zurück
Würzburg
Warum das weiße Christuskind nichts mit Rassismus zu tun hat
Seit Jahrhunderten wird Jesus in der abendländischen Kunst als Mitteleuropäer dargestellt. Daran entzündet sich Kritik. Zu Unrecht, sagt ein Würzburger Kunsthistoriker.
Als hätte die Geburt Christi in den Niederlanden stattgefunden: eine 'Anbetung der Hirten' von Gillis Mostaert aus dem 16. Jahrhundert. Zu sehen im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg
Foto: Martin von Wagner Museum/Birgit Wörz | Als hätte die Geburt Christi in den Niederlanden stattgefunden: eine "Anbetung der Hirten" von Gillis Mostaert aus dem 16. Jahrhundert. Zu sehen im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:13 Uhr

Als Max Liebermann im Jahr 1879 sein Gemälde "Der zwölfjährige Jesus im Tempel" präsentierte, löste er einen Skandal aus. Liebermann, selbst Jude, hatte Jesus barfuß, in schäbigem Kittel dargestellt. Und, aus christlicher Sicht schlimmer noch, mit markanter Nase und dunkler Schläfenlocke. Das Bild war Auslöser übelster antisemitischer Hetze gegen den Maler. Ein Kritiker schrieb: "So gibt uns Liebermann in Christus den hässlichsten, naseweisen Judenjungen, den man sich denken kann." Die Kritik traf Liebermann so sehr, dass er das Bild später überarbeitete: Jesus bekam Sandalen und blondes Haar, die Schläfenlocke verschwand.

Immer informiert sein und
14 TAGE GRATIS testen
  • Alle Artikel in der App lesen
  • Bilderserien aus Mainfranken
  • Nur 9,99€/Monat nach der Testphase
  • Jederzeit monatlich kündbar