
In diesem Sommer hat der Dürrbach seinem Namen alle Ehre gemacht: Von der Quelle nördlich von Gramschatz bis zur Mündung bei Unterdürrbach in Main sind weite Strecken seit Monaten ausgetrocknet. Fern scheinen die Zeiten, als der Dürrbach für seine überraschenden Überschwemmungen gefürchtet war. Mittelfristig soll das Gewässerentwicklungskonzept der Gemeinden Rimpar, Güntersleben und Veitshöchheim dem Bach sein Leben zurückgeben.
"Der Bach weist heute überwiegend naturferne und stark begradigte Abschnitte auf", erklärte der Würzburger Landschaftsarchitekt Max Wehner bei der Vorstellung des Konzepts in den Gemeinderäten von Rimpar und Güntersleben. Statt sich wie einst als flaches Gewässer mit sandigem Kiesgrund durch die Landschaft zu schlängeln, durchschneide er heute wie mit dem Lineal gezogen das Land. Große Strecken über wird er von der Landwirtschaft, die sich bis an seine Ufer erstreckt, eingeschnürt. Besonders nördlich und südlich von Gramschatz sei von dem Bach kaum mehr als ein Graben geblieben, so Wehner. In den Orten verläuft er gar überwiegend durch Rinnen oder durch Rohre.

Der Dürrbach - kaum mehr als ein wasserführender Graben
"Wenn uns die zuletzt geringen Niederschläge nicht einen Strich durch die Rechnung machen, ist mit einer ökologischen Aufwertung einiges möglich", machte der Experte Hoffnung. Auch sei zu erwarten, dass die europäischen Anforderungen an den Gewässerschutz in den kommenden Jahren deutlich steigen werden. Das von Wehner erarbeitete Konzept führt auf einer Karte genau auf, welche Abschnitte des Bachs vorgesehen sind, um sie wieder dem Naturzustand anzunähern. Er findet eine ganz Reihe von Ansatzpunkten.
Am Oberlauf etwa, wo der Dürrbach den Namen Rimbach trägt, könnte wieder eine sumpfartige Niedrigwassermulde entstehen mit Röhricht und Ufergehölz. Südlich vom Ort fehlen Weiden und ähnliches Ufergehölz. Hier müssten das Bachprofil aufgeweitet und Rückhaltemulden angelegt werden. Im Bach selber könnten Sandfänge dazu führen, dass sich wieder Kleinstlebewesen ansiedeln. Auch vor Güntersleben sieht Wehner Möglichkeiten, den Bach so aufzuweiten, dass Wasser zurückgehalten wird. Dabei kämen Bagger zum Einsatz.

Ein dickes Lob bekamen die Staatsforsten: Schon vor über zehn Jahren haben sie in den Wiesen des Ochsengrunds dem Bach seinen Verlauf zurückgegeben und sich dabei an historischen Quellen orientiert. Auch vor Güntersleben hatten Bürger und die Gemeinde vor vielen Jahren schonmal einen ähnlichen Versuch unternommen.
Nicht immer ist Technik gefordert
Keineswegs, so Wehner, seien Mensch und Technik - wie in diesem Fall - immer gefordert: "Oft sucht sich der Bach selbst sein Bett." Sedimentablagerungen (das Ablagern von Teilchen aus Flüssigkeiten) führten mit der Zeit zu einer sogenannten Verlandung, einer natürlichen Auffüllung des Bachs mit organischem Material. "Der Bach nähert sich so allmählich seinem natürlichen Erscheinungsbild an." Wichtig seien zudem Pufferstreifen zur Landwirtschaft, die eine Breite zwischen fünf und 7,50 Meter haben sollten.
In Bezug auf den Dürrbach aber lasse sich die Zeit nicht zurückdrehen, so Werner. Dass er wieder so fließe wie zu früheren Zeiten, sei unwahrscheinlich. Schon auf Karten aus der Zeit um 1850 ist zu erkennen, wie der Bach in ein festes Bett gezwungen wurde. Danach folgen zwar nur noch kleinere Eingriffe. Was jedoch zugenommen hat, ist die Bodenversiegelung: Seit 1950 hat sich die Ortsfläche von Gramschatz etwa verdoppelt, die von Güntersleben oder Rimpar mindestens vervierfacht.

Zudem kommt: Weder der Löschwasserteich in Gramschatz, den die freiwillige Feuerwehr benötigt, noch die stark regulierten Abschnitte in den Orten seien verzichtbar. Historische Fotos von 1967 zeigen wie in Güntersleben von Überschwemmungen geplagte Bürger selbst Hand anlegen, um den Bach auf zwei Kilometern Länge mithilfe von Beton und Rohren zu zähmen. Dabei soll es auch bleiben. Für die Günterslebener SPD war dies jedenfalls eine der Bedingungen, um dem Konzept zuzustimmen.