Sie waren die ersten Schüler im damals neu geschaffenen Abendgymnasium in Würzburg. Nun feierten fünf gestandene Männer mit ihren Frauen am Wochenende ihr 60-jähriges Abiturjubiläum. Der geschichtskundige Stadtrat Willi Dürrnagel nahm sich die Zeit, den Jubilaren einen tiefen Einblick in die Historie des Würzburger Rathauses zu geben.
In einem Grußwort würdigte Oberbürgermeister Christian Schuchardt die Leistung der Männer
In einem Schreiben würdigte Oberbürgermeister Christian Schuchardt die Leistung der Männer, die sich seit ihrem Abitur jedes Jahr in Würzburg getroffen haben. "Was Sie damals geleistet haben, darauf können Sie wirklich stolz sein", so Schuchardt. Das Abitur am Abendgymnasium ist in seinen Augen besonders aussagekräftig. Sich nach anstrengender beruflicher Tätigkeit über vier Jahre lang Abend für Abend noch zum Lernen zu motivieren, zeuge von außergewöhnlicher Leistungsbereitschaft und -fähigkeit und erfordere ein hohes Maß an Disziplin und Durchhaltevermögen.
1959 hatte der Stadtrat beschlossen, zum Schuljahr 1959/60 an der Mozartschule ein Abendgymnasium für Berufstätige in städtischer Trägerschaft einzurichten. Ziel war, nach vier Jahren Abendschule die Abiturprüfung zu ermöglichen. Voraussetzung bei den Teilnehmern war in den ersten drei Jahren eine volle Berufstätigkeit, dann wurden Erleichterungen eingeführt. Den Unterricht gab es an fünf Wochentagen von 18 bis 21.15 Uhr, beschränkt auf die Fächer Deutsch, Englisch, Französisch, Mathematik, Physik, Geschichte und Erdkunde.
Zur ersten Aufnahmeprüfung waren 107 Teilnehmer angetreten, aber nur 47 bestanden sie
Zur ersten Aufnahmeprüfung waren 107 Teilnehmer angetreten, aber nur 47 bestanden sie. Wegen der hohen physischen und psychischen Belastung ist die Schülerzahl bald gesunken. Zur Abiturprüfung 1963 traten zusammen mit den Schülerinnen der Mozartschule zwölf Schüler des Abendgymnasiums an, sechs Schüler und fünf Schülerinnen bestanden die Prüfung. Der damalige Oberbürgermeister Helmuth Zimmerer überreichte ihnen die Reifezeugnisse mit den Worten: "Das Abschneiden der elf Prüflinge ist ein außerordentlicher Erfolg."
Das Jubiläum feierte der Freundeskreis "Erster Kurs des Abendgymnasiums der Stadt Würzburg" beim Mittagessen im Ratskeller und beim Kaffe im neuen "Café Mars" im Kloster der Erlöserschwestern. Und das sind die noch lebenden erfolgreichen Abendgymnasiasten und was aus ihnen geworden ist:: Peter Asp aus Aschaffenburg wohnt heute in Biberach an der Riß). Er war als Diplomingenieur in der Pharmaindustrie in führender Position tätig; Reinhold Breunig aus Würzburg, der heut in Marktbreit lebt, arbeitete zunächst als Industriekaufmann im Überlandwerk Würzburg. Dann wechselte er in den Volksschuldienst, wurde Rektor in Marktbreit wurde und war die letzten 15 Jahre Schulamtsdirektor am staatlichen Schulamt in Kitzingen war.
Die Schule "Privates Abendgymnasium Würzburg" gibt es heute immer noch
Weiter gehören dazu Dr. Wolfgang Faust aus Würzburg, der als Verlagskaufmann im Arena-Verlag und als freier Journalist für das Volksblatt arbeitete und dann in den gymnasialen Schuldienst in Würzburg kam. Nebenbei war er 25 Jahre Vorsitzender DJK Würzburg und hat dort die neue Sportanlage aufgebaut. Der nächste im Bunde ist Heinz Gellner aus Wigstadel in der ehemaligen Tchechoslowakei, der heute in Kaltenhausen lebt, er war als Mathematiker und Physiker bei IBM in Würzburg Systemberater und schließlich Prof. Dr. Karl-Heinz Nusser, der heute in München lebt. Er dort in Philosophie promoviert und war an der Uni in Stuttgart tätig. Als Gastprofessor war er in Basel, Würzburg, Augsburg und anderen anderen Universitäten und ist heute noch immer aktiv.
Ihre Schule gibt es immer noch: Das "Privates Abendgymnasium Würzburg" befindet sich heute in der Trägerschaft der Fränkischen Akademie e.V. und ist eines von nur neun Abendgymnasien in ganz Bayern.