"Bitte wenden!" Unter diesem Motto hat der Kreisverband Mainfranken-Rhön des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) den Kandidatinnen und Kandidaten für die beiden Spitzenämter in Stadt und Landkreis Würzburg bei der Kommunalwahl auf den Zahn gefühlt.
Rund 150 Menschen kamen zur Podiumsdiskussion ins Grombühler Fechenbach-Haus – die meisten von ihnen waren entweder Mandatsträger, Kandidaten für Stadtrat oder Kreistag und engagierte Bürger, die sich beim VCD und im Bündnis "Verkehrswende Jetzt" für ein Umdenken in Sachen Mobilität einsetzen. Auf das Podium eingeladen hatte der VCD nur die fünf Parteien, die einen OB- und einen Landrats-Kandidaten oder -Kandidatin aufgestellt haben. Im Duett hatten die Wahlkämpfer dann jeweils maximal vier Minuten Zeit, ihre Ziele und Absichten zu den beiden Themen ÖPNV und Radverkehr zu Gehör zu bringen.
Schwerer Stand für Freie Wähler
Was der allergrößte Teil der Menschen im Saal sich wünscht und von den Kandidaten auch hören wollte, war vorher klar: Der VCD und das Würzburger Bündnis stehen für eine konsequente Verkehrswende weg vom eigenen Pkw hin zu einem attraktiven ÖPNV und sicheren, schnellen und bequemen Radwegen.
Aufgrund dieser Konstellation war es wenig verwunderlich, dass vor allem die beiden Vertreter der Freien Wähler, Landratskandidat Felix von Zobel und OB-Kandidat Volker Omert, teilweise einen schweren Stand hatten. Omert wurde von einigen Zuhörern sogar kurz ausgebuht, als es um den Radverkehr in der Stadt ging. "Wir können nicht allen alles recht machen, sondern müssen Kompromisse finden. Es muss ein Miteinander der Verkehrsmittel geben", sagte Omert unter anderem.
Können die Niederlande ein Vorbild sein?
Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der für die CSU, FDP und das Bürgerforum antritt, verwies auf die teilweise schwierigen Verhältnisse im Stadtgebiet und bat um Geduld: "Was die Niederländer seit Jahrzehnten machen, werden wir in sechs Jahren nicht umsetzen können." Hauptproblem seien die Lückenschlüsse in einem historisch gewachsenen Radwege-System, so Schuchardt. Einer Antwort auf die Frage aus dem Publikum, warum Würzburgs Straßen fast immer nur für Radfahrer, aber nur selten für parkende Pkw zu eng sind, blieb der OB schuldig.
Besser kamen die Aussagen von Grünen, SPD und Linken an: Alle drei Parteien gehören zum Verkehrswende-Bündnis, ihre Kandidaten wollen sich als OB oder Landrat für spürbare Verbesserungen des Radverkehrs einsetzen. "Wir müssen mit demselben Engagement Radwege planen, mit dem bisher Straßen geplant werden", betonte Sebastian Roth, OB-Bewerber der Linken.
Heilig: Pkw-Verkehr verringern
Seine SPD-Konkurrentin Kerstin Westphal ging noch ein Stück weiter: "Wir müssen in Zukunft erst Geh- und Radwege planen und dann schauen, was für den Autoverkehr noch übrig bleibt." Auch der grüne OB-Kandidat Martin Heilig will den Radverkehr deutlich sicherer und attraktiver machen, aber gleichzeitig "keinen Kulturkampf in der Stadt". Sein Ziel sei es, den Pkw-Verkehr im Stadtgebiet jedes Jahr maßvoll um drei Prozent zu verringern, sagte Heilig.
Weniger kontrovers ging es beim Thema ÖPNV zu – alle zehn Podiumsgäste waren sich darüber einig, dass es in den Stadtteilen und im Landkreis Verbesserungen geben muss – in der Stadt vor allem durch neue Straßenbahnlinien ans Hubland und in den Würzburger Norden.
Kann sich der Landkreis einen Gratis-ÖPNV leisten?
Die größten Unterschiede gab es bei Fahrpreisen und Finanzierung: Während sich Simone Barrientos, Landkreis-Kandidatin der Linken, als "Fernziel" einen komplett kostenlosen ÖPNV vorstellen kann, hält Felix von Zobel das für ausgeschlossen: "Das können wir uns im Landkreis nicht leisten."
CSU-Landratskandidat Thomas Eberth betonte, dass der Nahverkehr nur von Stadt und Landkreis gemeinsam gestaltet werden könne: "Würzburg bleibt unser Zentrum, wir brauchen einen geregelten ÖPNV mit vernünftigen Preisen."
Die beiden stellvertretenden Landrätinnen Karen Heußner (Grüne) und Christine Haupt-Kreutzer (SPD) waren so gut wie in allen Punkten einer Meinung: 365-Euro-Ticket, gute Taktung der Buslinien in alle Stadtteile und Gemeinden, und attraktive Umstiegsmöglichkeiten von Pkw oder Fahrrad auf den Schienen-Nahverkehr gehören zu den Forderungen in ihren Wahlprogrammen.
Sie haben vollkommen Recht!Da aber in der heutigen Zeit nur noch Ellenbogen und Egoismus regieren hat man sich mit dem Diktat verbohrter „Thunberg-Jünger“und deren Gefolge abzufinden.
Herr Omert und Herr von Zobel rechtfertigten beim Radverkehr ein "weiter so" und stießen damit auf Unverständnis.
Wer jahrzehntelang nur für Autos geplant hat, und sich noch heute schwer tut, zeitgemäße Konzepte für Fußgänger*innen und Radverkehr zu verwirklichen, braucht sich über deren Protest nicht zu wundern.
Ebenso beim Öffentlichen Personen-Nahverkehr:
Der ÖPNV soll die Stadt und den Landkreis verbinden.
Stattdessen wird kleinräumig in Waben parzelliert, was ein Verkehrsverbund sein sollte!
Die GRÜNEN mit Karen Heußner und Martin Heilig haben ein klares Konzept:
Attraktiven ÖPNV mit besserem Angebot und fairen Tarifen.
Jahresticket 250,- / Monatsticket 25,- / Tagesticket 4,-
und 2 Std. fahren im gesamten Verbund für 2,- Euro
Details
https://karenheussner.de/mobilitaet-fuer-alle
https://www.martin-heilig.de/ideen-zum-oepnv/#toggle-id-1
Das gemeinsame Konzept wurde im Juli 2019 vorgestellt.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Gruene-fordern-kostenlosen-OEPNV-fuer-alle-unter-18-Jahren;art735,10266783