Der heiß begehrte erste Termin: Nach fast drei Monaten im Lockdown dürfen Friseure am Montag, 1. März, ihre Geschäfte wieder öffnen. "Wir haben schon jetzt einen telefonischen Ansturm auf die Termine", berichtet Birgit Hartbauer von der Friseurinnung Würzburg Stadt und Landkreis. "Viele Kunden haben sehnsüchtig darauf gewartet und freuen sich, endlich ihre Corona-Frisur loszuwerden." Dennoch werden wohl nicht alle Kunden so schnell an der Reihe sein können, denn die vorgeschriebenen Hygieneregeln sehen vor, dass nur eine Person pro zehn Quadratmeter Ladenfläche zugelassen ist.
Das sei gerade für kleinere Geschäfte, die nur über 40 bis 50 Quadratmeter verfügten, sehr schwierig. "Da ist kein effizientes Arbeiten möglich", kritisiert Hartbauer. Es bleibe nicht viel Wahl, außer die Preise für die Dienstleistungen zu erhöhen. Die vergangenen Monate seien für viele Betriebe sehr hart gewesen, sagt die Obermeisterin, "Existenzen wurden gefährdet, und leider haben es einige Salons nicht überlebt".
Laut Hartbauer hat es zu wenig staatliche Unterstützung für die Friseurbetriebe gegebenund beispielsweise das Überbrückungsgeld III sei aufgrund bestimmter Voraussetzungen sehr kompliziert und schwierig zu beantragen. Zudem komme, dass "man ja trotzdem erstmal selbst für die Kosten aufkommen muss, bis das Geld auf dem Konto ist".
Hat die Branche an Wertschätzung dazugewonnen?
Trotzdem ist Hartbauer, die einen Salon in Heidingsfeld und einen weiteren in Rottenbauer betreibt, froh, dass es wieder losgeht: "Wir freuen uns darauf, unsere Kunden schön zu machen. Unsere Branche braucht Perspektiven und Planungssicherheit." Ob die Berufssparte in der Corona-Krise an Wertschätzung dazu gewonnen hat? "Ich würde sagen ja, das war auch schon nach dem ersten Lockdown so."
Die Menschen registrierten plötzlich, dass ein Haarschnitt zur Körperpflege dazugehöre und sogar zum Gesundheitswesen zähle. "Gerade für ältere Menschen, die ihre Haare nicht mehr alleine waschen und pflegen können, waren die vergangenen Wochen schwierig." Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte die vorzeitige Öffnung der Friseure damit begründet, dass das Haare pflegen auch mit Hygiene und Würde zu tun habe.
Um die Wertschätzung des Friseurgewerbes nachhaltig zu steigern und auch junge Leute weiterhin für den Beruf zu interessieren, müsste laut Hartbauer allerdings bei den Löhnen angesetzt werden, "das funktioniert nicht mit dem Mindestlohn, auch nicht im Hinblick auf die spätere Rente". Vielleicht komme ja durch Corona Bewegung in dieses politische Thema, hofft die Obermeisterin.
Hygienekonzept wurde verschärft
Wer nun einen Friseurtermin hat, kann sich freuen, sollte aber vorbereitet sein. Denn die Hygieneregeln wurden im Vergleich zu 2020 nochmal verschärft: Nicht nur, dass weniger Menschen gleichzeitig im Salon anwesend sein dürfen. Auch muss das Personal mindestens medizinische Gesichtsmasken (OP-Masken) tragen, Kunden indes müssen FFP2-Masken aufziehen, so Hartbauer. Zudem sei eine vorherige Terminvereinbarung notwendig.
Was das Thema Schwarzarbeit in der Krise angeht, sagt sie: "Die aktuelle Situation hat der Schwarzarbeit Tür und Tor geöffnet." Das heiße sie keinesfalls gut, dennoch findet Hartbauer es nicht verantwortlich, "dass der Staat durch seine Maßnahmen gefördert hat, dass viele Friseure illegal tätig geworden sind".
