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Veitshöchheim
Warum die CSU weiblicher werden will
Ulrike Scharf ist neue Vorsitzende der Frauen-Union in Bayern. Sie soll dazu beitragen, dass die CSU jünger, moderner und weiblicher wird. Wie kann das gelingen?
Die Mitglieder der Frauen-Union wählten am Samstag Ulrike Scharf (zweite von rechts) zur neuen Landesvorsitzenden. Die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber aus Unterfranken (dritte von rechts) unterlag knapp.
Foto: Daniel Peter | Die Mitglieder der Frauen-Union wählten am Samstag Ulrike Scharf (zweite von rechts) zur neuen Landesvorsitzenden. Die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber aus Unterfranken (dritte von rechts) unterlag knapp.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:02 Uhr

Die frühere bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf ist neue Vorsitzende der Frauen-Union (FU) der CSU. Auf der Landesversammlung am Samstag in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) setzte sich die Landtagsabgeordnete gegen die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber aus Schwebheim (Lkr. Schweinfurt) knapp durch: Scharf erhielt nach Angaben eines Sprechers 151 Stimmen oder 52,4 Prozent, Weisgerber bekam 137 Stimmen. Scharf ist damit Nachfolgerin von Angelika Niebler, die für die CSU im Europaparlament sitzt und die Frauen-Union zehn Jahre geführt hatte.

Die frühere bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf ist die neue Vorsitzende der Frauen-Union. Sie wurde am Samstag bei der Landesversammlung in Veitshöchheim knapp vor Anja Weisgerber aus Schwebheim gewählt. 
Foto: Daniel Peter | Die frühere bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf ist die neue Vorsitzende der Frauen-Union. Sie wurde am Samstag bei der Landesversammlung in Veitshöchheim knapp vor Anja Weisgerber aus Schwebheim gewählt. 

Ziel: Jünger, moderner, weiblicher

Scharfs Hauptaufgabe wird es sein, die CSU jünger, moderner und weiblicher zu machen. Seit 2010 gibt es zwar auch bei der CSU eine Frauenquote, aber nur mit Einschränkungen. Der Anteil von 40 Prozent gilt lediglich für den Partei- und Bezirksvorstand. Das soll sich nun ändern. "Frauen brauchen eine größere Präsenz in der CSU", sagte Scharf nach ihrer Wahl. "Die Anhebung der Frauenquote ist nicht der Untergang des Abendlandes, sondern das ist die Zukunft." 

Das Thema Frauenquote wird die neue Vorsitzende wohl intensiver beschäftigen als jedes andere: Die Frauen-Union stimmte für einen Antrag, bereits zur kommenden Bundestagswahl ein Reißverschlussverfahren für alle Parteilisten einzuführen. Listenplätzen sollen also abwechselnd an eine Frau und an einen Mann vergeben werden. Die Frauenquote in Höhe von 40 Prozent soll künftig auch für die CSU-Kreisvorstände, sowie bei den Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreisen auf Landesebene gelten. "Wir sind nicht die Schätzchen, wir sind der Schatz der CSU", erinnerte Scharf. 

Standing Ovations gab es für die Rede von Ministerpräsident Markus Söder bei der Landesversammlung der Frauen-Union am Samstag in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim.
Foto: Daniel Peter | Standing Ovations gab es für die Rede von Ministerpräsident Markus Söder bei der Landesversammlung der Frauen-Union am Samstag in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim.

CSU-Chef Markus Söder dankte Niebler und gratulierte Scharf - und bekannte sich in seiner Rede zur Einführung der Frauenquote in der CSU vor knapp zehn Jahren. "Die Frauenquote war richtig. Die CSU muss weiblicher werden", sagte der Parteichef. Die Welt drehe sich im Moment schneller als die Partei: "Wir müssen mit der Zeit gehen und ein klares Signal setzen", so Söder. Ein Reißverschlussverfahren, nach dem die Listen verbindlich zur Hälfte mit Frauen besetzt werden – und zwar gleichermaßen auf vorderen, mittleren und hinteren Plätzen, sieht auch der Parteichef als richtiges Signal für die Zukunft. "Wir werden verlieren, wenn wir uns nicht bewegen."

