Mittagszeit auf Schloss Bellevue: Am gedeckten Tisch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella zu sitzen – das ist auch für Höchbergs Bürgermeister Alexander Knahn ein aufregendes Ereignis. So aufregend, dass er glatt vergessen hat, was zum Mittagessen serviert wurde. "Das weiß ich gar nicht mehr", gibt er am Dienstagnachmittag lachend beim Telefongespräch aus Berlin zu. Das Essen sei an diesem besonderen Tag ohnehin zweitrangig gewesen.
Im Vordergrund stand für Knahn eine Preisverleihung in der italienischen Botschaft in Berlin. Dort wurde Höchberg der "Preis der Präsidenten für die kommunale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien" verliehen. Mit diesem werden besonders innovative Partnerschaften und Projekte zwischen italienischen und deutschen Kommunen gewürdigt.
Seit 31 Jahren pflegt Höchberg eine Freundschaft zu der italienischen Gemeinde Bastia Umbra. Die Auszeichnung am Dienstag sei "die Krönung einer langen und intensiven Freundschaft", erklärt Knahn.
Ehrung für Inklusionsprojekt
Höchberg und seine Partnergemeinde bekamen die Ehrung für ihr Inklusionsprojekt. Dieses ermöglicht den Austausch von Familien mit autistischen Kindern und Angehörigen. "Im Mai wird eine Familie aus Italien nach Höchberg kommen und im September werden wir einen Gegenbesuch starten", erklärt der Bürgermeister. Dieser Austausch sei insofern besonders, da Familien mit geistig behinderten Angehörigen sonst keine Möglichkeit hätten, an ähnlichen Projekten teilzunehmen.
Auch Frank-Walter Steinmeier lobte das kommunale Projekt und die deutsch-italienischen Städtepartnerschaften. "Die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen in den Kommunen stärken Europa mit dieser Arbeit", so der Bundespräsident bei der Verleihung.
Neben Höchberg wurden vier weitere Orte aus ganz Deutschland für ihre Zusammenarbeit mit ihren italienischen Partnerstädten ausgezeichnet. "Ich hätte nicht erwartet, dass sich über 140 Kommunen an dem Wettbewerb beteiligen", erklärte Steinmeier. Ihm imponiere die Kreativität und Aufgeschlossenheit der deutschen und italienischen Kommunen. Und auch Höchbergs Bürgermeister Alexander Knahn erfüllt die Auszeichnung mit unheimlichen Stolz: "Der heutige Tag ist eine sehr große Ehre für Höchberg gewesen. Das würdigt unsere tägliche kommunale Arbeit."
Das Preisgeld von 43 000 Euro teilt sich Höchberg mit seiner umbrischen Partnergemeinde. Die finanziellen Mittel fließen "eins zu eins in den Austausch der Familien ein", erklärt Knahn. Eben diese machten die langjährige Freundschaft zwischen Höchberg und Bastia Umbra zu etwas Besonderem. "Die Gemeinden können nur einen Rahmen vorgeben, aber die Familien tragen es weiter und leben es. Das ist das größte Zeichen eines vereinten Europas, das es geben kann", so der Bürgermeister.