Dank an Kunden für Treue während des Lockdowns
Auch Mustafa Sentürk, der in der Sanderstraße den Salon Artistic Team betreibt, ist derzeit viel am Telefon zugange, um Termine zu vereinbaren. "Stammkunden haben Vorrang" – so seine Priorisierung. Seit fast 27 Jahren führt er gemeinsam mit seiner Frau das Geschäft und ist erleichtert, dass es nun wieder losgeht.
"Wir haben finanzielle Einbußen erlebt, die man erstmal durchhalten muss", sagt er. Und verbindet dies mit einem Dank an seine Kunden, die "uns mit netten Worten und einem regen Gutscheinkauf durch die vergangenen Wochen geholfen haben". Er habe nicht nur Kunden, sondern auch Freunde gewonnen, so Sentürk.
Während des Lockdowns, so erzählt er, habe er sich in einem Brief an die Staatsregierung gewandt, um auf die Sorgen und Nöte im Friseurhandwerk hinzuweisen. Bis zuletzt habe er gehofft, dass es am 15. Februar weitergeht, "nun ist es zumindest der 1. März".
Lösung für Lehrlinge
Sorgen bereitete ihm auch die Ausbildung seiner Lehrlinge, die kurz vor den Prüfungen stehen. Er nahm Kontakt zum Ordnungsamt Würzburg auf und "erfreulicherweise wurde eine Lösung gefunden". Unter Einhaltung des vorgeschriebenen Hygienekonzepts können die Prüflinge an speziellen Übungspuppenköpfen Hand anlegen. "Das beruhigt mich sehr, denn ich möchte doch, dass sie gut vorbereitet sind", sagt Sentürk.
In seinem 85 Quadratmeter umfassenden Salon dürfen nach den neuen Regeln acht Personen gleichzeitig anwesend sein, zum Beispiel vier Kunden und vier Friseure. Sentürk schätzt sich glücklich, denn von seiner Vermieterin bekam er einen leerstehenden Raum nebenan zusätzlich zur Verfügung gestellt, "den ich für unsere Kunden nutzen kann, bei denen die aufgetragene Farbe länger einwirken muss". So könne er mehr Kunden gleichzeitig bedienen, das helfe enorm, sagt er.
Handwerkskammer für Unterfranken begrüßt die Öffnung
Die Handwerkskammer für Unterfranken indes begrüßt die Öffnung der Friseurbetriebe ab 1. März als guten Anfang "der der Auftakt zu einer regelbasierten Öffnungsstrategie mit Perspektive für alle betroffenen Betriebe sein sollte".
Schwierig sei, so Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul auf Nachfrage dieser Redaktion, dass die angekündigten Hilfszahlungen nur schleppend fließen. Zudem seien Friseure beispielsweise für die Dezemberhilfen nicht antragsberechtigt gewesen. "Erst seit einer Woche, nach fast zweimonatiger Betriebsschließung, war für sie eine Antragsstellung zur Überbrückungshilfe III überhaupt möglich."
Hinzu komme, dass diese nur durch prüfende Dritte – das heißt Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer oder Rechtsanwälte – erfolgen könne. "Bis Gelder letztlich bei den Betrieben ankommen, werden noch weitere Wochen vergehen. Das kann für einige Betriebe zu spät sein. Es muss alles getan werden, um die Auszahlung zugesagter Hilfsleistungen für die betroffenen Betriebe zu beschleunigen", so der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Wie und ob die Geschäfte zusätzliche Kosten, die durch Kapazitätseinschränkungen und das Erfüllen von Hygiene-Auflagen entstehen, auf ihre Dienstleistungen umlegen, liege im Ermessen der einzelnen Betriebe.
Tja in erster Linie werden die Kunden und Personen belohnt die auf Zack sind und nicht diejenigen die erst am 28. Feburar den Friseur anrufen wollen um einen Termin zu vereinbaren, dann merken das Sonntag ist und den nächsten Anruf erst eine Woche später tätigen.
Wer also am 12. März noch mit sonderbarer Fisur rumäuft macht das weil er es so möchte, es ihm nicht so wichtig ist oder weil er nicht auf Zack ist.