
Jeder kennt seine Lieder, viele sind mit den Melodien aufgewachsen: An der "Vogelhochzeit", der "Schulweg-Hitparade" oder an Liedern wie "Wie schön, dass du geboren bist" und "In der Weihnachtsbäckerei" kommt man als Kind oder Elternteil kaum vorbei. Ein Gespräch mit Rolf Zuckowski über nervige Autofahrten, Familiengründung, seine Freundschaft zu Otto Waalkes – und Weihnachten.
Rolf Zuckowski: (lacht) Da hatte meine Musik ja eine therapeutische Wirkung gehabt. Ich habe schon sehr früh ein Kompliment gehört, das Pop- und Rock-Musiker wahrscheinlich grauenhaft finden: "Bei deiner Musik kann ich immer so schön einschlafen." Ich fand das immer schön. Ich habe auch einmal mit einem Psychotherapeuten über mein Lied "Ich schaff das schon" gesprochen. Dem habe ich erzählt, dass es Eltern gibt, die sagen, wenn man immer wieder die selben Lieder auf langen Autofahrten hören muss, sei das anstrengend.
Zuckowski: Er hat geantwortet, dass ich mich davon nicht beirren lassen soll. Kinder suchen nämlich in immer wieder neuen, fremden Umgebungen irgendetwas Vertrautes, das ihnen Halt gibt. Und dazu würden dann auch meine Lieder gehören – auch das fand ich eine sehr schöne Aussage.
Zuckowski: Kindermusik ist ein Begriff, über den man mal einen Moment nachdenken könnte. Nehmen Sie meine "Vogelhochzeit". Wenn Sie sich das Album genau anhören, ist das kein Kinderalbum, sondern ein Familienalbum: Mann und Frau verlieben sich, es wird ein Nest gebaut, die Mutter brütet, das Kind wird geboren und die Eltern müssen sich am Ende von ihrem Kind lösen. Die "Vogelhochzeit" war das erste, was ich für Kinder gemacht habe und daraus erklärt sich alles andere: Es ist sehr selten richtig eindeutig für Kinder, was ich mache.
Zuckowski: Das Kind ist immer spürbar und ist natürlich auch hauptsächlich angesprochen in den meisten meiner kindlichen Lieder. Ein Lied wie "Ich bau mir eine Höhle", das ist ein richtiges Kinderlied. Aber in vielen anderen Liedern wie "Du da im Radio" oder "Und ganz doll mich", sogar "In der Weihnachtsbäckerei", ist auch der Bezug zu den Erwachsenen da. Das ist meine Art, Lieder zu schreiben. Andere haben eine andere. Ich kenne ja viele von den Kolleginnen und Kollegen und die schauen eben wo ihr Platz ist, wo sie wahrgenommen werden. Dann kommen eben manchmal so Sachen raus, die nun mal ganz anders sind als meine. Ich will das aber nicht beurteilen. Es ist ein ganz großes, buntes Feld geworden.
Zuckowski: Pathetisch mag es für andere sein. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Man kann ja nichts richtig festhalten: Man weiß nicht, wie das eigene Leben verläuft, man weiß nicht, wohin das Kind sich entwickelt. Darum möchte man das, was man gerade hat und schön ist, am liebsten in Acryl gießen und denkt sich, könnte das nicht immer so bleiben? Aber so ist das Leben ja nicht. Umso älter man wird, desto mehr spürt man auch, was den Wert der Familie ausmacht. Das Lied, das Sie angesprochen haben, singt übrigens mein Sohn Andreas mit mir, der damals zwölf oder 13 Jahre alt war.
Zuckowski: Ja natürlich! So fangen unsere Geburtstage immer an: Wir singen es uns beide gegenseitig leise ins Ohr. Es ist unser Familiengeburtstagslied. Auch die Kinder: Die sind ja meistens die ersten, die am Geburtstag anrufen. Da gehört das immer dazu. Das ist ein schönes Gefühl.
Zuckowski: Ich habe das sehr lange nicht gemacht. Ganz am Anfang, etwa bei der "Vogelhochzeit" oder der "Schulweg-Hitparade", habe ich nur mit meiner Familie, meinem Umfeld und einer Hamburger Folkloregruppe gesungen. Später bin ich nach und nach in größere Umfelde gekommen, habe Schulkonzerte gegeben, mich in Stadtfeste eingebracht oder Chöre mit auf die Bühne genommen. Da sind mir dann immer wieder einzelne Kinder aufgefallen, von denen ich das Gefühl hatte, mit denen könntest du mehr machen. Da musste ich mich dann natürlich immer zuerst mit der Chorleitung und den Eltern abstimmen. Und dann war es mit diesen Kindern, die ich nicht selbst gecastet hatte, sondern die ich im Konzert oder bei der Probe entdeckt hatte, nie schwer. Es ging eher immer darum, gute Zeiten miteinander zu verbringen. Wir haben ein Wochenendhaus, in dem wir uns vor der Aufnahme der Alben oder vor Fernsehproduktionen zwei oder drei Tage in eine Art Camp zurückgezogen haben. Da haben sich die Kinder untereinander und oft auch mit mir angefreundet.
