Eine Hitzewelle nach der anderen rollt über Unterfranken hinweg – und die Lust auf Abkühlung in öffentlichen Bädern war selten so groß wie in diesem Sommer. Doch dieses Vergnügen ist in Gefahr: Laut Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS) gibt es einen eklatanten Schwimmmeistermangel. Immer öfter müssten Öffnungszeiten reduziert und Becken geschlossen werden.
Schlechte Arbeitsbedingungen
Ganz so dramatisch schaut die Situation in Bayern noch nicht aus, sagt Robert Kratzenberg, Vorsitzender des BDS-Landesverbandes in Bayern nicht gehen: „Noch merken die Kunden nichts vom Engpass.“ Die Öffnungszeiten in bayerischen Schwimmbädern könnten trotz des Fachkräftemangels gerade noch aufrechterhalten werden. Das ginge aber nur auf Kosten der Schwimmmeister, die mit außergewöhnlich langen Schichten und zu wenig Freizeitausgleich zu kämpfen hätten.
Ähnliche Erfahrungen hat Philipp Spensberger, Leiter des Schweinfurter Freizeitbades Silvana gemacht: „Uns fällt es immer schwerer, Aushilfen zu finden. Wegen den ungünstigen Arbeitszeiten und dem Schichtbetrieb will keiner mehr den Job machen.“ Das macht sich auch bundesweit bemerkbar.
Rund 2500 Stellen sind bundesweit unbesetzt, etwa 400 Städte und Gemeinden suchen nach Fachkräften, aber auch zunehmend nach Saisonarbeitern und Ehrenamtlichen. 6500 Bäder gibt es aktuell in Deutschland. Unterfranken kann mit 133 Hallen- und Freibädern aufwarten. Noch. Denn auch hier wird händeringend nach Personal gesucht. So auch im Kitzinger Freibad Mondseeinsel.
Schlechte Berufsaussichten
Am frühen Nachmittag sind dort zurzeit vier Bademeister unterwegs, sowohl Festangestellte als auch Rettungsschwimmer, die als Zusatzkräfte aushelfen. „Personal zu finden, ist schon länger ein Problem, aber durch den heißen Sommer hat sich das jetzt richtig verschärft“, so Betriebsleiterin Verena Dambach.
Der Vorsitzende des unterfränkischen Bezirksverbandes der DLRG, Michael Germer, bestätigt den Personalmangel in der Branche. Es gebe, so Germer, immer weniger Ehrenamtliche, die als Badeaufsicht arbeiten wollen.
Der Präsident des BDS, Peter Harzheim, sieht den Grund für das Abtauchen potenzieller Bewerber für die dreijährige Ausbildungszeit auch in der schlechten Bezahlung. Die sei mit 2000 Euro brutto pro Monat für Einsteiger nicht üppig, als Meister bekomme man 3200 Euro brutto.
Kommunen unterstützen
Georg Rosenthal, SPD-Landtagsabgeordneter aus Würzburg, sieht beim Thema Schwimmbadsterben und Fachkräftemangel die Staatsregierung in der Pflicht. „Die Kommunen brauchen Unterstützung. Der Erhalt von Schwimmbädern ist auch eine staatliche Aufgabe“, so Rosenthal auf Anfrage. Immer mehr Kommunen müssten ihre maroden Bäder schließen, die Zahl der Kinder, die nicht schwimmen können, sei besorgniserregend hoch.
Die CSU sieht das anders. Erst vor wenigen Monaten hat sie im Landtag drei Anträge der Freien Wähler zur besseren staatlichen Förderung von Schwimmbadsanierungen als überflüssig abgelehnt. Die Kommunen hätten genug Geld, um zu sanieren, es gehe nur darum, ob sie gewillt seien, sich ein Defizit aus dem Schwimmbadbetrieb zu leisten, erklärte damals CSU-MdL Gerhard Waschler.
Aufsicht über 4500 Badegäste im Dalle
In einem der größten Freibäder der Region, dem Würzburger Dallenbergbad, arbeiten zurzeit drei Fachangestellte. Zu Spitzenzeiten, so wie im Moment, tummeln sich dort bis zu 4500 Badegäste. Je nach Witterung und Tageszeit, so WVV-Presssprecher Jürgen Dornberger, sind drei bis fünf Aufsichtskräfte unterwegs.
„Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist gerade sehr angespannt“, so Dornberger. Gerade mal einen Azubi beschäftigt die Bädergesellschaft zurzeit, im September kommt ein zweiter hinzu. Durch die Schließung des Freizeitbades Nautiland, stünden momentan genug Kräfte zur Verfügung. Wenn der Betrieb im Herbst 2019 dort wieder aufgenommen wird, seien aber weitere Einstellungen nötig.
„Wir sehen die Gefahr, dass es in Zukunft schwieriger wird“, sagt auch Joachim Stöhr, Betriebsleiter des Bad Neustädter Triamare. Zwar könnte das Triamare den Fachkräftemangel bislang mit eigenen Azubis kompensieren. Auf lange Sicht ließe sich dies jedoch nicht garantieren.
Eltern in der Verantwortung
Zwölf tödliche Badeunfälle in Schwimmbädern hat es laut DLRG 2017 bundesweit gegeben. Eltern, so sind sich die Schwimmmeister einig, sollten ihre Kinder im Becken im Auge behalten. „Viele Eltern sind mehr damit beschäftigt auf ihr Smartphone zu schauen, statt ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen“, beklagt der Bundesverband deutscher Schwimmmeister aktuell.
Tipps der DLRG
Die Experten warnen vor dem Gang ins Wasser mit ganz vollem Bauch – insbesondere mit Blick auf Kinder. Wenn ihnen beim Baden oder Schwimmen übel wird, sie gar erbrechen und möglicherweise Wasser schlucken, kann es lebensgefährlich werden. Ein leerer Magen kann ebenfalls zum Problem werden. Denn zum Schwimmen braucht der Körper viel Energie.
• Bleibt das Herz beim Sprung ins kalte Wasser stehen?
Bei warmem Wetter fließt Blut vermehrt in Arme und Beine. Bei einem Sprung in kaltes Wasser ziehen sich die Gefäße zusammen und pumpen das Blut auf einmal zum Herz. Das belastet die rechte Herzkammer stark und kann bei Menschen mit unerkannten Herzerkrankungen – auch Kindern – zu Rhythmusstörungen führen. Außerdem wird ein Reflex ausgelöst, wenn kaltes Wasser auf das Gesicht trifft. Herzfrequenz und Blutdruck sinken schnell und manchmal sehr stark.
• Wieso ist es schwierig, einen Ertrinkenden zu retten?
Wenn Menschen im Wasser in Not geraten, werden sie oft panisch: Sie schlagen um sich und versuchen, sich an irgendetwas festzuhalten. Für Laien ist es schwierig, einen Ertrinkenden aus dem Wasser zu ziehen und sich aus den oft sehr festen Griffen zu befreien. Für den Notfall gilt immer: Hilfe holen und der Person im Wasser Schwimmhilfen oder andere Gegenstände zuwerfen, an denen sie sich festhalten kann. (dpa)
Denn viele der Z-ler sind danach als Fahrlehrer oder Bademeister eingestiegen...