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Würzburg
"Von nationaler Bedeutung": Gartenamt Würzburg entdeckt barocke Bootsrampe
Am südlichen Ende der Mainkaipromenade liegt ein nur wenig einsehbarer Ort: das Maingärtchen. Nun hat das Gartenamt dort einen spannenden Fund aus dem 18. Jahrhundert gemacht.
Die Nordseite der freigelegten barocken Bootsrampe im Maingärtchen.
Foto: Gartenamt / Alexander Liebler | Die Nordseite der freigelegten barocken Bootsrampe im Maingärtchen.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:27 Uhr

Es sei der Fund eines "historischen Juwels", wie der Würzburger Gartenamtsleiter Helge Grob sagt. Im Maingärtchen am südlichen Ende der Mainkaipromenade stießen Mitarbeiter des Gartenamtes auf einen massiven Mauerwerkskörper aus Natursteinblöcken. Wie die Stadt Würzburg nun in einer Pressemitteilung berichtet, handelt es sich hierbei wohl um die Reste einer sehr gut erhaltenen Slipanlage, also einer Bootsrampe. "Zweifelsohne bildet es zusammen mit dem Alten Kranen, der Hafenmauer, der alten Floßgasse sowie den Resten des Umlaufkanales und des Streichwehres ein Denkmalensemble von nationaler Bedeutung", sagt Grob.

Historischer Fund bei Bauarbeiten im Maingärtchen entdeckt

Am Maingärtchen begann das Gartenamt im Frühjahr mit den Bauarbeiten für die Anlage eines kleinen Gärtchens mit einem großen neuen Baum, Staudenflächen sowie Sitzmöglichkeiten. Bei diesen Arbeiten stießen die Mitarbeiter des Gartenamtes auf den historischen Fund. "Äußerste Vorsicht war geboten", heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Schicht um Schicht wurden die seitlichen Verfüllungen abgetragen, bis eine Lage aus zerkleinertem Buntsandsteinbruch sichtbar wurde. Dieser falle bei der Bearbeitung von Naturstein an, so die Stadt.

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Unter dieser dünnen, rötlichen Schicht trat schließlich eine geneigte Pflasterfläche zu Tage. Zu diesem Zeitpunkt wurde dem Gartenamtsleiter klar, auf welches historische Juwel seine Mitarbeiter gestoßen waren. Daraufhin sei die gesamte Anlage behutsam durch das Gartenamt freigelegt worden. Die archäologische Begleitung erfolgte durch das Büro für Ausgrabungen und Dokumentationen Heyse.

Ähnlichkeiten der Bauweise mit der Alten Mainbrücke

Auf der Südseite begrenzt der neu entdeckte massive Mauerwerkskörper die Bootsrampe. Er sei mindestens 10,50 Meter lang und etwa drei Meter breit. Die seitlichen Mauerschalen bestünden aus sorgfältig bearbeiteten Kalksteinquadern. Einzelne Blöcke seien über einen Meter lang und bis zu 57 Zentimenter hoch. Um ein Verrutschen zu verhindern, sei eine Vielzahl an Steinen mit Eisenklammern verbunden. Die Fixierung der Klammern erfolgte mit Bleiplomben.

"Diese uralte Technik wurde vor über 2500 Jahren entwickelt", informiert Grob. Sie sei vor allem bei Palästen, Festungen und Wasserbauwerken weit verbreitet. "So finden sich auch an der alten Mainbrücke in Würzburg zahlreiche Eisenklammern."

Bootsrampe wurde offensichtlich intensiv genutzt

Die nördliche Begrenzung der Bootsrampe sei nahezu identisch beschaffen. Auf ihr steht ein kleiner Eckpavillon, der bereits vor Jahren entdeckt wurde. Der Zweck des Gebäudes und das Alter waren jedoch nicht einzuordnen, weshalb der Pavillon über viele Jahrzehnte als Gartenpavillon bezeichnet wurde.

Ein verwildertes Grundstück war das Maingärtchen vor den Bauarbeiten. 
Foto: Patrick Wötzel | Ein verwildertes Grundstück war das Maingärtchen vor den Bauarbeiten. 

Zwischen diesen seitlichen Fassungen aus Kalksteinblöcken liegt die eigentliche Bootsrampe aus Kalksteinpflaster. Sie ist etwa 7,50 Meter breit und in weiten Teilen hervorragend erhalten, so die Stadt Würzburg. Mit über 20 Prozent sei die Neigung der Fläche beträchtlich. Glatte Oberflächen der verwendeten Pflastersteine lassen darauf schließen, dass die Bootsrampe offensichtlich intensiv genutzt wurde. Zum Vertäuen der Boote dienten die in die Seitenwände eingelassenen beweglichen Eisenringe.

