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Würzburg
Von Würzburg nach Buenos Aires: Zwei Tangolehrer haben es zur WM nach Argentinien geschafft
Tangotänzerin Tanya Gutiérrez und Tangotänzer Sebastian Avendaño aus Würzburg haben vor kurzem Deutschland bei der Weltmeisterschaft in Buenos Aires vertreten.
Foto: Fabian Gebert | Tangotänzerin Tanya Gutiérrez und Tangotänzer Sebastian Avendaño aus Würzburg haben vor kurzem Deutschland bei der Weltmeisterschaft in Buenos Aires vertreten.
Milla Dorst
 |  aktualisiert: 28.09.2023 03:02 Uhr

In die Kostüme schlüpfen, Make-up auftragen, Tanzschuhe anziehen. Während draußen sommerliche Temperaturen herrschen, bereiten sich in den kühlen Räumen des Pfarreigebäudes St. Bruno Tanya Gutiérrez und Sebastián Avendaño auf ihre Probe vor. Vor wenigen Tagen noch haben die Tänzerin und der Tänzer sich bei der Tango-Weltmeisterschaft in Buenos Aires mit anderen Profis gemessen. "Die beiden sind immer topfit oder lassen es sich nicht anmerken", sagt Oscar Giménez, der Leiter der Tanzschule "Blanco y Negro". "Jetlag kennen die zwei nicht." Schon zwei Tage nach der WM hätten sie in Deutschland bereits wieder Kurse gegeben.

Dann geht es los. Gutiérrez in flatternder Hose und engem Oberteil, Avendaño in einem Anzug mit Hosenträgern schweben sie zusammen über das Parkett. Sie tanzen eng, mit aufrechter Körperhaltung, wirken perfekt aufeinander abgestimmt. Jeder Schritt sitzt und auch die Mimik der beiden passt zu der gefühlsvollen Tanzeinlage.

Gutiérrez und Avendaño sind nicht nur beim Tango tanzen ein Paar, sondern auch verheiratet. Diese Vertrautheit merkt man ihnen an. "Leidenschaft, Verbundenheit und Liebe", antworten sie auf die Frage, welche drei Worte ihren Tanzstil beschreiben können. Und das strahlt ihr Tanz auch aus.

Giménez: "Sie sind unter den zehn Prozent der besten Tangotänzerinnen und -tänzern weltweit"

Bereits im Juni 2023 gewannen die beiden die europäische Meisterschaft in London (UK-Mastership for stage tango). Und qualifizierten sich dabei für die Weltmeisterschaft in Buenos Aires – der Geburtsstadt des Tangos – am 2. September.

Tanya Gutiérrez und Sebastian Avendaño vor dem Tanzstudio im Würzburger Steinbachtal.
Foto: Fabian Gebert | Tanya Gutiérrez und Sebastian Avendaño vor dem Tanzstudio im Würzburger Steinbachtal.

"Es war eine wunderschöne Erfahrung, mit den besten Tangotänzerinnen und Tangotänzern zu tanzen. Einfach von morgens bis abends den Tango erleben", schwärmt Gutiérrez. Aber auch die Einladung in die britische Botschaft in Argentinien sei "eine Ehre" für sie gewesen. Als "außergewöhnlich" bezeichnet Avendaño die Erfahrung, Deutschland zu vertreten. "Die haben zwei Blondhaarige aus Deutschland erwartet", sagt er lachend. Er und seine Frau stammen gebürtig aus Kolumbien.

Im "Tango de Pista", ein improvisierter gesellschaftlicher Tanz hat das Paar Platz 43 von 500 belegt, beim "Tango de Escenario", auch Bühnentango genannt, belegten sie den 27. Platz von 300. "Vereinfacht gesagt, sind sie unter den zehn Prozent der besten Tangotänzerinnen und -tänzern weltweit", sagt Giménez.

Zweimal wurden Gutiérrez und Avendaño schon Weltmeister in der Kategorie Tango-Gruppen mit ihrem Ensemble "A Puro Tango". Mit ihrer Gruppe treten sie am 14. Oktober 2023 im Opernhaus in Nürnberg auf. Und auch wenn sie dieses Jahr die Weltmeisterschaft nicht gewonnen haben, sei es ihr Ziel "weiterhin Deutschland zu vertreten", sagt Avendaño. Dafür müssen sie in London oder Italien die Europameisterschaft im Tango tanzen gewinnen. "Das wäre dann unser Pass für die Weltmeisterschaft 2024", sagt Avendaño.

Für Gutiérrez, Avendaño und Giménez ist der diesjährige Gewinner der Weltmeisterschaft kein Unbekannter. Jonny Carvajal, der im "Tango de Pista" den Titel geholt hat, war 2017 Tanzlehrer in der Tanzschule "Blanco y Negro".

Avendaño: "Tango tanzen kann erstmal jeder"

Tanya Gutiérrez und Sebastián Avendaño tanzen schon seit 23 Jahren gemeinsam über das Parkett. Und das jeden Tag für fünf Stunden. Die 40-Jährige und der 44-Jährige sagen: "Alle Menschen können tanzen. Jeder kann das lernen. Man braucht nur die Motivation". Aber am wichtigsten ist die "Geduld der Frauen mit den Männern. Die brauchen länger zum Lernen", sagt Giménez lachend.

Um sich neben dem Tango fit zu halten, gehen die Kolumbianerin und der Kolumbianer Joggen und Radfahren. "Das ist wichtig. Wir brauchen das Ausdauertraining für den Tango", sagt Oscar Giménez. Das sorgt für einen durchgeplanten Alltag von  Gutiérrez und Avendaño. Morgens Sport, Mittags E-Mails beantworten, ihre Social-Media-Accounts betreuen und den Tanzunterricht vorbereiten. Am Abend dann das Unterrichten in der Tanzschule.

Denn Gutiérrez und Avendaño geben ihr Können auch weiter. Seit zehn Jahren unterrichten sie gemeinsam, seit zwei Jahren in Würzburg in der Tanzschule von Oscar Giménez. "Die Entwicklung der tanzenden Menschen zu sehen, ist das schönste", sagt Gutiérrez.

Die Profis raten Anfängerinnen und Anfänger zu Geduld

Für das Wichtigste halten sie "das Genießen des Tanzes". Das Tanzen dürfe sich nicht wie eine Pflicht anfühlen. Außerdem raten sie Anfängerinnen und Anfängern, Geduld zu haben. "Jeder hat sein eigenes Tempo", erklärt Gutiérrez. "Es kommt nicht von einem auf den anderen Tag. Es ist ein Prozess", sagt Avendaño.

Tangokurse der Schule "Blanco y negro": Dienstags, ab 19 Uhr, Kurse für Anfängerinnen und Anfängern bis zu Fortgeschrittenen im Saal der Pfarrei St. Bruno, Steinbachtal 2A, 97082 Würzburg. Weitere Infos unter www.blancoynegrotango.de

 
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