Georg Schmitt hat seit Mitte Dezember viel dazu gelernt: Er kennt viele Spielregeln für Gesellschaftsspiele jetzt besser, lernte die VHS-Kassette wieder zu schätzen und machte Fortschritte in der Bedienung seines Handys. Denn in den drei Häusern der Oberdürrbacher Initiative "Wohnen in Gemeinschaft – Jung und Alt" gab es von Dezember bis zum 24. Januar kein Internet, kein TV und auch das Festnetz-Telefon war stumm.
"Das ärgerte uns alle natürlich sehr", sagt Schmitt. Doch besonders sauer sind die insgesamt 13 Parteien in den drei Häusern über die Informationspolitik des Anbieters Vodafone. Von diesem hätten die Kunden im Störungszeitraum widersprüchliche, falsche oder gar keine Informationen bekommen. Dass man so mit Kunden umgeht, könne Schmitt nicht verstehen.
54 Haushalte betroffen
Antworten auf offene Fragen liefert Pressesprecher Volker Petendorf auf Nachfrage dieser Redaktion. Ein unterirdischer Kabelstrang, der die Siedlung im Bereich Sankt-Josef-Straße in Würzburg-Oberdürrbach versorgt, ist von Vodafones Kabelglasfasernetz abgeschnitten worden. Dadurch kam es zu Störungen von insgesamt 54 Haushalten beim Kabelfernsehen, Breitband-Internet und Festnetzanschlüssen via Kabelglasfasernetz.
Die Störung wurde laut Petendorf erstmals am 4. Dezember festgestellt. Zunächst zeichnete sich ein unklares Störungsbild ab, zumal anfangs nicht alle Funktionen betroffen waren, sondern „nur“ das Internet und der Festnetzanschluss - während der TV-Empfang zunächst nicht beeinträchtigt war. Fehleranalysen und Messungen vor Ort ergaben als Fehlerquelle ein defektes Bauteil. Um dieses Bauteil auszutauschen, mussten Tiefbauarbeiten bei der Stadt Würzburg beantragt werden.
Tiefbau und Verkehrssicherung war notwendig
Denn bei Aufgrabungen im öffentlichen Verkehrsraum müssen Telekommunikationsunternehmen eine Zustimmung zur Aufgrabung beantragen. Sinn dieses Antrages ist es, dass nicht jeder im öffentlichen Verkehrsraum aufgraben kann, wie er will, erklärt Rathaussprecherin Claudia Lother.
Laut Vodafone wurde ein Dienstleister am 14. Dezember mit den Bauarbeiten beauftragt. Dieser habe bereits am Montag, 17. Dezember den Tiefbauantrag bei der Stadt gestellt. Bei der Stadt heißt es jedoch, der Antrag sei erst am 8. Januar gestellt worden. Nach Prüfung und Bearbeitung sei bereits am 14. Januar die Zustimmung ergangen. Daraufhin habe die ausführende Baufirma eine verkehrsrechtliche Anordnung zur Aufgrabung beantragt, die noch am gleichen Tage erteilt wurde, so Lother.
Die Unterschiede in den Daten erklärt Vodafone-Sprecher Volker Petendorf damit, dass es über die Feiertage an Weihnachten und Neujahr vielleicht zu Verzögerungen gekommen sei. Seit 18. Januar laufen jedoch die Arbeiten, um das Problem zu lösen. Zehn bis vierzehn Tage dürften diese insgesamt dauern, so Vodafone.
Bewohner sind von Vodafone enttäuscht
Über diese Vorgänge hat Georg Schmitt laut eigener Aussage jedoch "gar nichts" erfahren. Er reichte zusammen mit anderen Bewohnern der Häuser ein Schreiben bei Vodafone ein, um von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen. Dieses Schreiben blieb laut Schmitt bisher unbeantwortet. "Wir sind von Vodafone enttäuscht, es herrscht allgemeine Unmut", so Schmitt. Er habe sich bereits mit einem anderen Unternehmen in Verbindung gesetzt, um über dieses in Zukunft sein Internet zu beziehen. Doch an diesem Donnerstagnachmittag gab es Grund zur Freude: Schmitt stellte fest, dass der Anschluss wieder funktioniert. "Die Freude im Haus ist natürlich groß", sagt er. Ob auch andere Haushalte wieder angeschlossen sind, ist bislang nicht bekannt.
Und eine schöne Sache habe die Misere auch mit sich gebracht: "Wir waren auf einer Enthalsamkeitstour", sagt er. Das bedeute, dass die Gemeinschaft jeden Abend Film- oder Spielabende organisiert hat. Schmitt dazu lachend: "Was anderes, als die Sache mit Humor zu nehmen, bleibt uns ja nicht übrig."