Ein Leben ohne Bücher kann sie sich nicht vorstellen. Das war aber nicht das ausschlaggebende Kriterium, weshalb sich die Gemeinde Höchberg für Katja Kraus als neue Leiterin der Höchberger Bibliothek entschieden hatte. Überzeugt hat sie vor allem mit ihrem Ziel, übergreifende Projekte in Zusammenarbeit mit dem künftigen Kulturmanager, dem Jugendzentrum und den Schulen in Angriff zu nehmen. Sprich: eine gute Vernetzung ist ihr Credo.
"Sicher stehen Bücher im Vordergrund, aber mir ist vor allem wichtig, Programme für alle Menschen zu entwickeln und diese auf die Vielfalt der Möglichkeiten aufmerksam zu machen", sagt die studierte Volkskundlerin, die zunächst 20 Jahre lang als Museumspädagogin tätig war und immer wieder ehrenamtlich in der Höchberger Bibliothek gearbeitet hat. Ganz besonders liegen ihr die Schulen und Kindergärten am Herzen, für die es bereits seit geraumer Zeit spezielle Führungen gibt, Klassensätze verliehen und Autorenlesungen organisiert werden. "Es geht auch darum, den Kindern nahe zu bringen, was hinter einem Buch steckt, wie es entsteht", erklärt die 55-Jährige.
Breites Spektrum an Formaten
Dafür hat sie ein gut aufgestelltes Haus übernommen, das über viele Medien verfügt. Dies hat sie nicht zuletzt ihrer Vorgängerin Martha Maucher zu verdanken. Diese hatte sich von 2011 bis 2020 immer wieder etwas Neues für "ihre" Leseratten einfallen lassen, wofür sie etliche Auszeichnungen erhielt, zuletzt den Kinderbibliothekspreis. Maucher selbst ist seit dem 1. Oktober Direktorin der Würzburger Stadtbücherei im Falkenhaus.
Ob DVD, CD, Hör- oder Sachbuch, Krimi, Belletristik, Zeitschriften oder Lexika - die Auswahl ist umfangreich. "Und da wir dem Verbund e-medien Franken angehören und viele weitere digitale Angebote haben, ist die Palette riesengroß", so Katja Kraus. Ein breites Spektrum sei vor allem wichtig, wenn man für Jugendliche attraktiv bleiben wolle, so Kraus, die die vorhandenen Formate nicht nur pflegen, sondern auch ausbauen möchte. "Erwachsene werden vermutlich nach wie vor eher zu einem Buch greifen, weil sie die haptische Wahrnehmung bevorzugen, aber das jüngere Klientel wächst zunehmend digital auf." Das habe sich vor allem im Corona-Jahr bestätigt, in dem die digitale Ausleihe vermehrt genutzt wurde. Zudem plant sie Gaming-Workshops, für die sie sich allerdings Hilfe von außen holt.
Außerdem werden seit gut vier Wochen wieder Bücherbestellungen entgegen genommen, die an der Tür zur Abholung bereit stehen. "Das wird super angenommen, so dass wir trotz fehlenden Publikumsverkehrs gut zu tun haben." Dennoch freut sie sich gemeinsam mit ihrem fünfköpfigen Team auf den Tag, an dem endlich wieder kleine wie große Besucher durch die Regale schnuppern.
Neben der Pflege der vorhandenen Formate plant Kraus im Hinblick auf das 300-jährige Jubiläum der Höchberger Synagoge in diesem Jahr noch verschiedene Projekte mit der örtlichen Präparandenschule sowie mit den Vereinen, um die 1275-Feier der Gemeinde in zwei Jahren vorzubereiten. Unterstützung erfahre sie dabei nicht nur seitens der Gemeinde, sondern auch vom Freundeskreis der Bibliothek.
Und was ist ihre Lieblingslektüre? "Ich lese immer zwei Bücher gleichzeitig: nachts Krimis auf dem Tolino (ebook-Reader) und tagsüber analog Belletristik", verrät die 55-Jährige, die als Kulturvermittlerin verstanden werden möchte. Wohl auch ein Grund dafür, warum sie die Bibliothek in erster Linie als einen Ort der Begegnung versteht. "Hier soll man auch einfach mal nichts tun können." Das lichtdurchflutete Obergeschoss sei dafür geradezu prädestiniert, meint sie und fügt hinzu: "Ich habe einen tollen Arbeitsplatz."
Die Bibliothek Höchberg ist eine gemeinnützige öffentliche Einrichtung der Gemeinde und kann unter Vorweis eines Bibliotheksausweises von jedermann genutzt werden. Die Ausleihe aller Medien ist kostenlos.