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Würzburg
Warum Würzburger Wirte die AfD-Wahlveranstaltung platzen ließen
Die AfD suchte in Würzburg vergeblich nach einem Ort für ihre Wahlveranstaltung. Das sagen die beteiligten Wirte und die Partei dazu.
Die Wahlveranstaltung der AfD in Würzburg am Samstag kann nicht stattfinden, weil die Wirte die Reservierung der Partei stornierten.
Foto: Markus Scholz | Die Wahlveranstaltung der AfD in Würzburg am Samstag kann nicht stattfinden, weil die Wirte die Reservierung der Partei stornierten.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:12 Uhr

Bisher trat die AfD in Würzburg und dem Landkreis kommunalpolitisch kaum in Erscheinung. Das ändert sich jetzt, denn die Partei tritt bei der Kommunalwahl am 15. März mit einer Stadtrats- und Kreistagsliste und einem Landratskandidaten an. Deshalb wird der Kreisverband Würzburg der AfD nun auch im Vorfeld der Wahl aktiv. Für Samstag, 15. Februar, hatte die AfD in den Würzburger Hofbräukeller zur Veranstaltung "Energiewende in den Blackout" mit dem Bundestagsabgeordneten Rainer Kraft geladen.

Der AfD-Stadtratskandidat Silvio Kante reservierte im Hofbräukeller einen Raum für 80 bis 100 Personen für eine Wahlveranstaltung. Allerdings gab Kante bei der Reservierung nicht an, dass die AfD der Veranstalter ist. Als Wirt Reinhard Henke nun erfuhr, um wen es sich bei dem Veranstalter handelt, hat er die Reservierung sofort storniert."Wir wollen mit der AfD nichts zu tun haben", so Henke. 

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AfD reservierte unter falschem Vorwand

In einer E-Mail an Kante, die dieser Redaktion vorliegt, schreibt er:"Wie wir erst jetzt in Erfahrung bringen konnten, handelt es sich bei Ihrer Reservierung um eine Wahlveranstaltung der AfD am 15.2.2020, die Sie in unseren Räumen abhalten wollten. Dies wurde wie schon bei früheren Anfragen bewusst nicht mitgeteilt." Bei der Reservierung habe Kante nur von einer Wahlveranstaltung eines Bürgervereins gesprochen, so Henke gegenüber dieser Redaktion.

Werbeplakat der AfD für eine Veranstaltung, die nicht stattfinden wird, weil der Wirt die Reservierung storniert hat.
Foto: Facebook AfD Würzburg | Werbeplakat der AfD für eine Veranstaltung, die nicht stattfinden wird, weil der Wirt die Reservierung storniert hat.

Ihm sei nicht bewusst gewesen, dass es nötig sei, die Partei zu nennen, so Kante in seiner Antwort an den Wirt. Allerdings habe er sehr wohl mitgeteilt, dass es sich um eine Wahlveranstaltung handle. Im Anschluss hatte die AfD einen anderen Veranstaltungsort gesucht und zunächst auch gefunden. Wie einem Facebook-Post des Kreisverbands zu entnehmen war, sollte die Veranstaltung mit dem Bundestagsabgeordneten Rainer Kraft, der in der AfD zu den Gründungsmitgliedern des völkisch-nationalistischen Flügels zählt, im Restaurant Poseidon, der Sportgaststätte des TSV Rottendorf, stattfinden. 

Robert Hesselbach, Medienvorstand des Vereins, weiß: "Dort treffen sich häufiger AfD-Vertreter im Nebenraum der Gaststätte zum Stammtisch. Solange dort keine rechtsextremen Äußerungen getätigt werden, ist das für uns in Ordnung."

Reservierung der AfD auch in Rottendorf storniert

Im Poseidon hatten die AfD-Vertreter laut Verein eine Schulung angemeldet. Weil aber sowohl die Wirte in Rottendorf als auch der Verein keine AfD-Wahlveranstaltung in ihrem Haus haben möchten, wurde auch diese Reservierung storniert. Außerdem findet am gleichen Tag in der angrenzenden Halle die zweite Prunksitzung der Rottendorfer Karnevalsgesellschaft statt. Mittlerweile hat auch die AfD ihre Wahlveranstaltung abgesagt.

