Vermutlich wird es wie grober Naturfrevel aussehen, wenn Bagger und Forstgerät in das Naturdenkmal Steinbruch Lindelbach (Gemeinde Randersacker, Lkr. Würzburg) einfahren. Doch es steckt eine Artenhilfsmaßnahme der Bayerischen Biodiversitätsstrategie dahinter. Vorbereitet wurde sie jetzt mit Unterstützung eines Hundes – "Monitoring Dog" Zammy.
Border Collie Zammy ist ein spezialisierter Artenspürhund, der das Vorkommen und die Verstecke des Kammmolchs in Lindelbach ausfindig machen soll. Der vierjährige Rüde sei auf die terrestrischen Quartiere von Molchen und Fischotter spezialisiert, erläutert seine Besitzerin, die Biologin Dr. Annegret Grimm-Seyfarth. Sie arbeitet mit ihm für Wissenschaft, Naturschutz und Behörden.
Nach 20 Minuten sind die Molch-Quartiere gefunden
Auf dem Grund des Steinbruchs, wo sonst das Wasser stets permanent stand und jetzt kaum noch ein feuchtes Fleckchen zu finden ist, beginnt Zammy die Suche. Nach etwa 20 Minuten zeigt er zwei Molch-Quartiere an den seitlichen Wänden mit aufgetürmten Felsgestein, wo Moos in den Ritzen für Feuchtigkeit sorgt und Baumbewuchs aus der Höhe Schatten spendet.
Wittert Zammy Molche – als Muster dient ein Abstrich von der Unterseite der Amphibien – stellt er die Schnüffelei ein und setzt sich. Im zurzeit trockenen Schilfbereich der Steinbruchssohle zeigt er dagegen nichts an – das heißt, es kann gebaggert werden.
"Das ist optimal", wertet Grimm-Seyfarth die Fundstellen nach der Suche über Stock und Stein. Üblicherweise hätte sie mit einer Endoskopkamera versucht, mehr Details über dieses Sommerhabitat zu ergründen, doch der Fels lässt das nicht zu. 2019 hatte der ehrenamtliche Betreuer der Amphibien, Lothar Deppisch, die Kammmolche zuletzt hier gesehen.
Beruhigt ist in jedem Fall Christiane Brandt, Gebietsbetreuerin Muschelkalk beim Landschaftspflegeverband Würzburg, die das Projekt im Auftrag der Regierung von Unterfranken betreut. Es befinden sich keine Molche in den Bereichen, die ausgelichtet werden sollen. "Das wäre das Schlimmste, wenn ausgerechnet die zu schützenden Arten Schaden nehmen würden", so Brandt.
Nachdem Kammmolche überhaupt nur noch an zwei Stellen im Landkreis Würzburg zu finden sind, soll im Steinbruch versucht werden, durch die Rücknahme der Wasser ziehenden Vegetation, der großen Weiden und des Schilfs, die zum Laichen unerlässlichen Tümpel zu stabilisieren. Diese bilden sich rein aus Regenwasser direkt aus den Wolken und dem Zusammenfluss höher gelegener Schichten.
Ziel ist auch die Vernetzung mit anderen Biotopen
Bei der großen Weide soll nun Rinde abgeringelt werden, damit sie abstirbt. Vermeiden will man damit das Fällen und neue Risse im Boden, die das Abfließen von Wassers begünstigen. Der Schilfbereich wird zurück geschnitten, vertieft und verdichtet. Die Maßnahme ist für Erhard Heinle vom Fachbereich Naturschutz und Landschaftspflege im Landratsamt ein Versuch, den Trockenjahren seit 2015 entgegenzuwirken. Aber: "Vielleicht stoßen wir klimatisch an Grenzen", sagt Heinle.
Neben den Kammmolchen sind auch Gelbbauchunke und Kreuzkröte im Lindelbacher Steinbruch nachgewiesen, ein Grundstück, das dem Landkreis Würzburg gehört. Alle drei gehören zu den stark gefährdeten Arten in Bayern. "Wir versuchen hier, größer zu denken", begründet Ulrike Geise, Planungsbüro PLÖG mit Schwerpunkt Gewässerökologie, die Maßnahme. Diese zielt auch auf die Vernetzung mit Gewässern Richtung Eibelstadt und in den Landkreis Kitzingen.