
Radlerhose, Sportdress, Fahrradhelm: Wenn Konrad Karl auf sein Rennrad steigt, mag man gar nicht glauben, dass da jemand in die Pedale tritt, der bereits den Haken ans achte Lebensjahrzehnt gemacht hat. 83 ist er jetzt, und "Konny" Karl hat keineswegs vor, das Rennrad in der Garage zu lassen. Der Sport auf dem Fahrradsattel ist seine Leidenschaft – seit mehr als 70 Jahren.
Mit seinen vielen Touren hat er inzwischen 150.000 Kilometer hinter sich gebracht. Rechnet man seine Aktivität auf dem Hometrainer dazu, dann hat er rund viermal die Erde umrundet. "Es waren viele tolle Erlebnisse mit guten Freunden", sagt er heute mit Stolz.
Konny Karl, den viel mit Würzburg verbindet und der seit längerem in Kürnach lebt, kam am letzten Tag des Jahres 1940 im thüringischen Sonneberg zur Welt. "Es war eine schöne Zeit, aber es war halt auch Krieg. Gott sei Dank haben wir davon wenig erlebt", sagt er heute. Mit zwölf ist er erstmals aufs Rad seines Vaters gestiegen – der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft. "Es war ein Miele-Rad", erinnert er sich gut sieben Jahrzehnte später. Schon damals hat er kleine Touren durchs Thüringer Land gemacht.
Schon als Jugendlicher hat er seine Rad-Kilometer aufgeschrieben
Im Frühjahr 1956 hat Konny Karl mit zwei Schulfreunden seine erste Fahrt zum Bodensee auf dem Miele-Rad gemacht. Mit den Rädern sind sie im Interzonen-Zug zunächst nach Würzburg gefahren und haben dort in der Jugendherberge neben der Burkarder Kirche übernachtet. Von Würzburg aus ist das Trio dann zum Bodensee gestartet. Schon damals hat Konny Karl damit begonnen, die Touren-Kilometer zu erfassen und in einem Büchlein aufzuschreiben.
Drei Jahre später wurde Würzburg dann wieder seine Anlaufstelle. Bereits 1956 war Konnys Schwester nach Würzburg ausgereist, am 24. Februar 1959 folgte er ihr alleine nach. Für 15 Dollar (damals 66 Westmark) hatte er einen Flug von Berlin-Tempelhof nach Hannover gebucht und ist von dort per Anhalter nach Würzburg gefahren. Ein Holländer hatte ihn mit seinem VW-Käfer bis zum Sternplatz gebracht.
Konny Karl verbrachte die erste Nacht in der Jugendherberge, dann wohnte er im Don-Bosco-Heim am Schottenanger. Bei Bischof Julius Döpfner hat er im Käppele ministriert, die kirchliche Verbindung mit Würzburg gab es aber auch zuvor schon. "Sonneberg gehörte damals kirchlich zu Würzburg", sagt er. In Sonneberg hatte Konny Karl noch seine kaufmännische Lehre gemacht und arbeitete nun beim Schum-Eisenwarenhandel, später bei den Fränkischen Bauwaren in der Gattinger Straße und schließlich 30 Jahre bei der Firma Platten-Steger in Schweinfurt.
Rekordjahr 2006 mit über 6000 Kilometern im Sattel
Sei erstes eigenes Fahrrad, ein Dreigang-Rad von Winora, hat er 1975 in Würzburg gekauft und bis 1983 gefahren. 1984 ist Konny Karl dann aufs Rennrad umgestiegen. 2004 hat er das Rennrad "Steppenwolf" erworben, das in Schweinfurt hergestellt wurde – darauf fährt er heute noch.

Die erste Tour mit dem Rennrad machte Konny Karl 1984 alleine nach Ungarn zum Plattensee: 868 Kilometer in fünf Tagen. "Vier Tage lang habe ich danach Muskelkater gehabt", sagt er heute lachend. Andere Touren folgten nach Tschechien, in die Schweiz, nach Österreich, Italien, Frankreich, in die Niederlande und nach Luxemburg. Viele Pässe Europas hat er dabei überwunden. 2006 wurde sein Rekordjahr, damals legte er insgesamt 6303 Kilometer zurück. Im Jahr zuvor absolvierte er eine ganz besondere Tour – gemeinsam mit dem dreifachen Bahnrad-Olympiasieger und Weltmeister Jens Fiedler auf Mallorca.
Im Winter geht es auf den Hometrainer
Trainiert hat Konny Karl in allen steilen Weinbergen Frankens – und das nicht immer unfallfrei. Bei Retzbach hatte er einmal während einer steilen Abfahrt einen Doppelplatten. "Ich hatte großes Glück, dass da nichts Schlimmes passiert ist", erinnert er sich. Wirklich Schlimmes passierte Konny Karl dann aber im Jahr 2007. Auf dem Radweg nach Randersacker lief ihm ein nicht angeleinter Hund vor das Rad. Karl stürzte beim Ausweichen, brach sich die Nase. Zehn Wochen konnte er nach der Operation nicht mehr aufs Rad steigen.

Die Freude am Sport hat ihm der Unfall allerdings nicht nehmen können. Selbst wenn es das Wetter nicht zulässt, tritt Konny Karl in die Pedale. Vor allem in der Winterzeit schwingt er sich dann eben auf den Hometrainer und legt zusätzlich einige Hundert Kilometer zurück. Bei seinen Touren in der Natur begleitet ihn heute nur noch seine Frau Elvira, denn alle seinen "Radl-Kumpels" sind inzwischen gestorben. Seine "Evi" hatte er in Würzburg kennengelernt, mit ihr ist er inzwischen 55 Jahre verheiratet. Konny Karl ist sehr froh, dass sie sehr sportlich ist – und ihm auch auf dem Rad die Treue hält.