Auf Anfrage dieser Redaktion äußerte sich nach der doppelten Absage auch Wolfgang von Eyb, Pressesprecher des AfD-Kreisverbands Würzburg und Spitzenkandidat für den Würzburger Stadtrat. Er berichtete, dass bereits eine Vielzahl von Wahlveranstaltungen ausfallen musste und die Partei selbst für interne Veranstaltungen Probleme habe, Wirte zu finden. Auf konkrete Nachfragen zu dem Vorfall antwortete er bisher nicht. 

Mittlerweile gelöschter Facebook-Post des AfD-Bundestagsabgeordneten Rainer Kraft zur Absage der Wahlveranstaltung in Würzburg.
Foto: Screenshot Facebook/Rainer Kraft | Mittlerweile gelöschter Facebook-Post des AfD-Bundestagsabgeordneten Rainer Kraft zur Absage der Wahlveranstaltung in Würzburg.

Abgeordneter beschuldigt via Facebook die Antifa

Der Bundestagsabgeordnete, der bei der Veranstaltung zu Gast sein sollte, äußerte sich über Facebook. Unter dem Titel "Wegen Antifa: Veranstaltung in Würzburg abgesagt" schrieb Kraft, dass die Veranstaltung am Samstag nicht stattfinden könne, weil sich die Wirte durch die angekündigten Proteste der Antifa Würzburg eingeschüchtert fühlten. Die Antifa hatte in den sozialen Netzwerken zu Protesten gegen die Veranstaltung aufgerufen.

"Von diesen Protesten habe ich gar nichts mitbekommen. Deshalb haben wir die Veranstaltung nicht abgesagt", erklärte der Wirt des Würzburger Hofbräukellers Henke auf Nachfrage. Auch beim TSV Rottendorf und der Gaststätte Poseidon spielten die angekündigten Demonstrationen für die Absage keine Rolle.

Hinweis: In der ursprünglichen Version des Artikels war ein Facebook-Post des AfD-Bundestagsabgeordneten Rainer Kraft eingebunden. Dieser Post wurde mittlerweile von Kraft gelöscht. Einen Screenshot davon sehen sie nebenan.

 
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  • rebnik
    Ich finde, es gibt eine unheimliche Parallele des Veranstaltungsortes Hofbräukeller zum Münchener Hofbräukeller: Der nachmalige deutsche Diktator Adolf Hitler hielt seine erste parteipolitische Rede… im Hofbräukeller, deren Verlauf er in seinem berüchtigten Buch Mein Kampf darstellte; auch danach war der Hofbräukeller oft Schauplatz politisch rechter Veranstaltungen (Wikipedia).

    Die AfD hat sich mit dem Verschweigen ihrer Identität bei der Reservierung selbst ins Unrecht gesetzt; zu behaupten, die Abweisung geschehe aus Angst vor "Antifa-Terror" schlägt dem Fass den Boden aus.

