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Würzburg
Warum der DenkOrt Aumühle jetzt einen neuen Namen hat
1800 Juden schickten die Nationalsozialisten von Würzburg aus in die Todeslager. Ein Denkmal soll daran erinnern. Das hat jetzt einen neuen Standort und neuen Namen.
Blick auf die Grünanlage östlich vom Bahnhofsvorplatz: In dem Park soll zur Erinnerung an die Deportation der unterfränkischen Juden zwischen 1941 und 1944 ein sogenannter DenkOrt entstehen.
Foto: Daniel Peter | Blick auf die Grünanlage östlich vom Bahnhofsvorplatz: In dem Park soll zur Erinnerung an die Deportation der unterfränkischen Juden zwischen 1941 und 1944 ein sogenannter DenkOrt entstehen.
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:58 Uhr

Zur Erinnerung an die von 1941 bis 1944  aus Würzburg deportierten, etwa 1800 Juden plante ein gleichnamiger Verein den "DenkOrt Aumühle" einzurichten. Und zwar  am Ort des ehemaligen Güterbahnhofs in der Aumühle, von dem aus die Transporte in die Todeslager der Nationalsozialisten abfuhren. Doch als die Planungen schon in vollem Gange waren, stellte sich heraus, dass eine Realisierung aus bautechnischen Gründen dort nicht möglich sein würde.

Also stand zunächst die Suche nach einem neuen Platz für das Denkmal auf der Tagesordnung, schreiben die Verantwortlichen in einer Pressemitteilung. Sieben weitere Standorte im Bereich Aumühle seien gründlich untersucht, aber "aus gewichtigen Gründen" auch wieder verworfen worden. Weiter heißt es: "Diese zermürbende und zeitraubende Suche, die die vielen unterfränkischen Gemeinden, die sich an dem Projekt beteiligen, vor eine Geduldsprobe stellte, ist endlich vorbei." 

Der neue Standort, der auch schon Thema bei den Stadträten war, ist vor dem Hauptbahnhof, am Rand des Bahnhofsplatzes auf der östlichen Seite. Eine der acht Würzburger Deportationen hatte am Würzburger Hauptbahnhof ihren Ausgangspunkt. „Unabhängig davon, bietet dieser Platz die Möglichkeit, viel mehr Menschen an die Geschehnisse zu erinnern. Damit wird das historische Gedächtnis der Stadt Würzburg um einen weiteren Mosaikstein erweitert“, so Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, in einer Stellungnahme zu diesem neuen Ort.

Neuer Name: DenkOrt Deportationen 1941 bis 1944

Passend zum neuen Standort hat der Verein den DenkOrt umbenannt, heißt es in der Pressemitteilung. Nach einem Diskussionsprozess, an dem neben Schuster auch Vertreter des Bezirks, der Regierung von Unterfranken, Rotraud Ries, die Leiterin des Johanna-Stahl-Zentrums, Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Vereinsmitglieder beteiligt waren, wurde folgender Name festgelegt: "DenkOrt Deportationen 1941-1944. Wir erinnern an die jüdischen NS-Opfer Unterfrankens". Auch die Webseite wurde entsprechend geändert und ist nun unter www.denkort-deportationen.de zu erreichen.

Der 'DenkOrt Deportationen 1941-1944' im Modell: Der Entwurf stammt von dem Würzburger Architekten und Künstler Matthias Braun.
Foto: Matthias Braun | Der "DenkOrt Deportationen 1941-1944" im Modell: Der Entwurf stammt von dem Würzburger Architekten und Künstler Matthias Braun.

Erinnerung an alle Deportationen aus Würzburg

Verschiedene Aspekte seien bei der Namensfindung wichtig gewesen, teilt der Verein mit: Der Ort sollte an alle Deportationen erinnern, die von Würzburg ausgingen, denn die Stadt war der Deportationsort für Juden und Jüdinnen aus ganz Unterfranken. Die Bezeichnung „Opfer“ beziehe sich nur auf die NS-Zeit und deren Auswirkungen, die jüdische Menschen zu Opfern gemacht hat. Und mit der Erwähnung von Nationalsozialismus und Nationalsozialisten in der Kurzform „NS“ werde die rassistische Ideologie, die Gewaltherrschaft und ihre Täter ausdrücklich genannt. „Wir erinnern“ stehe für die aktive Auseinandersetzung beispielsweise durch pädagogische Programme, die das Gespräch zwischen den Generationen fördern wollen, und deutet an, wie wichtig es ist, in Verantwortung zu gehen und zu bleiben.

Positive Resonanz auf den neuen Namen

Mittlerweile wurden auch Begehungen am neuen Ort mit städtischen Fachabteilungen durchgeführt. Auch seien alle beteiligten unterfränkischen Gemeinden über die neuen Entwicklungen schriftlich informiert worden. Das Echo sei durchweg sehr positiv gewesen, steht in der Presseerklärung. Ein paar Beispiele: "Das ist ein guter Platz. Da hinten, da wären doch nur ganz wenige Menschen vorbei gekommen“. „Die lange Zeit des Wartens hat sich gelohnt!“ „Am Bahnhof bekommt das Projekt die Aufmerksamkeit, die es verdient.“

Nun geht der Verein mit Schwung an die Arbeit und hofft, im nächsten Jahr viele von den bereits jetzt angemeldeten über 50 Gepäckstücken aufstellen zu können. Weiterhin hofft er auf die finanzielle Beteiligung weiterer Gemeinden an dem Projekt.

 
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  • G. K.
    So so, "gewichtige Gründe" wie auch "bautechnische Gründe" verhindern also die Platzierung des Mahnmals am richtigen Ort, nämlich dem Ort des Geschehens - die weitaus meisten Juden wurden vom Aumühl-Bahnhof aus deportiert.

    Allerdings hätte ich bei diesem Artikel erwartet, daß hier nachgefragt und berichtet wird, was die ominösen Gründe sind statt der Wiederholung dieser gehaltlosen Phrasen.

    Von mir aus kann man gerne ein Straßenmöbel von A nach B und dann wieder nach C verschieben, aber einen solchen Denkort sollte man weißgott respektvoller behandeln, statt ihn in die Saufzone um den Bahnhof zu verlagern, denn das ist mehr als würdelos..
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  • H. M.
    Sehr gut!!! Der Standort ist zig mal besser als in der Aumühle. Nur: Wo bleibt der Aufschrei der "BI Ringpark in Gefahr"? Schließlich müssen ein paar qm Rasenfläche dran glauben.
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  • F. B.
    Kein Ort für Saufgelage

    Höchst überfällig, dieser ständige, über einzelne Gedenktage hinausreichende Denk-Anstoß. Ein bisschen bin ich allerdings in Sorge, soweit es um den neuen Standort geht, dass die Bahnhofs-Szene diesen sensiblen Bereich für ihre "Aktivitäten" entdeckt und belegt.
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