Zuckowski: Im Studio ist das dann immer eine etwas andere Situation. Da gibt es eine Regie und einen Aufnahmeraum mit Trennscheibe. Da kommen die Kinder nicht gut aus sich heraus und brauchten mich immer in der Nähe. Also habe ich immer bei den Kindern am Mikrofon gestanden, am Mischpult war nur der Techniker. So hatte ich auch in den Studioaufnahmen mit den Kindern immer Blickkontakt, konnte auch körpersprachlich sehen, ob es denen gut geht, ob sie eine Pause brauchen oder ob ich sie anders an ein Lied heranführen muss. Das war meine Arbeitsweise. Bei anderen habe ich beobachtet, dass sie die Kinder über aus der Regie heraus über die Kommandotaste angesprochen haben. Dabei kommen für mich nicht diese menschlich warmen Dinge heraus, die mir ganz wichtig waren.
Zuckowski: Das stimmt. Otto war in seinen ganz frühen Jahren in Hamburg in unserem Stadtteil ein sehr beliebter Künstler, aber sonst kannte ihn kaum jemand. Wir haben ihn ein-, zweimal bei Konzerten besucht und irgendwann habe ich ihn angesprochen und gefragt, ob wir nicht zusammenarbeiten sollten. Er hatte zwar schon einen Produzenten, aber wir wurden Freunde und wohnen heute nur 50 Meter auseinander. Als ich ihn das erste Mal in der Villa, in der er damals lebte, besucht habe, habe ich gesehen, dass die da eine komplette Studiotechnik mit riesigem Mischpult aufgebaut hatten. Im Schlafzimmer standen die Mikrofone. Da habe ich ihn gefragt, ob ich da mal Probeaufnahmen für die "Vogelhochzeit" machen dürfte. Allerdings ist das nicht die Aufnahme, die heute jeder kennt. Das war nur eine Art Demo.
Zuckowski: Genau, auf einer Fahrt in der Vorweihnachtszeit von Bochum nach Hamburg. Ich hatte mir zum ersten Mal ein Autotelefon gemietet und zu Hause angerufen. Da hörte ich Geklapper im Hintergrund, weil gebacken wurde. Ich habe dann drei Stunden lang vor mich hingesungen und an meine Familie gedacht. Da ich selbst kein Bäcker bin, habe ich mir etwas ausgedacht, was ein echter Bäcker nie gemacht hätte – dadurch ist das Lied zum Glück sehr lustig geworden und beschreibt ein kleines Chaos. Als ich zu Hause war, habe ich es dann gleich vorgesungen, das war die Uraufführung: in unserer Küche, wo gerade Plätzchen und ein Lebkuchenhaus fertig geworden sind.
Zuckowski: Weihnachten ist für mich schon ein ganz großer Schwerpunkt des Jahres. Weil wir zusammenrücken und weil wir die Generationen, die nicht mehr da sind, spüren können. Jeder denkt doch daran, wie es war mit Oma und Opa. Weihnachten ist für mich eine Insel im Strom der Zeit. Und wenn die Weltlage so ist, wie gerade, da sehnt man den Weihnachtsfrieden geradezu herbei.
Zuckowski: Ich würde nicht mit Kindern unter drei Jahren reingehen, weil es doch eine gute Stunde dauert. So lange zu sitzen ist für so kleine Kinder schwierig. Ich würde es ab vier Jahren empfehlen, das geht bestimmt gut. Mit meinem jüngsten Enkelkind würde ich nicht gehen, das ist gerade ein Jahr alt.

Zuckowski: Sehr schöne Idee. Und zu Hause singen nicht vergessen! Die Kinder lieben es, wenn die Eltern mitsingen, dann kriegt das noch einmal eine besondere Kraft.
Zuckowski: Macht nichts. Das ist Papas Stimme und die ist immer Gold wert.
Das Musical "Die Weihnachtsbäckerei" wird am Dienstag, 13. Dezember, um 17.30 Uhr im Congress Centrum in Würzburg aufgeführt. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.