Bangen bei der Wahl: Die Unterfränkin Anja Weisgerber (links) lag nur knapp hinter Ulrike Scharf, die nun die neue Landesvorsitzende der bayerischen Frauen-Union ist. 
Foto: Daniel Peter | Bangen bei der Wahl: Die Unterfränkin Anja Weisgerber (links) lag nur knapp hinter Ulrike Scharf, die nun die neue Landesvorsitzende der bayerischen Frauen-Union ist. 

Weisgerber bleibt stellvertretende Landesvorsitzende

Aufstehen und weiterkämpfen, das möchte Anja Weisgerber, die sichtlich enttäuscht war, dass sie die Wahl zur Landesvorsitzenden so knapp verloren hatte. Dafür wurde sie als eine der Stellvertreterinnen von Ulrike Scharf mit dem mit Abstand bestem Ergebnis gewählt. So wird die Unterfränkin auch weiter auf Landesebene der Frauen-Union aktiv sein. "Wir brauchen die Frauenquote auch auf Kreisebene und ein Reißverschlussverfahren auf Listen. Dabei müssen wir mit viel Fingerspitzengefühl und einem guten Draht zur Parteispitze vorgehen."  

Knapp 300 Delegierte kamen zur Landesversammlung der Frauen-Union nach Veitshöchheim.
Foto: Daniel Peter | Knapp 300 Delegierte kamen zur Landesversammlung der Frauen-Union nach Veitshöchheim.

Auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren

Auch an der Parteibasis ist die Frauenförderung ein Thema. Annemarie Schuler, zweite Bürgermeisterin von Geldersheim (Lkr. Schweinfurt), sagte: "Es ist Fakt, das wir als CSU bei jungen Frauen nicht mehr punkten können. Die CSU muss auf diese gesellschaftlichen Veränderungen reagieren und mehr weibliche Kandidaten aufstellen." Susanne John (CSU), die bei der Kommunalwahl als Bürgermeisterin in Kürnach (Lkr. Würzburg) kandidiert, möchte über Themen punkten. "Soziales, Pflege, Rente und Familien, das sind Themen, mit denen wir auch Frauen ansprechen können."

Frauen-Union Bayern
Die Frauen-Union der CSU hat 23 573 Mitglieder (Stand August 2019), davon 2102 in Unterfranken. Im vergangenen Jahr traten 1560 Neumitglieder in die stärkste Arbeitsgruppe der CSU ein, in Unterfranken 134. Das Durchschnittsalter aller Mitglieder beträgt 65 Jahre, bei den Neumitgliedern 50 Jahre. Der Frauenanteil in der CSU beträgt derzeit 21 Prozent. 
 
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  • HansSeib@gmx.de
    Die hier unter der Burka der Anonymität abgegebenen Kommentare sind unterirdisch. Da ich davon ausgehe, dass die beiden Politikerinnen mit den Kommentatoren nicht zum Schweine hüten unterwegs waren, verbietet sich von vornherein das lässig-zynische und respektlose duzen. Hätten die Kommentatoren nur ein Viertel des Wissens und Könnens und die Hälfte der Struktur von Frau Dr. Weisgerber, würden sie erkennen, welchen Stuss sie hier von sich geben. Auch die Äußerungen zur Frauenpolitik können nur eingestuft werden als gehässige Uninformiertheit. Vielleicht passt in die Vorstellung der Kommentatoren nicht die Wahrheit, sondern nur das kleinkarierte Ego, das sich nur dann wohlfühlt, wenn es bei jeder passenden Gelegenheit andere dumm anmacht. Das einzig politisch Interessante einzelner Kommentatoren ist, dass sie sich als (Unter-)Franken offenbar lieber von oberbayerischen Politikerinnen vertreten lassen als von Politikerinnen, die Ihre fränkische Heimat kennen und schätzen. M. Seib
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  • rebnik
    Frau Scharf ist mMn modern, selbstbewusst und tatkräftig. Sie ist die Richtige, als Vorsitzende der Frauenunion wird Ministerpräsident Söder sie nicht mehr so einfach los, wie damals bei seiner Kabinettsneubildung.
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  • Michael Fischer
    Auch mit mehr Frauen wird die CSU nicht besser. Alles Filz.
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  • tagblatt_leser
    Dass die CSU eine erzkonservative Partei ist, dürfte hinreichend bekannt sein.