    Wenn sich die AfD jedoch so im Recht sieht, sollte sie gegen die Aussperrung klagen.
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  • info@softrie.de
    Warum wählt man die AfD?
    Kleiner Buchtipp: Julia Shaw - Böse.
    Wer Anhänger von Buchhandlungen ist, kann dieses Buch auch in einer örtlichen Handlung bestellen und muss das nicht im Internet tun.
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  • Hery.Mennig@web.de
    Mein Dank an die Wirte! Diese Haltung läuft für mich unter dem Begriff "Wehret den Anfängen" und das ist auch gut so! Dass die AfD Räume reservieren will, ohne offen zu legen, dass es sich um eine AfD-Veranstaltung handelt, zeigt, dass die sich sehr wohl bewusst sind, dass mehr als 75 % der Bevölkerung diese Partei und ihre Ideologie ablehnt. Jetzt sieht man sich wieder mal in der Opferrolle. Dabei darf nicht vergessen werden, dass bei AfD-Veranstaltungen kritische Journalisten regelmäßig nicht zugelassen werden. Allein das zeigt schon, welches Demokratieverständnis diese Partei hat. Dieses ist nämlich sehr einseitig. Nur was der AfD genehm ist, ist nach deren Meinung demokratisch. Was aber bei solchen Veranstaltungen geredet und diskutiert wird dürfen nur "linientreue" Journalisten hören.
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  • Arcus
    Wir brauchen sie nicht die AFD und auch keine FDP, die auf dem Rücken von Faschisten versucht als Splitterpartei ins thüringer Ministerpräsidentenamt zu reiten.
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  • TLW-tu_W
    Es gibt bereits die sehr gute Partei DIE PARTEI.
    Da muss man nichts mehr gründen.
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  • tommy33
    Was ist an der Partei sehr gut?
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  • r.kerber@web.de
    gut so! ich würde es begrüßen, wenn die afd überhaupt nicht stattfinden würde. wenn es keinerlei berichterfattung über diese rechtsaußen geben würde. nichts! völliges ignorieren dieser "partei" in den medien. keine nachrichten, keine artikel. kein bühne, keine erwähnung in irgendwelchen medien. totschweigen und so tun, als gäbe es die afd und deren protagonisten nicht.
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  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • Michael Fischer
    Das nennt man Demokratie. Wenn man die AFD schon vorher schlecht redet und ihnen Räume verwehrt. Die Machenschaften der Demokratieauflösung kommen immer mehr zu Geltung.
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  • wolfgang.stimmler@mail.de
    Es ist die Entscheidung des Wirts, wen er in sein Haus lässt. Dass die Afd sich als harmloser Bürgerverein tarnt, kam auch nicht zum ersten Mal vor. Schon alleine deswegen kann man die Absage versterhen. Wenn schon da getäuscht und getrickst wird, ist das kein gutes Argument für eine vertrauensvolle Vertragsbasis. Und mit Faschisten will offensichtlich ohnehin auch in Würzburg kein Wirt etwas zu tun haben. Und das ist gut so.
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  • holle4es
    Frau Luxemburg hat bekanntermaßen die NS Zeit nicht mehr erlebt, sonst hätte sie ihre Aussage vielleicht etwas differenizierter geäußert!
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  • rebnik
    @ hentinger: Ich hoffe mal für Sie, dass Sie sich in Ihrem eigenen Wust von Ironie und Doppelironie noch zurechtfinden...
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  • rebnik
    Einverstanden, aber das trifft ja am ehesten für die AfD zu, Alleinvertretungsanspruch für die einzige politische Wahrheit gegenüber den Altparteien, deutschnationales Elitedenken, Ablehnung gesellschaftlichen Pluralismusses.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Es steht jedem Gastwirt frei zu entscheiden, wem er seine Räumlichkeiten vermietet oder eben auch nicht.

    Punkt. Aus.
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  • info@softrie.de
    Dann wird er halt verklagt und verliert vor Gericht.
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  • rebnik
    Na, was haben Sie da wieder für Spitzfindigkeiten versteckt? Kleiner Schlingel Sie! grinsen

    Im Focus Artikel, den Sie empfehlen, geht es um eine öffentlichen Gaststätte auf einer städtischen Sportanlage, in der AfD-Höcke von Behörden der Stadt München ein Hausverbot erteilt wurde, was das Verwaltungsgericht München jedoch aufhob.

    Aber hier geht es glaub ich um eine private Gaststätte.
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  • rebnik
    grinsen grinsen grinsen Das war ein gelungener Gag, Herr hentinger!
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  • Franken48
    Die AfD hat jetzt erst 7 Millionen geerbt. Die können selbst sich eine Kneipe kaufen. Die Wirte die die AfD ablehnen, würde ich auch nicht mehr betreten.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Die Wirte, die die AfD ablehnen, würden Sie nicht mehr betreten!?

    Seit wann kann man Menschen betreten, bis jetzt war mir nur bekannt, dass man Räume betreten kann ...

    Aber davon ab:

    Wenn Sie alles meiden wollen, was die AfD abhehnt, dann können die Menschen, die der AfD kritisch gegenüber stehen, wenigstens in Ruhe ihren Erledigungen nachgehen, ob Einkaufen, Essen gehen etc.

    Sehr gut ...

    Und wenn die AfD sich eine Kneipe kaufen kann, damit sie ihr kruses völkisch-nationales
    Gedankengut verbreiten kann, dann muss dass aber eine mobile Kneipe sein, deshalb, falls woanders die Gastwirte ebenfalls vernünftig sind und der AfD keine Räumlichkeiten
    zur Verfügung stellen.
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  • 2ostsee
    Wie schön...........
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