Ein ganzes Wohnviertel Ochsenfurts ist eigentlich nur über einen Knotenpunkt erreichbar. Das betrifft die Bewohner der Klinge und aller Straßen, die von ihr abgehen. Wenn am kommenden Wochenende die Brücke über die Brunnenstraße abgerissen wird, geht diese Verbindung zur Außenwelt verloren. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben dann also ein Problem.
Bis Dezember wird die Brücke über die Südtangente erst abgerissen und neu gebaut. In dieser Zeit können die Straße Richtung Main sowie zwei der vier Rampen auf die Südtangente weiterhin genutzt werden. Mit einer Ausnahme: Von Freitagabend, 20 Uhr, bis Sonntagmorgen, 6 Uhr, wird die alte Brücke abgerissen.
Wie komme ich am Wochenende aus dem Viertel an der Klinge raus?
Ist das Viertel dann von der Außenwelt abgeschnitten? Nein, erklärt Daniela Baumgärtner-Kerlin, Pressesprecherin des Staatlichen Bauamts in Würzburg. Sie verweist auf die Straße in der Verlängerung der Klinge Richtung Süden. Über den Weg Am Viehtrieb führt die Umleitung auf die ST2269 und schließlich auf die B13. Auf einem längeren Abschnitt bis zur Staatsstraße sei der Weg allerdings so eng, dass eine Ampelschaltung den Verkehr nacheinander regeln werde, sagt Baumgärtner-Kerlin.
Joseph Meixner wohnt mit seiner Frau in der Hohestädter Steige und beide wollen am Samstag das Viertel verlassen, wie er sagt. "Das ist ärgerlich", sagt er, "aber das muss eben gemacht werden". Der Kreisrat (Bündnis 90/Die Grünen) fragt sich aber, ob er zumindest noch zu Fuß oder mit dem Rad in die Altstadt kommen kann.
Könnten Fußgänger über das Oechsner-Gelände aus dem Viertel raus?
Wie Baumgärtner-Kerlin erklärt, ist das nicht möglich. Die Brücke werde Stück für Stück abgeschnitten. Die Betonbrocken würden dann auf ein Sandbett, das darunter ausgelegt werde, fallen. Aus Sicherheitsgründen könne deswegen auch der Fußweg nicht genutzt werden.
Eine mögliche Alternative für Fußgänger fällt Meixner ein: Könnte man nicht an der Oechsner Brauerei vorbei nach Osten in Richtung Kirche? Dem erteilt Brauerei-Chef Dietrich Oechsner eine Absage: "Das ist Betriebsgelände, weshalb da niemand langlaufen kann."
Für die Brauerei selbst sei es "unproblematisch", im Winterhalbjahr kurzzeitig auf den Lieferverkehr zu verzichten. Frühzeitige Planungssicherheit sei dabei wichtig, was hier der Fall war. Oechsner erzählt aber auch, dass ihm in den Wohngebieten rund um die Baustelle deutlich mehr Verkehr aufgefallen sei.
Gibt es einen alternativen Weg für Fußgänger am Wochenende?
Das bestätigen auch andere Bewohner rund um die Klinge. Norbert Wirsching und Markus Münch stehen nah der Brauerei und unterhalten sich über die Brückenarbeiten. Auch sie hätten erlebt, dass immer wieder Lkw auf der Suche nach Umleitungen durch das Viertel fahren würden.
Auch Wirsching und Münch wollen am Samstag aus dem Viertel raus. Sie deuten auf einen kleinen Fußgängerweg, der westlich der Brauerei runter auf die Südtangente führt. Zu Fuß komme man hier jetzt noch raus. Sie überlegen, ihre Autos am Freitag außerhalb zu parken und über diesen schmalen Weg dorthin zu laufen.
Aber auch diese Lösung relativiert das Staatliche Bauamt. Baumgärtner-Kerlin betont, dass die Rampen zur Brücke am Wochenende auch für Fußgänger gesperrt sein werden. Man könnte hier also höchstens nach Westen in die Hohestadter Straße kommen. Einen direkten Fußweg in die Altstadt gibt es in dieser Richtung nicht.
Was ist mit der Beleuchtung und dem Lärmschutz?
Münch beklagt außerdem, dass seit Baubeginn die Lichter an der Brücke nicht mehr an sind. "Für Fußgänger und Radfahrer ist das aber die einzige Lichtquelle im Dunkeln", sagt er. Ein Problem, das beim Staatlichen Bauamt schon bekannt ist. Dort arbeite man bereits an einer Lösung für nach dem Brückenabriss, sagt die Sprecherin.
Wirsching fragt außerdem, ob bei dem Neubau der Brücke an den Lärm im Viertel gedacht wurde. Dadurch, dass direkt neben der Südtangente noch die Eisenbahnstrecke entlangläuft, sei der Verkehr hier sehr laut. Zu möglichen Lärmschutzmaßnahmen kann die Pressesprecherin aktuell nichts sagen.