Sich intensiv am Diskurs über das Stadtbild beteiligen - das ist wie in den letzten 145 Jahren auch 2019 das Ziel des Verschönerungsvereins Würzburg (VVW). "Wir werden geplante Veränderungen im Stadtbild weiterhin konstruktiv-kritisch begleiten", betonte der VVW-Vorsitzende Matthias Rothkegel am Sonntag beim Neujahrsempfang des Vereins. Und er ergänzte: Bei einer maßgeblichen Baumaßnahme werde er zunächst den Dialog mit den Anwohnern suchen.
Die Würzburger Beethovengruppe und ihr Geschäftsführer Alexander Weigang nutzten die Gelegenheit, die streitbaren Mitglieder des VVW vor Beginn des Empfangs im Detail über ihr Vorhaben auf dem Post-Areal am Hauptbahnhof zu informieren. Dort soll an Stelle des Post-Hochhauses und der Posthalle auf über drei Hektar Fläche ein eigenes Quartier mit Hotel, Büros, Wohnungen und Nahversorgung entstehen.
Das Interesse am Stadtbild und seiner Qualität ist es, was die knapp 600 Mitglieder des VVW vereint - für Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der übrigens selbst Mitglied ist, bilden sie eine "bedeutende Institution" und eine "wichtige Stimme in der Diskussion über Ästhetik und die qualitätvolle Weiterentwicklung unserer Heimatstadt".
Oberbürgermeister: Offener Diskurs von Beginn an wichtig
Für die städtebauliche Entwicklung sei ein offener und sachlicher Diskurs der Stadtgesellschaft wichtig, an der sich der VVW inzwischen seit 145 Jahren aktiv beteiligt - zum Beispiel in Sachen Bismarck-Quartier auf dem Post-Areal: "Denn führen wir diesen Diskurs nicht, dann führt das im Zweifelsfall nur dazu, dass das Thema politisiert aufgeladen wird", betonte Schuchardt.
Der VVW ist aber nicht nur ein engagierter Wächter des Stadtbilds, sondern besitzt auch eigene Immobilien, die die Stadt prägen - zum Beispiel das historische Handwerkerhaus in der Pleich und den vor 125 Jahren erbauten Aussichtsturm Frankenwarte, dessen 173 Stufen im vergangenen Jahr über 4 000 Menschen erklommen haben - mit einem Obolus von einem Euro pro Person übrigens auch eine nicht ganz unwichtige Einnahmequelle für den Verein.
Drastischer Verfall, beängstigende Kostenschätzungen
Sorgen bereitet Matthias Rothkegel und seinem Vorstandsteam derzeit die geplante Sanierung des ehemaligen Ausflugslokals Waldhaus im Steinbachtal, erbaut im Jahr 1909 vom VVW. "Der teilweise schon drastische Verfall soll gestoppt werden", betonte Rothkegel, der auch von "beängstigenden Kostenschätzungen" sprach.
Waldhaus künftig für Kinder- und Jugendbetreuung
Die Evangelische Jugendhilfe möchte im Waldhaus künftig psychisch kranke Kinder und Jugendliche betreuen. Der Bau- und Ordnungsausschuss des Stadtrats hat dem Bauantrag bereits Mitte September zugestimmt. Der Verein möchte laut Rothkegel vor der Umsetzung der Pläne aber erst den Dialog mit den Anwohnern aus dem Steinbachtal suchen, "um kostspielige juristische Auseinandersetzungen zu vermeiden".
Eine sehr aktive Abteilung des Vereins rückt ab dem 1. März wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit: Dann eröffnet die "Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein" um 14 Uhr ihre mittlerweile 21. Ausstellung mit historischen Fotos aus der jüngeren Stadtgeschichte im Rathaus-Foyer. Thema der Ausstellung, die seit 1999 jedes Jahr in den Wochen rund um den Jahrestag des alliierten Bombenangriffs vom 16. März 1945 stattfindet, wird in diesem Jahr die Entwicklung des Würzburger Gesundheitswesens ab der Mitte des 19. Jahrhunderts sein.
Die Ausstellung wird bis zum 29. März 2019 zu sehen sein. Mehr Informationen über den Verschönerungsverein, seine Arbeitsbereiche und seine Liegenschaften gibt es online unter "www.verschoenerungsverein-wuerzburg.de".