Die Aufregung ist Yasser anzusehen, als er seine Dankesrede im Innenhof des Veitshöchheimer Berufsförderungswerks vorträgt. "Jeder darf mitspielen, egal ob dick oder dünn, egal ob sehbehindert oder sehend, mit oder ohne Handicap", erklärt er die besondere Zusammensetzung seiner Fußballmannschaft.
Yasser Alhusain ist Kapitän des Inklusiven Fußballteams Veitshöchheim, das sich aus Auszubildenden des Würzburger Berufsförderungswerks (BFW) und des Berufsbildungswerks (BBW) sowie Geflüchteten zusammensetzt. Und auch einige Mitarbeiter und ehemalige Zivildienstleistende des BFW und BBW spielen regelmäßig in der Mannschaft mit. Für die inklusive und integrative Kraft, die seit 16 Jahren auf und neben dem Fußballplatz freigesetzt wird, erhalten die Kicker nun den Inklusionspreis des Bezirks Unterfranken.
Das Kicken stand im Vordergrund
Ein offizielles Inklusionsprojekt hatte man dabei nie im Sinn, als die Mannschaft 2004 von Ernst Heßdörfer, IT-Fachmann des BFW, und Marcus Meier, dem ehemaligen Pressesprecher, gegründet wurde. "Wir wollten einfach nur spielen", so Meier.
Seither trifft man sich jeden Mittwochabend auf den Sportstätten des BFW. 2011 kamen lernbehinderte Menschen, die durch das BBW gefördert werden, zum Team hinzu. In den letzten Jahren verstärkten einige Geflüchtete die Gruppe, wodurch das spielerische Niveau noch einmal kräftig angehoben wurde.
Eine bunte Mannschaft
Yasser steht sinnbildlich für die bunte Mannschaft. 2016 floh der junge Mann, der nur noch etwa drei Prozent Sehrest besitzt, aus Syrien nach Deutschland. 2017 kam er nach Veitshöchheim und absolvierte am BFW mehrere Deutschkurse. Wobei er die Sprache so richtig erst "in der dritten Halbzeit", also der gemeinsamen Einkehr nach dem Fußballspiel im "Roten Punkt", der Gaststätte auf dem Gelände in der Helen-Keller-Straße, gelernt habe. Und dass, obwohl er "nur Cola light" trinke.
Zusammen mit Marcus Meier hat Yasser die Bewerbung für den Unterfränkischen Inklusionspreis ausgefüllt. Auf den Wettbewerb sei man überhaupt nur gestoßen, da das Team nach Fördermöglichkeiten gesucht habe, für die es die entsprechenden Formulare in einfacher Sprache gibt.
Insgesamt 28 Anträge seien beim Bezirk Unterfranken eingegangen. Daraus werden nun fünf Gewinner in verschiedenen Kategorien geehrt. In Bereich "Freizeit und Sport" haben die Veitshöchheimer das Rennen gemacht, obwohl es eine Qual der Wahl für die Jury war, wie Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel bei seiner Laudatio verrät.
Er fordere daher alle unterfränkischen Einrichtungen und Vereine auf, die dieses Jahr leer ausgegangen sind und welche "die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung im Alltag nachhaltig und konkret verbessern oder einen spürbaren Beitrag zu ihrer Teilhabe am Leben in der Gesellschaft leisten", sich nächstes Jahr erneut zu bewerben, so Dotzel.
Halle für den Winter gesucht
Was die etwa 30 Fußballer mit den 2500 Euro Preisgeld anstellen möchten? Die alte Sporthalle sei marode und in der anderen Turnhalle nicht genug Platz zum Spielen. Daher werde überlegt, in der kalten Jahreszeit eine geeignete Sporthalle anzumieten, um den wöchentlichen Betrieb aufrecht zu erhalten. Über einen Tausch mit einem Verein, der im Winter über einen festen Termin in einer Halle verfügt, aber nicht viel Platz benötigt, wäre man außerdem sehr dankbar.
Das Veitshöchheimer Team spielt übrigens "normalen" Fußball, also ohne Glöckchen im Ball wie im Blindensport. Für Yasser sei das kein Problem. Er müsse vielmehr auf seine Beine aufpassen – denn wie früher in Syrien spielt der Edeltechniker immer noch barfuß.
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