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Würzburg
Verschwindet der Geburtstagskuchen bald aus Kindergärten?
In einem Kindergarten in Bissingen (Schwaben) ist selbtgebackener Kuchen nun verboten. Der Grund: hygienische Bedenken einiger Eltern. Das sagen Kindergärten in Unterfranken.
Für manche ein Hygiene-Risiko: Im Kindergarten in Bissingen (Schwaben) ist selbstgebackener Kuchen nun verboten. (Symboldbild)
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa | Für manche ein Hygiene-Risiko: Im Kindergarten in Bissingen (Schwaben) ist selbstgebackener Kuchen nun verboten. (Symboldbild)
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 19.10.2020 11:10 Uhr

In der Mitte des Tisches steht eine Kerze, drum herum sitzt eine Handvoll Kinder, singt dem Geburtstagskind ein Ständchen und isst den von den Eltern des Jubilars mitgebrachten Kuchen - mit extra vielen Schokolinsen obendrauf. Eine Szene, wie sie viele Menschen aus dem Kindergarten kennen. Eine Szene, die nicht mehr selbstverständlich ist. In Bissingen im Regierungsbezirk Schwaben sorgt der Kuchen in diesen Tagen für Aufregung. 

Dort hat ein Kindergarten nach den Ferien einen Brief an alle Eltern verschickt, sie mögen doch bitte zu den Geburtstagen ihrer Kinder künftig keine Speisen wie Kuchen, Brezen oder Ähnliches mehr mitbringen. "Es sind Eltern auf uns zugekommen, dass sie Bedenken aufgrund von Hygienevorschriften haben. Wenn es Sorgen gibt, dann gehen wir darauf natürlich ein", erklärt Kindergartenleiterin Bettina Konrad. Die Entscheidung sei auf eine "ausdrückliche Empfehlung des Gesundheitsamtes" hin gefallen, heißt es in besagtem Brief.

Damit einverstanden ist aber offenbar längst nicht jeder. So macht Jochen Konrad, ein betroffener Vater, mobil gegen das Kuchen-Verbot und sammelt seither Unterschriften. Ihn störe, dass "heutzutage lieber schnell was verboten wird, bevor man darüber nachdenkt". Im Internet löste der Fall zugleich eine Welle der Entrüstung aus.

Empfehlung des Gesundheitsamtes: Kuchen besser ohne Sahne

In Unterfranken sind solche Kuchenverbote bislang nicht bekannt."Eine generelle Empfehlung unseres Gesundheitsamts, auf das Mitbringen von Kuchen oder anderen Lebensmitteln in Kindergärten oder Schulen zu verzichten, gibt es nicht", sagt Andrea Stiel, Pressesprecherin des Landratsamtes Main-Spessart. Den Einrichtungen werde allerdings nahe gelegt, dass keine Cremes, Sahne oder Mayonnaisen verwendet werden sollen. Außerdem sei darauf zu achten, dass die Backwaren durchgebacken sind, so Stiel. Auf leicht verderbliche Lebensmittel sollte grundsätzlich verzichtet werden. 

"Wir sind ein sehr feierfreudiger Kindergarten."
Evi Krempl, Leiterin des Evangelischen Kindergartens St. Johannis in Karlstadt

Das Gesundheitsamt Schweinfurt erhält immer wieder Anfragen aus Kindergärten und von Eltern, wie sie mit mitgebrachten Speisen umgehen sollen. Einrichtungen empfehle man den "Leitfaden für den sicheren Umgang mit Lebensmitteln" des Bayerischen Gesundheitsministeriums an die Eltern auszuteilen, heißt es von Seiten der Pressestelle im Landratsamt. Dieses Merkblatt gebe ehrenamtlichen Helfern in kompakter Form Hinweise für den hygienischen Umgang mit Lebensmitteln. 

Kindergärten informieren Eltern über Hygienevorschriften

Im Katholischen Kindergarten St. Kilian in Schweinfurt hat der Geburtstagskuchen einen hohen Stellenwert. "Das ist ein besonderer Tag für die Kinder", sagt Leiterin Saskia Hartmann. "Oft erzählen sie ganz stolz, dass sie beim Backen oder beim Verzieren mitgeholfen haben." Auch das Teilen mit den anderen Kindern sei ein wichtiger Aspekt, so Hartmann. Die Eltern werden in St. Kilian lediglich gebeten, auf Sahne und auf Nüsse im Kuchen zu verzichten. Und zwar wegen der Gefahr von Salmonellen und möglichen Allergien. Auf die Art des Kuchens kommt es den Kindern laut Hartmann ohnehin nicht an. "Hauptsache es sind Kerzen drauf." Über Hygienevorschriften informiere man bei Elternabenden. 