    Ob eine dauerhafte Kehrtwende in Sachen Frauenquote kommt bleibt daher abzuwarten.

    Ähnlich sieht es im Bereich Klimawandel (Verkehrspolitik, Förderung regenerativer Energien und so weiter) aus. MP Markus Söder ist zwar heftig dabei, der CSU einen grünen Anstrich zu verpassen. Solange hier nur halbherzig gearbeitet wird (siehe Reaktivierung Steigerwaldbahn), werden fortschrittlich denkende Wähler (leider viel zu wenige) lieber das Original bevorzugen.
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  • thomas.vizl@ing-orf-vizl.de
    40 Jahre nach den Grünen soll auch bei der CSU das "Reißverschlussverfahren" bei der Listenaufstellung eingeführt werden. 65 Jahre ist das Durchschnittsalter bei der FU. Die CSU hat noch viel Nachholbedarf. Wählen Sie doch das Original.
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  • Einwohner
    Traurig wenn Frauen eine Frauenquote brauchen und nur darüber ein Pöstchen bekommen statt sich über Leistung zu qualifizieren.
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  • foli
    Traurig dass CSU Männer sich für ihre Pöstchen bislang nur durch Leistung qualifiziert haben und dieses Geschäftsmodell jetzt auch noch mit Frauen geteilt werden soll, wo sammma dann?
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  • siegfried.metz@t-online.de
    Ein echtes Macho-Argument. Männer reden Leistungen von Frauen klein, um den eigenen Platz in der ersten Reihe zu rechtfertigen.
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  • Muuuh
    Kann es wirklich sein, dass ein Kommentar, in dem Frauen mangelndes Leistungsvermögen unterstellt wird, so viele Likes bekommt.
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  • Retter
    Die Anja Weisgerber hätte wissen müssen, dass in CSU , trotz Söder, die Südbayern das Sagen haben. Deshalb hatte sie nie eine Siegchance. Dass die Unterfranken trotzdem treu und brav CSU wählen, verstehe ich nicht.
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  • fuchsastefan@web.de
    Wieso diese ganze Diskussion?
    Anja hatte immer die schönsten Bangladesch- Dirndels an!

    Ein Hoch, auf unsere Klimaschutzbeauftragte!
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  • Muuuh
    fuchsastefan deutets deutlich an: Frau Weisgerber hat nicht wirklich Format, macht sich aber immer gut als adrett gekleidete Empfangsdame! Für die Frauenunion brauchts da schon eweng mehr Profil, Ecken (nicht Ecks!!! grinsen traurig grinsen ) und Kanten. Frau Scharf, she´s got it, sie hat´s einfach, das wird auch der Markus zähneknirschend hinnehmen müssen, der sie aus dem Kabinett rausgekegelt hat, wahrscheinlich weil sie in der Nationalparkdiskussion zu viel Eigenständigkeit und Einsatz zeigte! Von nun an wieder auf Augenhöhe mit unserm Franggn-Macho! Will er die Partei wirklich jünger, moderner, weiblicher auf Vordermann bringen , wird er sich mit Ulrike Scharf und der Frauenunion ernsthaft beschäftigen müssen!
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  • schroek1@web.de
    Welche Partei sollten denn die unterfränkischen CSU Wähler wählen, damit Fr. Weisgerber Landesvorsitzende der CSU werden kann?
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  • ad.loesch@t-online.de
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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