Weil er mit einem Hammer auf den Kopf eines Kollegen eingeschlagen hat, muss sich ein 21-Jähriger jetzt vor dem Landgericht Würzburg verantworten - angeklagt wegen versuchten Totschlags. Der Vorfall ereignete sich am Fließband eines Würzburger Entsorgungsunternehmens im vergangenen August. Der Angeklagte soll dort absichtlich Staub auf das Band geschaufelt haben, um Kollegen durch die entstehende Wolke aus Dreck zu ärgern, schildern Zeugen. Weil er Zeugen zufolge trotz Aufforderung damit nicht aufhörte, soll ein 35-Jähriger etwas nach ihm geworfen haben. Ob Stein, Ball oder ein Plastikteil - darüber gingen am ersten Verhandlungstag die Aussagen vor Gericht auseinander.
Als Reaktion auf den Wurf habe er zu einem Hammer gegriffen, ließ der 21-Jährige durch seinen Anwalt mitteilen. Der Anklage zufolge schlug er drei oder vier Mal mit der flachen Seite des Werkzeugs auf den 35-Jährigen ein und rief dabei: "Ich mache deinen Kopf kaputt!" Die Tat selbst gestand der 21-Jährige, zu dem Ausruf wollte er sich aber nicht äußern. "Auf gar keinen Fall wollte er ihn töten", so der Verteidiger.
Erst als ein Kollege die beiden Kontrahenten zu trennen versuchte, habe der 21-Jährige von dem "blutüberströmten" Geschädigten abgelassen, schilderte ein Zeuge vor Gericht. Der 35-Jährige erlitt durch die Hammerschläge drei Platzwunden am Kopf und eine Gehirnerschütterung. Der Angeklagte habe "Wut in den Augen" gehabt, so der Nebenkläger. Eine Entschuldigung des Angeklagten wollte er nicht annehmen.
Hoher "Druck" durch Kredit für Haus
Der 21-Jährige hatte sich in der Firma offenbar "gemobbt gefühlt". Mehrere Zeugen beschrieben ihn am Montag vor Gericht als "verbal aggressiv" und "aufbrausend". Die Schilderungen seines Arbeitseifers gehen weit auseinander: Während die einen ihn als "fleißig", "ordentlich" und "arbeitsam" wahrgenommen hatten, sprachen andere von permanenter Müdigkeit und Bequemlichkeit. Der 21-Jährige habe sogar mal auf dem Fließband geschlafen, als es still stand.
Der Angeklagte selbst gab in der Verhandlung an, zur Tatzeit unter "Druck" gestanden zu haben. Um den Kredit für ein gekauftes Haus im Landkreis Main-Spessart zu tilgen, habe er einen zusätzlichen Job als Ausfahrer von Fastfood angenommen. In der freien Zeit müsse das Haus renoviert werden.
Um den Stress zu bewältigen, trinke er zwei Flaschen Wodka pro Woche und rauche gelegentlich Marihuana, so der Angeklagte. In den vergangenen Jahren habe er als Umzugshelfer, Leiharbeiter und auf Baustellen gearbeitet.
Drei weitere Verhandlungstage angesetzt
Nach dem Streit in der Firma war der Angeklagte zunächst in Untersuchungshaft gekommen, inzwischen ist er im Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie in Lohr (Lkr. Main-Spessart) untergebracht. Das psychologische und das rechtsmedizinische Gutachten stehen noch aus. Auch der Bruder des Angeklagten soll noch vor Gericht gehört werden. Drei weitere Verhandlungstage sind deshalb für den Fall angesetzt.