Verwandte im Altersheim besuchen, mit Freunden im Fitnessstudio trainieren oder einen Familienausflug ins Kino planen: Im Alltag brauchen wir häufig Antigen-Schnelltests und verlassen uns auf die Ergebnisse. Doch manche Schnelltests auf dem Markt erkennen Infektionen nur schlecht. Wie zuverlässig Tests sind, darüber forscht Infektionsepidemiologe Dr. Manuel Krone, stellvertretender Leiter der Stabsstelle Krankenhaushygiene an der Uniklinik Würzburg. Im Interview erklärt der Mediziner, ob Tests im Mund, Nase oder Rachen besser sind und wie sich die neue Variante Omikron auf die Aussagekraft auswirkt.
Dr. Manuel Krone: Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich da noch keine ganz klare Aussage treffen. Klar ist erst einmal: Schnelltests funktionieren grundsätzlich auch bei der Omikron-Variante. Ob sie vielleicht etwas schlechter funktionieren, das ist Gegenstand aktueller Studien. Ich glaube nicht, dass ein Produkt bei Omikron schlechter als ein anderes Produkt funktioniert, wenn sie bei vorherigen Virusvarianten gleich gut funktioniert haben. Aber grundsätzlich gibt es ja relevante Qualitätsunterschiede zwischen einzelnen Schnelltests.
Krone: Es ist natürlich schön, wenn da auch die Omikron-Variante eine Rolle spielt. Allerdings haben wir ja schon bisher das Problem, dass Antigen-Schnelltests auf den Markt kommen können, ohne unabhängig überprüft worden zu sein. Es ist zwar mittlerweile so, dass sie im Laufe der Zeit auch in Deutschland vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) evaluiert werden. Tests, die durch diese Evaluation durchfallen, fliegen auch von der Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm). Aber grundsätzlich kann man – zumindest bisher – Tests auf diese Liste bringen, ohne dass sie unabhängig evaluiert wurden. Und hier wäre eine Positivliste natürlich ein guter Beginn.
Krone: Grundsätzlich dürfen Tests, die nicht mehr auf der Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte sind, beispielsweise in Testzentren nicht mehr abgerechnet werden. Sie dürfen aber weiterhin verkauft werden.
Krone: Einen guten Hinweis bietet die Liste des Bundesinstituts. Auf der wird angegeben, ob die Tests schon durch das PEI evaluiert wurden oder nicht. Aber für den einzelnen Verbraucher ist es ansonsten sehr schwierig, gute von weniger guten Tests zu unterscheiden.
Krone: Ich halte Testungen mit Antigen-Schnelltests weiterhin für sinnvoll. Es ist einfach eine zusätzliche Maßnahme neben Impfung, Abstandsregeln, Masken oder Kontaktbeschränkungen. Und natürlich neben PCR-Untersuchungen beispielsweise bei Symptomen oder in Kontaktsituationen. Antigen-Schnelltests sehe ich nicht als Ersatz oder als Konkurrenz zu PCR-Untersuchungen, sondern vor allem als Ergänzung. Nur mit Antigen-Schnelltests lässt es sich schaffen, viele Menschen regelmäßig zu testen. Bei PCR-Tests fehlt dafür einfach die Kapazität.
Krone: Was Antigen-Schnelltests angeht, bin ich sehr skeptisch bei Speicheltests. Da gibt es auch wenig wissenschaftliche Daten. Ich gehe nicht davon aus, dass die Tests die entsprechende Empfindlichkeit erreichen, da die Viruslast im Speichel deutlich geringer ist als im Rachen. Die Durchführung im Rachen, egal ob durch die Nase in den Rachen oder durch den Mund in den Rachen, ist sicher am empfindlichsten. Aber auch die Durchführung vorne in der Nase funktioniert überraschend gut.
