Das Bild vermittelt den Eindruck einer heiteren Herrenrunde. Als "gelöst" beschreibt der Würzburger Peter Bofinger das Zusammentreffen mit Papst Franziskus dieser Tage in Rom. Und doch, so berichtet der Wirtschaftprofessor und langjährige Wirtschaftsweise, meinte er die Bürde zu spüren, die "Last der Welt", an der das katholische Kirchenoberhaupt trägt. Zum Abschied schüttelte ihm der Papst die Hand und meinte auf Deutsch: "Beten Sie für mich. Es ist schwer."
Gemeinsame Themen von Papst und Wirtschaftskommission
Bofinger weilte mit Mitgliedern der internationalen "Commission for Global Economic Transformation" (CGET –Kommission für den globalen wirtschaftlichen Umbau) zu Gesprächen im Vatikan. Die Ökonomen – Bofinger gehört der Gruppe seit 2017 an – trafen sich mit engen Mitarbeitern des Papstes zu Fragen der Weltwirtschaft und der Bildung junger Menschen. Sie kamen aus der Schola Occurrentes, ein vom Papst geschaffenes Netzwerk von Schulen und Universitäten zur Förderung junger Menschen aus armen Regionen.
Zum Ende der Gespräche kam es zur persönlichen Begegnung mit Papst Franziskus. Bofinger sprach ihn auf seine vielbeachtete Umwelt-Enzyklika "Laudato sì" an, schließlich beschäftigt sich der Papst darin mit Fragen des nachhaltigen Wirtschaftens, der Ressourcen, der Verteilungsgerechtigkeit und der Versöhnung von Ökonomie und Ökologie. "Das sind auch unsere Themen in der Kommission", sagt Bofinger. Der Geist der Enzyklika müsse Eingang auch in die deutsche Politik finden. Bofinger will sich darum bemühen, dies habe er dem Papst zugesichert.
Bofinger als einziger deutscher Vertreter in Kommission
Der Würzburger Wirtschaftsexperte war vom Institut für Neues Ökonomisches Denken (INET) in die internationale Kommission zur Umgestaltung der Weltwirtschaft berufen worden. Er ist der einzige deutsche Vertreter in dem 17-köpfigen Gremium renommierter Ökonomen, das von den Wirtschaftsnobelpreisträgern (2001) Joseph Stiglitz und Michael Spence geleitet wird.
Das INET mit Sitz in New York wurde 2009 mit dem Ziel gegründet, innovative Wirtschaftstheorien und -ideen mit Blick auf drängende gesellschaftliche Fragen zu fördern. Die Kommission trifft sich laut Bofinger derzeit etwa alle sechs Wochen. Spätestens Anfang 2020 sollen der Öffentlichkeit erste Ergebnisse vorgestellt werden – zunächst in Teilberichten wie etwa zu Fragen von Ökologie, Einkommensverteilung oder Handel.