"Sie war eine Menschenfreundin, die sich leidenschaftlich für andere eingesetzt hat": Mit diesen Worten hat Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek (CSU) am Mittwoch bei einem Staatsempfang in der Würzburger Residenz der im vergangenen Oktober verstorbene Barbara Stamm gedacht. Mit dem Abend wurde vor allem die Arbeit der Pflegekräfte in Bayern gewürdigt.
Auch Töchter und Ehemann Stamm beim Empfang
Die ehemalige Landtagspräsidentin habe Sorgen und Nöte der Menschen ernst genommen und immer nach Lösungen gesucht, sagte der Minister vor rund 400 geladenen Gästen aus der professionellen Pflege in Bayern – darunter Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden und Einrichtungen. An dem Staatsempfang nahmen auch Stamms Töchter Claudia und Sissi sowie Ehemann Ludwig teil.
Der CSU-Politikerin gedachte man besonders mit Blick auf ihr Pflege-Engagement in Bayern. Sie zeigte es in ihrer politischen Arbeit wie im Ehrenamt, etwa als Vorsitzende der Lebenshilfe oder des unterfränkischen Caritasverbandes. Holetschek erinnerte an Barbara Stamm als Förderin von Krebsprojekten oder als Schirmherrin für das stationäre Hospiz der Stiftung Juliusspital.
"Wie eine Löwin" habe sie für die Schwächsten in unserer Gesellschaft, für Kinder, Menschen mit Behinderung und Ältere gekämpft. Ihnen habe sie eine Stimme gegeben. Und vieles erreichte die Sozialpolitikerin im Stillen: "Man hat immer gespürt, dass ihr Einsatz nichts Aufgesetztes oder Kalkül ist", so der Minister.
Er selbst habe Stamm als "außergewöhnliche Persönlichkeit" schon als Bürgermeister von Bad Wörishofen kennen und schätzen gelernt. "Ich habe viel von ihr gelernt, sie ist mir zum wahren Vorbild geworden", so Holetschek gegenüber dieser Redaktion. Als Gesundheitsminister habe sie ihn mit ihrer gewohnten Überzeugungs- und Durchsetzungskraft begleitet: "Barbara Stamm konnte auf- und wachrütteln, sie fehlt auf vielen Ebenen."
Holetschek bezeichnete die Verstorbene als "bedeutendste Politikerin Bayerns". Sie war "nah bei den Leuten" – das war an dem Abend vielfach zu hören. Der Empfang, das Zusammenkommen, hätte ihr vermutlich gefallen.
Tochter über Barbara Stamm: "Sie hatte immer ein offenes Ohr für Pflegekräfte"
Tochter Claudia Stamm bestätigte, wie wichtig ihrer Mutter das Thema Pflege war – nicht nur, weil sie als Erzieherin selbst aus diesem Bereich gekommen sei. "Sie hatte immer ein offenes Ohr für Pflegekräfte." Bei allem Engagement habe sie kurz vor ihrem Tod bedauert, nicht noch mehr für die Pflege getan zu haben.
Claudia Stamm, nach Austritt bei den Grünen Mitbegründerin der Partei "mut", brach wie der Gesundheitsminister eine Lanze für das Pflegepersonal. Es brauche eine angemessene Bezahlung, mehr Unterstützung durch Hilfskräfte und flexiblere Arbeitszeitmodelle.
Gleichzeitig erinnerte sie daran, dass die meisten Menschen zuhause von Angehörigen gepflegt werden: "Viele opfern sich dabei auf". Zur fachlichen und psychischen Unterstützung professioneller wie ehrenamtlicher Pflegekräfte entsteht im Klosterkomplex Maria Bildhausen im Landkreis Bad Kissingen gerade eine eigene Akademie. Namenspatronin ist Barbara Stamm, die von Beginn an in die Planungen eingebunden war. Die Einrichtung, so Claudia Stamm, soll Pflegenden eine "Tankstelle für Körper, Geist und Seele" werden.
Auch Holetschek sprach die Pflegekräfte direkt an: "Sie brennen für Ihren Beruf, aber Sie dürfen nicht ausbrennen." Dazu brauche es verlässlichere Dienstpläne und Verbesserungen bei den Gehältern. Denkbar wären aus Sicht des Ministers steuerliche Vorteile für Pflegeberufe.
Für Georg Sigl-Lehner, Präsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern, liegt der Schlüssel in einer weiteren Professionalisierung der Pflegetätigkeit. Perspektivisch werde man mit weniger Fachkräften auskommen müssen, prognostizierte er am Rande des Empfangs. Umso wichtiger sei es, zusätzliche Assistenzkräfte, also Pflegehelferinnen und -helfer, zu gewinnen. Den eigentlichen Pflegekräften solle dann vor allem eine steuernde Funktion zukommen.