufnahmestudios unterwegs: Die "Vogelhochzeit" haben Sie angeblich im Schlafzimmer von Otto Waalkes aufgenommen?

Zuckowski: Das stimmt. Otto war in seinen ganz frühen Jahren in Hamburg in unserem Stadtteil ein sehr beliebter Künstler, aber sonst kannte ihn kaum jemand. Wir haben ihn ein-, zweimal bei Konzerten besucht und irgendwann habe ich ihn angesprochen und gefragt, ob wir nicht zusammenarbeiten sollten. Er hatte zwar schon einen Produzenten, aber wir wurden Freunde und wohnen heute nur 50 Meter auseinander. Als ich ihn das erste Mal in der Villa, in der er damals lebte, besucht habe, habe ich gesehen, dass die da eine komplette Studiotechnik mit riesigem Mischpult aufgebaut hatten. Im Schlafzimmer standen die Mikrofone. Da habe ich ihn gefragt, ob ich da mal Probeaufnahmen für die "Vogelhochzeit" machen dürfte. Allerdings ist das nicht die Aufnahme, die heute jeder kennt. Das war nur eine Art Demo.

Eine andere Anekdote geht so: Die berühmte "Weihnachtsbäckerei" haben Sie spontan im Auto komponiert?

Zuckowski: Genau, auf einer Fahrt in der Vorweihnachtszeit von Bochum nach Hamburg. Ich hatte mir zum ersten Mal ein Autotelefon gemietet und zu Hause angerufen. Da hörte ich Geklapper im Hintergrund, weil gebacken wurde. Ich habe dann drei Stunden lang vor mich hingesungen und an meine Familie gedacht. Da ich selbst kein Bäcker bin, habe ich mir etwas ausgedacht, was ein echter Bäcker nie gemacht hätte – dadurch ist das Lied zum Glück sehr lustig geworden und beschreibt ein kleines Chaos. Als ich zu Hause war, habe ich es dann gleich vorgesungen, das war die Uraufführung: in unserer Küche, wo gerade Plätzchen und ein Lebkuchenhaus fertig geworden sind.

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Was bedeutet Weihnachten für Sie?

Zuckowski: Weihnachten ist für mich schon ein ganz großer Schwerpunkt des Jahres. Weil wir zusammenrücken und weil wir die Generationen, die nicht mehr da sind, spüren können. Jeder denkt doch daran, wie es war mit Oma und Opa. Weihnachten ist für mich eine Insel im Strom der Zeit. Und wenn die Weltlage so ist, wie gerade, da sehnt man den Weihnachtsfrieden geradezu herbei.

Im Dezember wird Ihr Weihnachtsmusical "Die Weihnachtsbäckerei" in Würzburg aufgeführt. Für welches Alter ist das Stück geeignet?

Zuckowski: Ich würde nicht mit Kindern unter drei Jahren reingehen, weil es doch eine gute Stunde dauert. So lange zu sitzen ist für so kleine Kinder schwierig. Ich würde es ab vier Jahren empfehlen, das geht bestimmt gut. Mit meinem jüngsten Enkelkind würde ich nicht gehen, das ist gerade ein Jahr alt.

Das Musical 'Die Weihnachtsbäckerei' erzählt die Abenteuer von drei Geschwistern in der Vorweihnachtszeit - eingebettet in 20 Winter- und Weihnachtslieder von Rolf Zuckowski.
Foto: Schmidts Tivoli/Morris Mac Matzen | Das Musical "Die Weihnachtsbäckerei" erzählt die Abenteuer von drei Geschwistern in der Vorweihnachtszeit - eingebettet in 20 Winter- und Weihnachtslieder von Rolf Zuckowski.
Wie mein Sohn – da bleibt uns dann dieses Jahr also wieder nur Autofahren und Zuckowski-CDs hören...

Zuckowski: Sehr schöne Idee. Und zu Hause singen nicht vergessen! Die Kinder lieben es, wenn die Eltern mitsingen, dann kriegt das noch einmal eine besondere Kraft. 

Das klingt dann schiefer als bei Ihnen.

Zuckowski: Macht nichts. Das ist Papas Stimme und die ist immer Gold wert.

Das Musical "Die Weihnachtsbäckerei" wird am Dienstag, 13. Dezember, um 17.30 Uhr im Congress Centrum in Würzburg aufgeführt. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

 
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Kommentare
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  • R. E.
    Zuckowski ist einer der wenigen Menschen, die es geschafft haben, Brücken zu bauen. Vor dann, wenn die Eltern das erkannt haben und die Musik daheim laufen haben lassen. Für wen das gilt: für mich, meine Frau und zwei Kinder - mittlerweile 31 und 34 Jahre alt. Und dort wird die Musik - gerade erst heute - weiter gegeben. Jetzt halt nicht mehr als CD, sondern mit Spotify und Co.
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  • D. E.
    Gerade die "Weihnachtsbäckerei" ist doch mitten aus dem richtigen Leben!
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  • O. G.
    Herr Zuckowski ist eine Legende. Seine Musik hat unseren Sohn auf langen Autofahrten in den Urlaub so erfreut, dass solche Fahrten überhaupt erst möglich wurden. Und zwanzig Lieder sind dem Ziel wieder eine Stunde näher. Herzlichen Dank dafür!
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