
Mit der Würzburger Band Miles gewann er Platin-Schallplatten und wurde international bekannt. Unter dem Namen Monta startete er anschließend sein Soloprojekt. Doch Tobias Kuhn war die letzten Jahre vor allem als Songschreiber und Produzent für andere erfolgreich, etwa Tomte, Udo Lindenberg, Die Toten Hosen, The Kooks, Clueso oder Feine Sahne Fischfilet. Nun hat der 48-Jährige nach 16 Jahren wieder ein Album aufgenommen - "Pacific", es erscheint am 26. Januar bei Cargo Records. Im Interview erzählt er, warum das so lange gedauert hat und warum ein Besuch im elterlichen Keller in Würzburg entscheidenden Anteil daran hatte.
Das letzte Monta-Album ist 2007 erschienen. Wie ist es jetzt zum Nachfolger gekommen?
Tobias Kuhn: Ich hatte zwischendrin zwei Alben aufgenommen, aber nie veröffentlicht. Es hat sich nicht nach dem richtigen Zeitpunkt angefühlt oder die Songs haben mir nicht mehr gefallen. Vielleicht bin ich durch meine Produzentenjobs kritischer geworden als früher. Dadurch hat sich alles verzögert und seit 2006 habe ich immer mehr mit anderen Künstlern an deren Musik gearbeitet. Als ich jetzt nach Wien gezogen bin, hatte ich die Idee mit meinem langjährigen Toningenieur Jonas Holle, mit dem ich sehr viele Platten gemacht habe, dass er das Album produziert.
Bei der Entstehungsgeschichte von "Pacific" hat auch ein Besuch bei Deinen Eltern in Würzburg eine Rolle gespielt. Welche?
Kuhn: Wir haben dort den Keller der Wohnung leergeräumt, und da bin ich auf eine Kiste mit alten Super-8-Filmen gestoßen, die mein Vater damals gedreht hat, als wir noch in England oder China gewohnt haben. Das war so ein Moment, in dem ich festgestellt habe, wie vergänglich alles ist und dass man nur dieses eine Leben hat. Das war ein wichtiger Impuls dafür, dass ich Lust darauf hatte, eine Platte zu machen. Wenn man 20 oder 22 Jahre alt ist, spürt man gar nicht, dass alles irgendwann vorbei ist. Aber wenn man älter wird und Kinder hat, merkt man, dass man alle Momente nur einmal lebt.
Sind die zehn Songs eine Art akustisches Tagebuch Deiner Kindheit und Jugend?
Kuhn: Es gibt Songs, die auf jeden Fall nostalgisch sind, andere weniger. Meine Alben waren bisher nie besonders konzeptionell, das hat sich mit "Pacific" nicht geändert. Da ist jeder Song eine Momentaufnahme. Bei den beiden Videos zu den Songs "Julia" und "Dragonfly" hat es sich einfach ergeben, dass wir die alten Super-8-Aufnahmen dafür verwenden. Die Stimmung wird in den Clips auch unheimlich gut getroffen.
Gib mir ein Beispiel für so einen persönlichen Song. Worum geht es in "Julia"?
Kuhn: Damals bin ich immer mit meinem Vater mit dem Fahrrad von der Wohnung zum Markt gefahren und da gab es den Plattenladen Andy’s Records, der einen Stand zwischen all den Gemüseständen auf dem Marktplatz von Cambridge hatte. Da hat mein Vater jede Woche Platten gekauft. Von Lou Reed, über XTC bis zu The Smiths oder Sex Pistols. Alles, was Ende der 70er, Anfang der 80er eben herauskam. Daran erinnere ich mich sehr gerne zurück. Diese Platten gibt es nach wie vor und ich habe vor einem Jahr meinen Plattenspieler aus der Mottenkiste geholt und wieder angeschlossen.
Die Songs sind über einen längeren Zeitraum hinweg entstanden, weil Du als Produzent viel zu tun hast und viel unterwegs bist. Wie lief das?
Kuhn: In den letzten Jahren bin ich immer wieder nach Los Angeles geflogen, vor allem zum Schreiben für andere Künstler. Da ist zum Beispiel der Song "Pacific" gemeinsam mit den beiden Damen von der Band Lucius entstanden. Ich habe aber auch einen Song mit Philipp Steinke geschrieben, ein Produzentenkollege, mit dem ich sehr viel Filmmusik schreibe. Wir waren zwei Wochen in Sizilien und haben den Song geschrieben. Zwei oder drei Songs sind aber auch in London entstanden, wo ich immer wieder bin. Manche Songs habe ich im vergangenen Jahr geschrieben und manche sind schon vier oder fünf Jahre alt.
Die ersten beiden Monta-Alben haben sehr gute Kritiken erhalten, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass die Musik immer noch ein Geheimtipp ist. Eigentlich hätte sie mehr Aufmerksamkeit verdient. Was erwartest Du selbst vom neuen Album?
Kuhn: Ich finde es wichtig, dass das Album veröffentlicht wird und alle es hören können, die Lust darauf haben. Aber jeglichen Anspruch auf kommerziellen Erfolg habe ich schon vor Jahren abgelegt. Ich glaube nicht, dass Ehrgeiz der richtige Weg ist. Abgesehen davon besteht mein anderes Leben daraus, Filmmusik zu schreiben oder Songs von anderen Künstlern zu produzieren. Das nimmt auch einen großen Teil meines Lebens ein. Außerdem habe ich auch noch Familie. Wenn ich ehrlich bin, bin ich einfach nur froh, dass es herauskommt.
Wird es auch Konzerte von Monta geben? Oder ist das ein reines Studioprojekt?
Kuhn: Wenn überhaupt, dann nächstes Jahr. Aber damit wäre großer Aufwand verbunden. Ich müsste mir die richtigen Musiker suchen und alle Songs einproben. Aber Lust hätte ich schon. Das mache ich davon abhängig, ob Leute überhaupt Interesse haben an den Songs. Das spürt man einfach.