Rund um die Uhr Mathematik? Ein Albtraum für viele Schüler, nicht aber für Vlad Husynin. Der 16-Jährige aus der Ukraine genießt die Mathematik und erringt zahlreiche Preise für sein Können. Husynin selbst und sein Lehrer Albrecht Kliem sprechen über den Menschen Vlad, aber auch über ihn als Schüler.
Seit März 2022 lebt Husynin mit seiner Familie in Deutschland, sagt Kliem. Im selben Jahr sei er ans Wirsberg-Gymnasium gekommen, um erst als Gastschüler, dann auch dauerhaft als Schüler zu leben und zu lernen. Besonders zu Beginn war Mathematik ein wichtiger - weil sprachloser - Faktor, über den er Kontakte knüpfen konnte. Aktuell besucht er die zehnte Klasse am Wirsberg-Gymnasium.
Mathematik als Haupthobby
Was macht er nachmittags daheim? Mathematik. Wie verbringt er seine Zeit am Wochenende? Mit Mathematik. Und wenn er für ein Förderseminar oder einen Wettbewerb weit reisen muss? Erneut Mathematik. Husynin, der Mathe als sein Haupthobby bezeichnet, hat diesjährig bei der Deutschen Mathematik-Olympiade eine von bundesweit zwölf Goldmedaillen gewonnen. Den Landeswettbewerb Mathematik Bayern gewann er zweimal, beim Bundeswettbewerb landete er als Jüngster unter den besten 30 aller 2000 Teilnehmer. Fertig ist er aber noch lange nicht.
Als sein Hauptziel erklärt er die internationalen Wettbewerbe, allen voran die Internationale Mathematik-Olympiade (IMO) und die Mitteleuropäische Mathematik-Olympiade (MEMO). Fleißig und zielstrebig beschreibt Kliem seinen Schüler. Er sei ein "Vorbild in seiner Klasse", jemand, der Talent habe, aber auch den nötigen Eifer und das Engagement. Von "natürlichem Ehrgeiz" spricht Kliem, doch bei all dem Drang sei er immer sehr offen, freundlich und auch bescheiden.
Schule kann wie ein Anker wirken
Und wenn der Junge für seine Goldmedaille bis nach Flensburg reist oder regulären Unterricht verpasst, weil er an Förderseminaren teilnimmt, dann sei das alles kein Problem für ihn. Den verpassten Schulstoff reichen ihm die Klassenkameraden nach. Er fühle sich gut integriert, habe auch keine Probleme in den anderen Fächern. "Alle waren sehr freundlich", sagt Husynin über seine Mitschüler zu Beginn in der Klasse. Kliem meint, dieses positive Umfeld unterstütze das junge Talent.
Anfänglich habe ihm nur das Sprachniveau Probleme bereitet. Kliem meint, dass hier der große Vorteil der Mathematik liege: Das Fach könne ein "erster Zugang zur Teilhabe an der Gesellschaft" sein, weil es nicht von der Sprache abhänge. So können laut Kliem Mathe und die Schule wie "ein Anker wirken, ein Stück Heimat" spenden. Husynin sagt, dass der hiesige Deutschunterricht ähnlich wie in der Ukraine sei. Gelegentlich nehme er online an Matheseminaren aus der Ukraine teil, die meisten Seminare seien aber deutsch.
Spezielle Förderung im Frühstudium
Mathe-Talente profitieren von der gemeinsamen Förderung mit Gleichgesinnten, sagt Kiem. So habe er den Jungen zunächst bei Mathe-Seminaren kennengelernt, bevor er als Schüler ans Wirsberg-Gymnasium kam. Lachend fügt er an, dass sein Schüler ihn wahrscheinlich jetzt schon übertreffe. Und auch Husynin schmunzelt: "Der Matheunterricht ist viel zu leicht". Gerne helfe er seinen Mitschülern, die mit Fragen auf ihn zukommen oder seine Hilfe benötigen.
In den nächsten Jahren strebt er das Abitur an und möchte anschließend studieren. Zugleich bewerbe er sich jetzt schon für ein Frühstudium der Mathematik an der Universität Würzburg, was auch Kliem begrüßt. Bei den Wettbewerben und im Training seien die Anforderungen sehr spezifisch, beim Frühstudium würde Husynin "mehr Mathematik mitbekommen, eine ganz andere Breite" an Themen, so Kliem. Beruflich weiß Husynin zwar noch nicht, wohin genau seine Reise gehe, doch die Richtung, sagt er, dürfte niemanden überraschen.