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WÜRZBURG
VW-Skandal: Klagen jetzt auch in Mainfranken
In Folge des Abgasskandals steht VW eine Menge Ärger ins Haus – jetzt auch aus Mainfranken. Denn dem Landgericht Würzburg liegen erste Klagen von Autobesitzern aus der Region gegen den Konzern vor. Gut 50 solcher Klagen könnten es am Ende werden.
VW-Skandal: Klagen jetzt auch in Mainfranken       -  Volkswagen, Europas größter Autobauer, bekommt die Folgen des Abgasskandals nun auch in Mainfranken zu spüren.
Foto: dpa | Volkswagen, Europas größter Autobauer, bekommt die Folgen des Abgasskandals nun auch in Mainfranken zu spüren.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:25 Uhr

Gebündelt hat die Anliegen der Rechtsanwalt Alexander Lang von der Würzburger Kanzlei Steinbock & Partner. Die ersten beiden Klagen reichte er am Dienstag ein.

Nach Langs Worten sind die Argumente seiner Mandanten unterschiedlich: Während es den einen um die pure Wertminderung ihres Wagens oder ihrer Aktien in Folge des Skandals geht, führen andere ins Feld, sich einen VW wegen der angeblich guten Emissionswerte und des guten Rufs der Marke ausgesucht zu haben – und sehen sich nun schlicht und einfach getäuscht. „Das wurmt die Leute“, weiß Lang.

Nach Auskunft des Landgerichts Würzburg sind es dort die ersten Klagen dieser Art gegen VW. Es könnten aber bald noch viel mehr werden: Rechtsanwalt Lang hat nach eigener Darstellung das Mandat für etwa 50 ähnlich gelagerte Fälle in der Region übernommen. Sie will er Zug um Zug vor die Richter bringen.

In einem der beiden jetzt dem Landgericht Würzburg vorgelegten Fälle begründet Lang den Anspruch seines Mandanten auf Schadensersatz mit „vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung und Betrug bei Abschluss eines Kaufvertrages“. Konkret geht es um 28 500 Euro für einen Kläger, der vor gut einem Jahr einen VW Touran 2.0 TDI (Diesel) zu diesem Preis gekauft hatte.

VW ist mittlerweile dabei, die betroffenen Modelle auf Vordermann bringen zu lassen. Die Nachbesserung hat in Mainfranken bereits für volle Werkstätten gesorgt.

Teuer könnte es für VW auch mit Blick auf die Aktienbesitzer werden: Weil das Wertpapier im Zuge des Abgasskandals an Wert verloren hat, gehen Anleger nun vor Gericht. So hat der Tübinger Anwalt Andreas Tilp im März eine Schadensersatzklage von 278 professionellen Aktienbesitzern eingereicht, wie die „Süddeutsche Zeitung“ und andere Medien berichteten. Die Forderung an VW: insgesamt 3,3 Milliarden Euro.

„Vorsichtshalber“, so der Würzburger Rechtsanwalt Lang, sei in einem seiner aktuellen Fälle neben dem VW-Konzern auch das Autohaus verklagt worden, das den Touran an den Kläger verkaufte. „Aber den Vorwurf sehen wir zu 99 Prozent bei VW.“ Das Problem: Sammelklagen wie in den USA gibt es in Deutschland nicht. Und so müsse jeder seiner Fälle einzeln vor dem Landgericht behandelt werden, erläutert Rechtsanwalt Lang.

In Fachkreisen ist umstritten, ob Einzelklagen gegen VW sinnvoll sind. So haben sich bereits andere Wege aufgetan: Die niederländische Stiftung „Stichting Volkswagen Car Claim“ strebt einen außergerichtlichen Sammelvergleich mit VW an, über den dann der Stiftung angeschlossene Autofahrer – vor allem aus Deutschland – an Geld kommen sollen. Die Kanzleien Baum Reiter & Collegen (Düsseldorf) sowie Gansel Rechtsanwälte (Berlin) sind nach eigenen Angaben in Deutschland exklusive Partner dieser Stiftung und vermitteln VW-Besitzer dorthin.

Indes hat der Bundesverband der Verbraucherzentrale im Internet eine eigene Seite mit vielen Antworten rund um den VW-Abgasskandal eingerichtet.

Dabei geht es auch um Verjährungsfristen und Musterbriefe, mit deren Hilfe man sich an VW-Händler wenden kann. Bei VW können Autobesitzer im Internet oder per App prüfen, ob ihr Modell vom Abgasskandal betroffen ist.


VW-Abgasskandal

Dieselgate wird der Mitte September 2015 aufgedeckte Skandal auch genannt, weil VW Dieselmodelle (vor allem jene mit der Motorenreihe EA 189) manipuliert hatte. Eine Computersteuerung des Motors drückte bei Abgas-Tests in den USA die Werte und täuschte so Umweltfreundlichkeit vor.

Nach Expertenschätzungen sind in Deutschland knapp 2,5 Millionen Autos und Nutzfahrzeuge von VW sowie seinen Töchtern Audi, Skoda und Seat betroffen, weltweit sind es fast 11 Millionen.

VW hat eine Rückrufaktion für die von der Manipulation betroffenen Modelle gestartet. Dieselmotoren mit 1,2 und 2,0 Liter Hubraum bekommen nach Konzernangaben ein Software-Update. Bei den 1,6-Liter-Motoren werde zusätzlich ein sogenannter Strömungsgleichrichter im Trakt der Luftansaugung eingesetzt. Die Kosten für die Umrüstung übernehme VW.

In den USA ist eine Klagewelle gegen den Autohersteller angelaufen. VW hat Rückstellungen in Milliardenhöhe gebildet. aug

 
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  • P. M.
    ..... denke ich dass die Klagen keinen Erfolg haben. Es gibt nur eine Partei die hier einen Vorteil hat - der Anwalt. Der größte Anteil der Kläger wird eine Rechtschutzversicherung haben - dadurch werden alle Möglichkeiten ausgenutzt. Das kostet dann richtig Geld, dass die Versicherungen wieder an die Beitrtagszahler weiter geben.
    Es wird keinen Fall geben, wo VW ein Fahrzeug ersetzt, oder die Kaufpreis zurück erstattet, da bin ich mir sicher.
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