Der Bau des Wohnhauses für anerkannte Asylbewerber und sozial Schwache ist einen Schritt näher gerückt. Im nichtöffentlichen Teil der Stadtratssitzung wurde beschlossen, nun auch einen Vertrag über die Zurverfügungstellung des Grundstücks mit der Flurnummer 1638 am Eingang zum Bärental abzuschließen. Zuvor hatten Vertreter des staatlichen Bauamts in Würzburg und der Regierung von Unterfranken das Projekt im Detail vorgestellt.
„Die Unterbringung anerkannter Asylbewerber ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft“, sagte Grit Liebau vom Staatlichen Bauamt. Von privater Seite bereit gestellter Wohnraum sei jedoch Mangelware, und der Bedarf sei groß. Die daraus resultierenden hohen Kosten dürften aber die Gesellschaft nicht überfordern, so Liebau. Deshalb operiert das staatliche Sofortprogramm im Wohnungspakt Bayern mit preisgünstigen Lösungen. Die pro Person gerechnete Wohnfläche sei nur halb so groß wie im sozialen Wohnungsbau, sagte Liebau. Andererseits sei beim Bau von Wohngebäuden eine gewisse Gesamtgröße nötig, um wirtschaftlich arbeiten zu können.
Größere Wohnungen für Familien mit Kindern
Das bedeutet, dass Häuser für weniger als 60 Personen nicht gebaut werden. Mit seiner Kapazität von 64 Plätzen liegt das im Bärental geplante Haus also an der unteren Grenze. Beim Blick auf die Pläne zeigt sich, dass es sich eigentlich um zwei Häuser handelt. Sie stehen leicht versetzt zueinander und greifen die Struktur der Nachbarhäuser auf. Jedes Haus hat neben dem Erdgeschoss zwei weitere Geschosse, die über einen Laubengang auf der Außenseite erschlossen werden.
Im Erdgeschoss gibt es je eine große Wohnung für jeweils acht Personen. In den oberen Etagen gibt es noch Wohnungen für bis zu vier oder sechs Personen. Pro zehn Quadratmeter großem Schlafzimmer, die alle nach Osten zur bestehenden Bebauung hinaus gehen, werden zwei Personen gerechnet. Aus einem schon fertig gestellten ähnlichen Projekt in Karlstadt habe man gelernt, dass auch größere Wohnungen für Familien mit mehreren Kindern benötigt würden, so Grit Liebau.
Massivbauweise soll für Lärmschutz sorgen
Für alle gemeinsam stehen in jeder Wohnung Küche, Bad und WC zur Verfügung. Diese Räume gehen zur Straße hinaus, wo sich auch die Freiflächen befinden, auf denen die Kinder spielen können. Eingeplant ist zudem eine Hausmeisterwohnung und Räume, in denen etwa die soziale Betreuung stattfinden kann. Der Hausmeister soll täglich vor Ort sein und wäre im Idealfall selbst ein Mieter, der dann für die Hausverwaltung arbeitet.
Trotz des einfachen Standards sollen die Gebäude wegen des Lärmschutzes in Massivbauweise erstellt werden und isolierte Fenster erhalten. Eine Information stieß bei den zur Sitzung gekommenen Bürgern aus dem Bärental auf wenig Begeisterung: Nur vier Parkplätze gehören zu den Gebäuden. In dem Programm seien 0,2 bis 0,5 Parkplätze pro Wohnung vorgesehen, erklärte Grit Liebauer. Erfahrungsgemäß könnten sich in den ersten Jahren nur die wenigsten Bewohner solcher Häuser ein Auto leisten, versuchte sie zu beruhigen.
Niemand wird zwangsweise einquartiert
Wie und an wen vermietet wird, schilderte Simone Lang von der Regierung. Niemand werde zwangsweise in den Gebäuden untergebracht, betonte sie. Die Wohnungen werden angeboten wie anderer Wohnraum auch, Interessenten können sich bewerben und dann einen Mietvertrag mit der Regierung abschließen. Es werde ein ortsüblicher Mietzins verlangt, nur sei eben die Wohnfläche sehr gering.
Etwa 70 Prozent der künftigen Bewohner werden anerkannte Asylbewerber sein, und zwar zunächst solche, die bereits in Ochsenfurt leben. Simone Lang geht davon aus, dass hauptsächlich Syrer einziehen werden. Die restlichen 30 Prozent sollen andere sozial Schwache sein, die die Stadt Ochsenfurt als Mieter vorschlagen kann.
Mehr Parkplätze sollen geplant werden
Die meisten Stadtratsmitglieder empfinden die Pläne als gelungen oder zumindest akzeptabel – bis auf Ingrid Stryjski (SPD), die der ohnehin schon hohen Sozialwohnungsdichte im Bärental wegen den Standort für falsch hält. Volkmar Halbleib (SPD) wies darauf hin, dass geeignete Grundstücke im Eigentum der Stadt nun einmal rar seien. Gerhard Grünewald (SPD) wünscht sich, dass der benötigte Wohnraum in Leerständen geschaffen wird. Das hätte auch Simone Lang gern, wartet jedoch vergeblich auf entsprechende Angebote von Vermietern.
Für Wolfgang Karl (CSU) hat die Betreuung der Flüchtlinge vor Ort große Bedeutung. Er ist überzeugt davon, dass sich vor den neuen Nachbarn niemand zu fürchten habe. Bert Eitschberger (SPD) sprach sich dafür aus, gleich von Beginn an mehr Parkplätze als die geforderten vier zu schaffen. Andere Ideen aus dem Arbeitskreis Bärental/Lindhard zum, wie Bürgermeister Peter Juks es nennt, „Projekt 1638“ seien in die Pläne bereits eingearbeitet worden, so Juks.