"Wir sind ein sehr feierfreudiger Kindergarten", berichtet Evi Krempl, Leiterin des Evangelischen Kindergartens St. Johannis in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart). Auf Kuchen wird auch hier nicht verzichtet. Es gebe aber auch Obstteller und belegte Brote, so Krempl. Für das Thema Hygiene seien die Eltern sensibilisiert. Und bei Kindergartenfesten müssen die Eltern alle Zutaten aufführen, die in ihrem mitgebrachten Kuchen enthalten sind. So kann Rücksicht auf Allergien genommen werden. Krempl: "Ich habe noch keine Mutter und keinen Vater erlebt, die nicht wollen, dass ihr Kind einen Kuchen von anderen Familien isst, weil ihnen das zu unhygienisch ist." Im Gegenteil: Manche Eltern seien sogar überrascht wie viele Vorschriften es gibt.

In der Kita an der Löwenbrücke in Würzburg sind mitgebrachte Kuchen "überhaupt kein Problem", sagt Einrichtungsleiter Christian Gündling. "Es gab noch keine Eltern, die sich beschwert haben." Das gilt auch für die Kindertagesstätte St. Rita in Würzburg. Man verteile Unterlagen an die Eltern, in denen steht, welche hygienischen Vorschriften sie beachten müssen, wenn sie Speisen zu Festen oder Geburtstagen mitbringen, sagt Leiterin Maria Freitag. Wenn es doch mal Kritik von Seiten der Eltern gibt, dann aus einem anderen Grund. Und zwar wegen dem Zucker im Kuchen. Das seien allerdings seltene Einzelfälle, so Freitag.

 
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  • C. W.
    Vor 10 Jahren war das bei uns in der Kita bereits der Fall, dass man keine selbstgebackenen Kuchen mehr mitbringen durfte. Damals war ich total geschockt und kaufte notgedrungen Schokoriegel, damit das Kind an seinen Geburtstag im Kindergarten etwas austeilen konnte. Als mein Kind dann in die Schule kam, fragte eine andere Mutter, welche Kinder im Nachbarkindergarten hatte, ob man , wie gewöhnlich im Kindergarten am Geburtstag den Kindern selbstgebackenen Kuchen am Geburtstag mitschicken darf. Dort durfte man noch Kuchen backen. Das hab ich dann unserer Kitaleitung gleich erzählt und kurz darauf wurde das Kuchenverbot auch in unserem Kindergarten gekippt. Immerhin unterschreiben wir ja auch für Hygienevorschriften im Kindergarten.
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  • J. L.
    … und früher habe ich mich darüber aufgeregt, dass es Länder gibt in denen Bedienungsanleitungen darauf hinweisen müssen, Katzen nicht in Mikrowellen zu trocknen. Damals dachte ich, die Nenschen in diesen Ländern müssen enddebil und komplett bescheuert sein. Ich hab einfach nicht daran gedacht was die gründlichen und regelversessenen Deutschen anrichten, wenn die mal schräg draufkommen. Dagegen sind die Amis richtig helle Köpfchen.
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  • J. L.
    Wir erleben solchen Schwachfug in der Schule auch … da muss dann Laktose-, Zuckerfrei, Vegan und linksdrehend mit Dinkel und antiseptisch gebacken werden. Manche haben komplett einen an der Waffel! (Ach nee, da is ja auch Mehl drinnen …). Nicht falsch verstehen, da geht’s nicht um Unverträglichkeiten sondern um völlig überzogene helikopterfliegende, spaßbefreite Eltern, deren Kinder im Biokäfig gehalten werden …

    Angst und Sorge über alles und jeden.
    Die Realsatire kennt keine Grenzen.
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  • S. B.
    Helikoptereltern sind ein Problem.

    Aber warum regen sei sich darüber auf, wenn andere Eltern für ihre Kinder bestimmte Vorstellungen zur Ernährung haben? Etwas Toleranz von ihrer Seite wäre da schon angebracht. Nicht jeder ernährt sein Kind ganztags mit Zucker und Mehl.
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  • J. L.
    Nicht falsch verstehen: Auch meine Kinder werden recht gesund und weitgehend zuckerfrei ernährt. Aber wir erheben das nicht zum Dogma. Daraus resultiert auch, dass unsere Kinder am Ende nicht (wie jene bei denen das so strikt und repressiv verweigert wird) auf Süßigkeiten geiern, sondern die auch häufig gar nicht wollen wenn es mal irgendwo angeboten wird … Es geht hier weniger um meine Toleranz, als um die Verbohrt-/Sturheit wie manche das ganze Thema „Kind“ mittlerweile angehen. Ideologisch verblendete Erziehung, die das Gute will und dabei mit dem Hintern alles einreißt und eher das Gegenteil erreicht.

