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HIMMELSTADT
Warum Himmelstadt und das Christkind eine große Nummer sind
Weihnachtspostamt Himmelstadt       -  70.000 Briefe haben Rosemarie Schotte und ihr Team von der Weihnachtspostfiliale in Himmelstadt im vergangenen Jahr von Kindern aus aller Welt bekommen.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | 70.000 Briefe haben Rosemarie Schotte und ihr Team von der Weihnachtspostfiliale in Himmelstadt im vergangenen Jahr von Kindern aus aller Welt bekommen.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:09 Uhr

Nach Weihnachten ist vor Weihnachten: Für kaum jemanden in der Region trifft dieser Spruch so exakt zu wie für Rosemarie Schotte. Die 77-Jährige leitet seit 1994 die weltweit bekannte Weihnachtspostfiliale in Himmelstadt (Lkr. Main-Spessart). Jetzt hat sie Bilanz für 2017 gezogen – und dabei wird klar, dass dieses Engagement weit mehr ist als nur liebe Briefe an Kinder zu schreiben.

Auch weit nach Weihnachten noch Zuschriften

Gut 70 000 Zuschriften sind nach Schottes Angaben in den vergangenen Wochen in Himmelstadt eingetroffen, dem einzigen Weihnachtspostamt in Bayern. Dass diese Zahl im Vergleich der Vorjahre kein Top-Wert ist, hänge schlicht und einfach damit zusammen, dass 2017 der Heiligabend ein Sonntag und die Adventszeit damit kürzer als üblich war.

Ausruhen kommt für Rosemarie Schotte nie in Frage: Selbst Wochen nach Weihnachten „kommt immer noch Post an“. Vor allem von Kindern im Ausland, wo mitunter Weihnachten später als hierzulande gefeiert wird. Jede Zuschrift wird beantwortet – manche auch handschriftlich.

Post trägt alle Kosten

Zwischen 30 und 40 Helfer – darunter zuletzt zwei Studentinnen aus Würzburg – unterstützen Schotte Jahr für Jahr in der Weihnachtspostfiliale. Alle Kosten trage die Deutsche Post, so Schotte. Ohne diese Stütze „könnte die Weihnachtspostfiliale nicht funktionieren“. Dankbar ist Schotte zudem für all die Sachspenden einiger Unternehmen aus der Region, die auch 2017 eingegangen seien.

Die Flut an Briefen fürs Christkind hat mittlerweile eine exakte Arbeitsaufteilung nach sich gezogen. So werden nach Schottes Darstellung die eingehenden Briefe erst einmal gemäß ihrer weiteren Bearbeitung sortiert: Briefe für eine standardisierte Antwort, Briefe für eine Standard-Antwort plus individuellen Zeilen sowie Briefe für Rosemarie Schotte. Sie nimmt sich jene Zuschriften persönlich vor, hinter denen sich offenbar besonders tragische Schicksale verbergen.

Warum die Zuschriften ein Spiegelbild sind

Auf diese Weise bekommt Schotte ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Es zeige sich, dass immer mehr Kinder in zerrütteten Familienverhältnissen leben oder in anderer Weise am Leben zu knabbern haben. Das könne sie deutlich aus den Briefen ans Christkind herauslesen. Häufig seien dort Sätze von Kindern zu lesen wie: „Ich würde gerne mehr Zeit mit Papa verbringen können.“

70 000 Briefe im Jahr oder mehr: Als es 1986 mit dem „Weihnachtspostamt“ in Himmelstadt losging, waren es noch 3500 Briefe gewesen. Doch schon acht Jahre später war diese Zahl auf 30 000 hochgegangen und ist seither permanent gestiegen.

Leiterin immer im Dienst des Christkindes

Für Schotte heißt das: Bis zu 600 Stunden Ehrenamt im Jahr, ohne Pause. Ihr Mann Bernhard (74) helfe ihr in vielerlei Hinsicht. Abschalten könne sie nicht, selbst im Urlaub habe sie für Korrespondenz den Laptop dabei. Himmelstadt und das Christkind – „das ist immer in meinem Kopf“.

Und dabei stammt Schotte gar nicht aus der Region: Sie kam im Rheinland zur Welt, zog erst 1965 nach Unterfranken. Die Lust am Schreiben und der Wunsch, „Kindern etwas Gutes zu tun“, hätten sie schließlich zum Engagement in der Weihnachtspostfiliale gebracht.

Noch mehr gemacht als nur Briefe beantwortet

Mit dem Beantworten von Briefen ist es dort längst nicht getan. So haben Schotte und ihr Team im Oktober 2017 zum Beispiel beim bundesweiten Türöffner-Tag der „Sendung mit der Maus“ mitgemacht, zu dem 81 Kinder nach Himmelstadt kamen. Außerdem mussten 1500 Besucher betreut werden, die sich am ersten und dritten Advent in der Weihnachtspostfiliale umschauten.

„Das ist Wahnsinn, was sie leistet“, lobt Himmelstadts Bürgermeister Gundram Gehrsitz den Einsatz von Rosemarie Schotte. Die Weihnachtspostfiliale habe für das Image der 1600 Einwohner zählenden Gemeinde „einen unvorstellbar hohen Stellenwert“. Ständig treffe er Touristen, die eigens wegen der Christkind-Adresse nach Himmelstadt kommen, sagt der Bürgermeister.

Preis für Rosemarie Schotte

Das Füllhorn des Lobes wird auch von anderen ausgeschüttet. So erhielt das Team um Rosemarie Schotte im Mai aus den Händen von Minister Markus Söder in Würzburg den „Heimatpreis Unterfranken“. Schotte selbst werde im März von der Staatsregierung den bayerischen Ehrenamtspreis bekommen, verriet Bürgermeister Gehrsitz am Dienstag dieser Redaktion.

 
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