Über knapp zehn Hektar Land könnte sich ein neuer Steinbruch in Lindelbach erstrecken. Für den Marktgemeinderat Randersacker gibt es allerdings noch Klärungsbedarf. Deshalb zog der Antragsteller den Bauantrag zur Überarbeitung zunächst zurück.
Das Vorhaben erstreckt sich auf 99 855 Quadratmeter, die im Bogen um den alten Steinbruch in Richtung Autobahn verlaufen, bis kurz vor die Lützelquelle. Derzeit ist der alte Steinbruch als Naturdenkmal mit dem historischen "Derrickkran" ausgewiesen, in welchem seltene Amphibien wie der Kammolch ein Biotop haben.
Grabungen über 23 Flurnummern hinweg
Die geplanten Grabungen würden über 23 Flurnummern hinweg gehen - so wären die Flurlagen Die lange Leiste, Mehle, Am steinernen Hügel und Am Lützelhofbrunnen betroffen. Antragsteller ist die Erich Seubert GmbH Natursteine und Transport aus Kleinrinderfeld, die in Lindelbach Quaderkalkstein als Werkstein abbauen möchte - zur Weiterverarbeitung im Kleinrinderfelder Steinwerk. Das Gros der beantragten Flächen liegt laut Regionalplan in einem Vorranggebiet für den Abbau von Muschelkalk.
Der Abbau - so heißt es im Antrag von Maximilian Seubert - soll in vier Abschnitten über 30 bis 40 Jahre erfolgen, wobei der Abraum - die Bodenschichten über dem begehrten Muschelkalk - auf der Fläche bleibe und später wieder eingebaut werde. Begonnen werden soll im südlichen Bereich "Die lange Leiste". Der Abstand zur Wohnbebauung Lindelbachs betrage hier gut 400 Meter. Erwartet werde - so heißt es weiter - eine drei bis vier Meter hohe Muschelkalkschicht, die allerdings zwischen neun bis 30 Metern tief liegt. Die Zufahrt zum Steinbruch solle über gemeindeeigene Wege entlang der Autobahn und der Gemeindeverbindungsstraße Am Sonnenstuhl erfolgen. Es ist laut Antrag mit acht bis zehn Lastwagenfahrten täglich zu rechnen. Für die heute landwirtschaftlich genutzten Flächen ist nach dem Abbau der Steine eine Rekultivierung als Biotop vorgesehen.
Viele Fragen und Gerüchte zum Antrag
Zu den nüchternen Fakten im Bauantrag hatten sich in den Tagen vor der Marktgemeinderatssitzung bereits jede Menge Gerüchte und Fragen gesellt, allein Bürgermeister Michael Sedelmayer erhielt fast 30 Mails mit bis zu 20 Einzelfragen. Auch die stellvertretende Bürgermeisterin Helga Burkert hatte jede Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. Gut vorbereitet war die Verwaltung auf die etwa 100 Besucher, die sich zur Sitzung in der Sonnenstuhl-Halle einfanden.
Mit einer ausführlichen Erklärung zur Sachlage vorab, einem kurzen Vortrag des Geologen Volker Riemann aus Theilheim und den weiteren Nachfragen der Marktgemeinderäte, denen sich Antragsteller Seubert gemeinsam mit dem Kirchheimer Planer Thomas Ohnhaus stellte, konnte das Wesentliche geklärt werden.
Bürgermeister Sedelmayer gelang es souverän, einen sachlichen Interessensausgleich einzuläuten. Es wurde klar, wie das Vorhaben derzeit geplant ist, wo die Schwierigkeiten liegen und, wie das Genehmigungsverfahren ablaufen soll. Demnach kann die Marktgemeinde Bedenken äußern und gemeindliches Einvernehmen erteilen oder versagen. Genehmigungsbehörde sei allerdings das Landratsamt mit den weiteren Fachstellen, wie der Bürgermeister dem Publikum erklärte.
Klar wurde aber auch, dass sich die Gemeinde nicht außen vorsieht, im Sinne von: das Landratsamt werde es schon richten. Seubert rechnet mit "mehreren Jahren" für das Genehmigungsverfahren, wie er auf Anfrage erklärte, auch abhängig davon, welche Gutachten benötigt werden. Der Bauantrag sei nun der erste Schritt gewesen. Seit 2009 verfolge die Firma Seubert Naturstein das Vorhaben. Damals habe man Flächen von einem insolventen Unternehmen übernommen und seitdem weitere Grundstücke erworben, bis sich die Fläche jetzt für den vermuteten Abbau lohne. Nicht ausgeschlossen sei, "dass einzelne Bereiche nicht abbauwürdig sind und ausgelassen werden", so Seubert.
Massive Kalksteine von guter Qualität
"Grundsätzlich ist dem gesamten Marktgemeinderat und mir die extrem hohe Sensibilität dieses Gebietes bewusst", versicherte Sedelmayer und verwies nicht zuletzt auf drei Bodendenkmale im fraglichen Bereich. Aus geologischer Sicht verdeutlichte diese Sensibilität Volker Riemann mit Hintergrundinformationen. Riemann hatte sich als privater Kenner des Gebietes vorgestellt, er sei beruflich auch für die Natursteinindustrie tätig. Erwartbar seien massive Kalksteine guter Qualität und vielseitig verwendbar, legte er dar.
Dies sei ein regionaler Rohstoff für vorhandenen Bedarf. Das Gelände deute aber auch geologische Störungen an und teilweise massiven Abraum, der vorrübergehend zu einem deutlichen Eingriff in die Landschaft führen werde. Zu vermuten sei ein Grundwasserzufluss aus westlicher Richtung und infolge des Steinabbaus ein mögliches Versiegen der Lützelquelle.
Hydrologie, Lärm, Staub, Vibrationen, Sicherheitsfragen, Artenschutz, Verkehr, die Nähe zum alten Steinbruch – es sind jede Menge Details, die von den Marktgemeinderäten angesprochen wurden und im Laufe des Verfahrens nun zu klären sein werden. Weil unter anderem auch die Wegevereinbarung aus Sicht der Gemeinde und der Flurbereinigungsgenossenschaft noch nicht unterschriftsreif ist, legte Sedelmayer Antragsteller Seubert nahe, den Bauantrag vorerst zurückzuziehen und diverse Punkte zu überarbeiten.
Thema Steinbruch ist nicht neu
Als "gänzlich aus der Luft gegriffen", erklärte Sedelmayer die Gerüchte, dass das alte Kantinengebäude, das "Fanny-Haus", abgerissen werden solle. Sprengungen, Brecheranlagen, Schottergewinnung und Verfüllungen mit fremden Materialien seien ebenfalls nicht vorgesehen. Zudem habe die Gemeinde keine Flächen verkauft und keine besessen, stellte Sedelmayer klar. Sämtliche Flächen stammten von privaten Grundstückseigentümern und wurden in über 20 Jahren erworben. Das Thema Steinbruch sei demnach keinesfalls ein neues. Auch der Regionalplan des Planungsverbands Würzburg weist das Vorranggebiet nach Beteiligung von Bürgern und Kommunen seit Jahren aus.