Vor diesem Hintergrund muss das ursprünglich als Gartenpavillon gedeutete kleine Bauwerk nun neu bewertet werden. "Sehr wahrscheinlich handelt es sich eher um einen Aufsichtspavillon, von dem aus die Be- und Entladevorgänge auf der Rampe überwacht wurden", schreibt die Stadt. Die sorgfältige Ausführung und die Details ließen auf ein von der Obrigkeit beauftragtes Bauwerk schließen.

Bootsrampe wohl zeitlich mit Würzburger Residenz entstanden

Aufgrund seiner abgerundeten Ecken lasse sich der Aufsichtspavillon und damit die Bootsrampe in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts datieren. Hier wurde ein für den fränkischen Barock charakteristisches Architekturmotiv herrschaftlicher Monumentalbauten auf einen Zweckbau übertragen. Folglich sei die Bootsrampe zeitgleich mit der Welterbestätte Würzburger Residenz und noch vor dem Alten Kranen entstanden, teilt die Stadt mit. Vor diesem Hintergrund läuft momentan die Unterschutzstellung des barocken Fundes als Baudenkmal durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.

Aufgrund des Fundes muss nun das Gartenamt seine Planung an die neuen Gegebenheiten anpassen. An diesem Mittwoch wird er im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss (Puma) des Stadtrates vorgestellt. Ziel sei, so Bürgermeister Martin Heilig, das historische Bauwerk in seiner Bedeutung zu würdigen, "ohne die gestalterische und ökologische Aufwertung der stark frequentierten Promenade am Alten Kranen zu vernachlässigen."

Auch dem Gartenamtsleiter ist es wichtig, den Fund künftig zu würdigen. "In Deutschland herrscht leider die Tradition des Wegreißens", erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Den Fund sieht er nun als Chance, "den Schalter umzulegen" und ein historisches Relikt zu würdigen und zu präsentieren. "Diese alten Techniken zu sehen, ist so faszinierend, die Bauqualität ist beeindruckend", sagt Grob. 

 
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  • H. M.
    Wieso hier manche Kommentierende unken, dass die Slipanlage abgerissen wird erschließt sich mir nicht so recht. Im Artikel steht doch, dass die Unterschutzstellung durch das Landesamt für Denkmalpflege läuft!! Außerdem wird das Gartenamt die Planung an die neuen Gegebenheiten anpassen!! Fazit: Lesen bildet und wer auch noch richtig lesen kann ist im Vorteil! Aber Hauptsache man kann motzen.
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  • A. F.
    Bevor sich hier noch weitere über unseren Klimabürgermeister aufregen, von dessen Partei ich nun wirklich kein Anhänger bin.

    Viel schlimmer ist es doch, dass irgendwelche Asozialen meinen, an irgendeiner Mauer ihr "Autogramm" hinterlassen zu müssen, wie auf dem oberen Bild deutlich erkennbar.

    Die sollen gefälligst ihre Wohnungen, wenn sie denn eine haben, voll schmieren, aber nicht anderen Leuten Eigentum!!!
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  • P. v.
    Ein Klimabürgermeister kann das Klima auch nicht verbessern er ist eigentlich füf die Katz!
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  • A. F.
    Ein wirklich excellenter und intellektuell hervoragender Beitrag!

    Nur, was hat er mit der Rampe zu tun?