Krone: Die Empfindlichkeit von Antigen-Schnelltests hängt extrem mit der Viruslast in der Probe zusammen. Die Viruslast ist gleichzeitig auch ein Zeichen, dass jemand infektiös ist. Beruhigend ist, dass bei wirklich infektiösen Personen Schnelltests relativ gut ansprechen. Die höchste Viruslast hat man meistens so um den Symptombeginn herum. Personen, die keine Symptome zeigen, weisen allerdings nicht unbedingt geringere Viruslasten auf.
Krone: Zunächst einmal sind geringere Viruslasten ja toll, weil man gleichzeitig weniger infektiös ist. Es gibt Daten dazu, dass sich Viruslasten bei immunisierten Personen zum Zeitpunkt der höchsten Infektiosität nicht unterscheiden, allerdings schneller abfallen. Schnelltests funktionieren dann vielleicht bei der abgefallen Viruslast mal einen Tag früher nicht mehr. Das sehe ich aber überhaupt nicht mit Sorge, weil dann ja die Infektiosität nicht mehr so hoch oder nicht mehr gegeben ist.
Krone: Sie sollten einen Test nicht durchführen, wenn Sie noch Speisereste oder Getränkereste im Mund und Rachen haben. Ansonsten gibt es Einflüsse von beispielsweise Zähneputzen auf die Viruslast, die ich aber für weitgehend vernachlässigbar halte. Die Unterschiede sind da nicht so, dass Hochinfektiöse plötzlich nicht mehr erkannt würden. Umgedreht sollten Sie nicht gerade in der Warteschlange vor dem Schnelltestzentrum etwas essen.
Doch das Problem ist ein anderes: So ein Test ist kein Medikament, sondern nur ein Hilfsmittel. Um das in die EU einzuführen braucht man nur diese berühmte CE-Zertifizierung, wie wir sie heute von allen möglichen Dingen kennen. Das ist die weltweit wahrscheinlich am häufigsten gefälschte Zertifizierung. Die sagt jedoch nur, dass das Produkt nicht gefährlich ist. Aber sie sagt nichts über die Qualität.
Der Europäische Markt wird momentan geradezu mit Schnelltests überschwemmt. Von denen hat das PEI nur bisher einen Bruchteil getestet. Und namhafte Investigativ-Reporter haben bereits berichtet dass selbst in Apotheken und Testzentren Tests zum Einsatz kommen/kamen, die bei der PEI-Prüfung krachend versagt haben...
Ansonsten sind diese AG-Schnelltests sehr wichtig!
Denn in manchen Fällen sind PCR-Tests viel zu sensitiv!
Vergleichende Evaluierung der Sensitivität von SARS-CoV-2 Antigenschnelltests (Selbsttests + Schnelltests) (Stand 12.01.2022)
Coronavirus und COVID-19, SARS-CoV-2-Testsysteme
https://www.pei.de/DE/newsroom/dossier/coronavirus/coronavirus-inhalt.html;jsessionid=4792EB38B52354DFED02F0DCBDA581F6.intranet231?nn=169730&cms_pos=8
Link zum PDF
https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/evaluierung-sensitivitaet-sars-cov-2-antigentests.pdf?__blob=publicationFile&v=69
Tabelle 1: Antigenschnelltests, die das Sensitivitätskriterium erfüllen
Tabelle 2: Antigenschnelltests, die das Sensitivitätskriterium nicht erfüllen
Und sonst?
https://www.stadt-land-wue.de/stadtlandwue/corona-impfungen/index.html
Impfen. Impfen. Impfen!
Letztlich ist v.a. die Liste hilfreich mit den Tests, die durchgefallen sind....die sind auf jeden Fall nicht empfehlenswert....
Im Artikel steht das 199 von 245 bestanden haben. Das sind zwar leider auch noch ein paar Umfaller, aber nicht mehr ganz so viel wie bei dir.
In den USA haben sie gerade mangel na Schnelltest. Hier wird erst von staatlicher Seite geprüft und freigegeben. Konsequenz ist, dass bisher nur 8 zugelassen wurden und die sind mit 6,5 EUR pro Stück auch teurer.
https://www.n-tv.de/politik/Darum-haben-die-USA-kaum-Schnelltests-article23041090.html