Seit Monaten mischt ein Fall aus Würzburg bundesweit die Eislaufszene auf – und wird es nach dem Beitrag in der Sendung "Stern TV" am vergangenen Mittwochabend bei RTL auch weiter tun. Wird gegen den Eiskunstlauftrainer Karel Fajfr (76), der in den 90er Jahren unter anderem wegen schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden war, und der sich nun neuen Vorwürfen der Misshandlung von einem Würzburger Eiskunstläufer ausgesetzt sieht, Anklage erhoben?
Jetzt berichtete "Stern TV" über den Fall aus Würzburg, der von dieser Redaktion aufgedeckt und von Medien bundesweit aufgegriffen worden war. Moderator Steffen Hallaschka zitierte eingangs aus dem Brief einer Zeugin. Darin heißt es: "Wir rechnen Isaak hoch an, wie souverän er in dieser Eiswelt des Schweigens das Schweigen bricht, so dass dieser Sport eine Chance hat, in Deutschland menschlicher und damit besser zu werden."
Im Filmbeitrag sieht man den Würzburger Isaak Droysen auf dem Eis. Es war das erste Mal seit seinem Karriere-Ende vor 15 Monaten, dass Droysen wieder übers Eis glitt. "Stern TV" hatte den 19-jährigen Studenten in der Eishalle in Haßfurt gefilmt. Die Aufnahmen zeigen ihn auch zu Hause in Würzburg bei seinen Eltern. Auch die kommen zu Wort, sind immer noch betroffen über das, was da mutmaßlich mit ihrem Sohn geschehen ist: Demütigungen, Schläge, Drohungen von Trainer Karel Fajfr im Bundesleistungszentrum in Oberstdorf. Sie haben, so sagen sie nun, anfangs unterschätzt, was da mit ihrem Sohn passiert sei.
Staatsanwaltschaft hat Ermittlungsverfahren eingeleitet
Im Film wurden Zeugen zitiert, die auf der Seite des Trainers stehen und Droysen der Lüge bezichtigen. Gleichwohl kamen Zeugen zu Wort, die von Fajfrs "Ausrastern" berichteten. Ein Trainer schilderte schriftlich in einer eidesstattlichen Erklärung, wie er Zeuge geworden sei, als Fajfr Isaak Droysen im Training zu sich beordert und ihm ins Gesicht geschlagen habe. Diese Äußerung liegt auch der Polizei vor. Die Staatsanwaltschaft Kempten hat gegenüber dieser Redaktion bestätigt, dass sie ein Ermittlungsverfahren gegen Karel Fajfr eingeleitet hat. Eine entsprechende Strafanzeige von Trainer Karel Fajfr gegen Isaak Droysen wegen falscher Verdächtigung ist von der Staatsanwaltschaft Würzburg hingegen vorläufig eingestellt worden. Sollten sich die Vorwürfe des Sportlers gegen den Trainer nicht bestätigen lassen, kann die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufnehmen.
Aussage von einem Mädchen: "Fajfr tut mir weh"
Im Filmbeitrag wurde auch ein Dokument gezeigt und vorgelesen, in dem ein kleines Mädchen 2009 einer Vertrauensperson im Verband schildert, warum es nicht mehr bei Fajfr trainieren wolle. Fajfr tue ihr weh, wenn sie Sprünge und Pirouetten nicht schaffe. Auch bei einem anderen Mädchen mache er das. Trotz der damals schriftlichen Beschwerde der Protokollführerin des Gesprächs an den EC Oberstdorf und die Bayerische Verbandsführung habe niemand reagiert. Gegenüber "Stern TV" erklärte der Verband, es gebe keine Beschwerden über Fajfr.
Isaak Droysen erklärte nach der "Stern TV"-Sendung gegenüber dieser Redaktion, dass er nicht als Opfer, sondern als Mutmacher wahrgenommen werden wolle. "Je mehr Leute hinschauen, desto schwieriger wird es für die Verantwortlichen, Dinge zu verharmlosen oder zu vertuschen."
Nachtrag: Die Staatsanwaltschaft hatte das Ermittlungsverfahren gegen Karel Fajfr wegen der Vorwürfe Droysens von angeblichen Schlägen auf Arme, Beine, Rücken und ins Gesicht mangels Tatverdachts eingestellt. Diese Entscheidung hat die Generalstaatsanwaltschaft München nach Beschwerde Droysens bestätigt. Nun hat das Amtsgericht Sonthofen Karel Fajfr am 8. Februar 2021 von dem noch verbliebenem Vorwurf einer angeblichen Ohrfeige Droysens im Herbst 2016 freigesprochen. Der Freispruch ist rechtskräftig.