    Oder darf ein Klimabürgermeister, egal, welcher Partei er angehört, diesen Fund nicht würdigen?
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  • B. H.
    Die Annahme, dass in direkter Mainnähe und Nähe zum Alten Kranen ein Gartenpavillion in dieser massiven Güte erbaut wurde, ist an sich schon abwegig. Das Baumaterial für die Redidenz haben sicher nicht Kutschen gebracht. Zudem ist der jetzt so bestaunte Fund vor gerade einmal vor 300 gebaut und sicher hunderte und mehr Jahre genutzt worden. Diese „Sensation“ war erwartbar bzw. mit Recherchewillen auch schon früher findbar gewesen. Nun überhaupt zu zweifeln, ob das erhaltenswert sei oder doch lieber ein Baum gepflanzt werde, bestätigt mein Empfinden, es hier in Wü ausschliesslich mit Provinztätern zu tun zu haben. „Umweltbürgermeister“ - viel heisse Luftverwalter passte besser zu derartig absurden Ideen.
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  • S. B.
    Sie haben es natürlich schon vorher gewusst. Klar.
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  • B. H.
    Klar!
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  • H. S.
    Naja, Würzburg ist eigentlich auch schon über 3000 Jahre alt. Auf dem Marienberg und im Maiviertel wurden schon vor vielen Jahren Artefakte gefunden, die auf Kelten-Siedlungen um die 1000 v.C. hindeuten. Damit ist Würzburg sogar älter, als die offizielle Gründung Roms...
    Aber auch Rom ist älter: Auch da fand man Artefakte die belegen dass es hier schon 1000 v.C. eine Ansiedlung gab. Insofern ist Würzburg nahezu genauso alt, wie Rom.
    Und wie in Rom auch, wurde da immer neues über älterem erbaut.
    Einen Zäsur war da jedoch der vollkommen unsinnige Bombenangriff am 16. März 1945:
    Hier wurde soviel zerstört, dass man beim Neuaufbau alles andere im Kopf hatte, als irgendwelche archäologische Interessen.
    Aber: Ich vermute, dass man in Würzburg auch in Zukunft noch einige historische Funde machen wird. Das kann sehr schwierig, und auch sehr teuer werden! Soll man die dann um jeden Preis erhalten, oder nur dokumentieren, bevor was neues kommen kann?
    Ich möchte das nicht entscheiden müssen...
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  • H. S.
    Herrn Heilig sind wahrscheinlich alte Mauern egal. Hauptsache, noch ein Baum mehr. Man hat geplant, das ist zementiert, Umplanung geht gar nicht. Beispiele dafür gibt es genug, schon vor Heiligs Zeiten.
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  • F. E.
    ergänzend lassend mich die Worte des Klimabürgermeisters doch aufhorchen. Darf man das so interpretieren, dass ein Teil weggerissen werden soll, damit man den alten Plan, hier einen Baum zu pflanzen doch realisieren kann? Ich denke, es gibt genügend Alternativstandorte in der Nähe für ein hübsches, grünes Gärtchen. Es muss nicht mehr unbedingt an diese Stelle.
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  • K. U.
    Was ist eigentlich ein "Klimabürgermeister" ? - Nie davon gehört ... Satire ?

    Seit wann können Menschen - wenn sie keine Hexe/Magier sind - das chaotische 30-jährige Wetter (KLIMA) und die Klimazonen der ERDE manipulieren ?

    In Island gibt es Elfenbeauftragte - welche MAGIE beherrscht ein Klimabürgermeister ?

    Das entdeckte historische BAUDENKMAL nationaler Tragweite am Mainufer - sollte über dem ideologischen ZEITGEIST und materialistischen säkularen Glaubenssystemen stehen

    Was ist noch alles im UNTERGRUND verborgen und wartet darauf wachgeküsst zu werden ? zwinkern

    QUESTION INFORMATION - THINK YOURSELF
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  • R. B.
    Der Mann ist in der Tat Satire! Aber in Zeiten von Panik und Hysterie bekommen auch inkompetente Leute eine Chance.
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  • F. K.
    Genau diese Befürchtung habe ich auch - und ich bin grundsätzlich ein Unterstützer der Grünen. Hier aber sollte der Fund so belassen werden wie er ist. Die Uferpromenade kann man auch außen herum weiterführen - zur Not eben auf Kosten des Individualverkehrs. Mal sehen, was aus alldem wird.

    In seiner Analyse hinsichtlich der Abrissmentalität in Deutschland hat Herr Grob leider Recht. Das hat aber schon viel früher angefangen. Ich erinnere nur an den Abriss des Buchner‘schen Palais in den 1970er Jahren zugunsten des Neubaus des C&A oder den Abriss der Barockkaserne im alten Mainviertel unterhalb des Schottenklosters. Was der Krieg nicht geschafft hat, hat die Nachkriegsmoderne erledigt. Ganz zu schweigen von dem, was manche Dorfoberen ihren Altorten so alles angetan haben. Hoffen wir mal, dass dies nicht wieder passiert. Dieser Artikel trägt jedenfalls zur Bewusstseinsbildung bei, und verdient deshalb ungeteiltes Lob!
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  • S. B.
    Tolle Entdeckung! Schön, dass es nicht einfach aus dem Weg geräumt wird.
    Vielleicht kann ja stattdessen die bisherige Promenade noch stärker in Richtung Gärtchen und auch Spielort umgestaltet werden. Ein Spielplatz fehlt nach wie vor.
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  • F. E.
    @sepele: Ich bin der selben Meinung. Allerdings wird der Stadtrat erst darüber entscheiden. Bislang hieß es dann fast immer "Abriß!", weil ein einmal gemachter Plan nicht verändert werden könnte. Dennoch ist es ermutigend, dass Herr Grob, sich so entschieden für den Erhalt und ein neues Highlight im Stadtbild einsetzt. Vielen Dank Herr Grob!
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