    Einfach mal entspannt durch die Hose atmen. Irgendwie haben wir früher mit (angeblich) sehr viel spießigeren Eltern sehr viel freier gelebt.
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  • S. K.
    plemplem...sowas gibts nur in Deutschland...
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  • E. S.
    In den USA gab es das schon vielerorts vor mehr als zehn Jahren!
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  • C. T.
    Liebe Eltern
    Wisst ihr noch wie es war als wir damals im Kindergarten waren und der Geburtstag eines anderen Lindes gefeiert wurde oder auch unser eigener? Es gab Kuchen, Süßigkeiten und Saft alles mit ganz normalem Zucker in einer ganz normalen Küche zubereitet. Und hat es euch geschmeckt? Seit ihr deshalb übergewichtig oder habt ihr schon kurz danach Zahnetsatz?
    Wart ihr nach der Feier mit Magen- und Darmproblemen beim Arzt?
    Denkt doch mal nach. Benutzt eueren gesunden Menschenverstand.
    Sicher alle wollen nur das Beste für Ihre Kinder aber sind Verbote und Regularien wirklich das Beste?
    Ich finde mir ging und geht es sehr gut trotz Geburtstagskuchen im Kindergarten.
    Nehmt eueren Kindern nicht diese schöne Erinnerung, eine Erinnerung die Ihr habt
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  • J. S.
    Kuchenfeiern, eigentlich unnötiger Stress für alle!
    Später kommen die "Saufgelagen"!
    Wir leben eh in einer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft. Weggeworfen wird da das Pausenbrot. Und da ist noch das Imponiergehabe. Immer weniger Eltern können da mithalten. Und dann? Oder ist das nicht anderes als Ersatz oder die Erklärung dafür, dass viele Kinder ohne Frühstück und ohne Pausenbrot in den Kindergarten geschickt werden? NIcht fassbar, plötzlich spielen die einfachsten und wichtigsten Hygieneregel keine Rolle mehr, werden ad absurdum geführt. Ich seh schon die Schlagzeile: "Hort vorübergehend geschlossen!" Und weil wir gerade dabei sind: Wie ist es mit den Pflichtimpfungen? Wieviele Kinder sind nicht geimpft gegen ... und ...? Die erkrankten Kinder sind dann die Leidtragenden.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Mensch Leute wacht endlich auf über uns Deutsche lacht schon die ganze Welt und ich kann es mir auch nicht mehr verkneifen.
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  • A. G.
    da kommt mir immer der witz in den sinn, in dem es um eine einladung zum kindergeburtstag geht und sich im anschreiben dazu der fehlerteufel eingeschlichen hat:
    ...es wird tote geben... anstatt ...es wird torte geben...
    da haben ein paar helikopterer wahrscheinlich schnappatmung bekommen. zwinkern
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  • t. h.
    Ich glaube nicht, dass DIESE überkandidelten Hätscheleltern jemals einen Kuchen selber gebacken haben.
    Und die anderen normalen Eltern wissen, dass man bei 40 Grad im Schatten keine Sahnetorten durch die Gegend karrt.
    Aber sollen die Ersteren ihren verwöhnten Bangert ruhig nichts gönnen...
    Hoffe die Alten werden's noch erleben, wie "überlebensfähig" ihre Lieblinge später mal sein werden...
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  • F. M.
    Ich muss bereits mehrfach gestorben sein ... Meine Kindheit war voll von Dreck und Spaß, wie konnte ich es da nur aus dem Jugendalter heraus schaffen?
    Armes Deutschland ...
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • A. G.
    das wird wohl noch so kommen.
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  • H. S.
    meefisch: die Hausmacherkuchen auf Vereinsfesten waren schon fast abgeschafft, aber intervenieren hat seinerzeit geholfen. Auch hier wurden die hygienevorgaben ins uferlose geschraubt. Wenn Kuchenspenden sterben, sterben die Feste. Und die Hohlköppe von Eltern können in alten Büchern mal lesen, wie schön das Leben außerhalb von keimfreien Wohnzellen auf dem Land mal war.
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  • H. F.
    Ich bin nicht mehr der Jüngste und frage mich fast täglich, wie ich es geschafft habe, so alt zu werden. Meine Mutter hat früher immer gesagt: Ein Pfund Dreck im Jahr ist gesund! Und soll ich Ihnen etwas sagen? Ich habe keinerlei Allergien oder Unverträglichkeiten. Da wird eine Lachnummer nach der anderen abgezogen. Mir tun die Kinder dieser bekloppten Eltern leid, weil sie ja noch keine Chance haben, sich diesen Fängen zu entziehen.
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  • A. H.
    Vielleicht sind wir gerade deshalb so gesund alt geworden, weil sich unser Immunsystem völlig autark entwickeln durfte und in die richtigenBahnen geleitet wurde und sich nicht mangels Arbeit gegen uns richtet, so wie teilweise bei diesen bedauerswerten blassen und kraftlosen Helikopter-Kindern, denen noch auf den Schul-Sportplatz ihr Grünzeug von Mammi oder Omi nachgeschleppt wird, damit der Sprößling auch wirklich ein "Stunde" körperlicher Betätigung übersteht.
    AAArme Kinder.....................
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  • A. H.
    ...und dann war da vor ein paar Jahren unser Azubi (Handwerk), dessen Mutti um 12:00 in der Firma auftauchte und ihm seine Dose mit frisch geschn. Obst und Gemüse bringen wollte, das brauche er.
    Ob die jemals erfuhr, dass der zwischenzeitlich mit - wie ich hörte -großem Genuss bereits sein zweites Leberkäsbrötchen verzehrte.
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  • H. S.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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