Alle zwölf Minuten ereignet sich in Unterfranken ein Unfall: Diese und weitere Zahlen stellte das Polizeipräsidium Unterfranken in seiner Verkehrsbilanz für 2018 vor. Die wichtigsten Erkenntnisse daraus gibt es hier im Überblick:
Wie viele Unfälle gab es 2018 insgesamt in Unterfranken?
"Die Anzahl der Unfälle ist mit 42 508 auf dem Höchststand seit der Jahrtausendwende", sagte Polizeipräsident Gerhard Kallert. Er erklärte den Anstieg damit, dass auch die Anzahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge gestiegen sei. 2017 krachte es in der Region noch 42 443 Mal.
Was sind die Hauptgründe für Unfälle?
Die Hauptursache sei ein zu kleiner Sicherheitsabstand: Jeder siebte Unfall passierte 2018 aus diesem Grund. Fast genauso oft waren Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren die Ursache. Bei jedem dritten Unfall mit Toten oder Schwerverletzten war zu schnelles Fahren der Grund – danach folgen Fahrer, die von der Fahrbahn abgekommen sind.
Wie soll die Zahl von 62 Verkehrstoten aus dem vergangenen Jahr verringert werden?
"Ab Herbst 2017 haben wir ein Jahr lang auf 14 Streckenabschnitten in Unterfranken verstärkt die Geschwindigkeit kontrolliert", erklärte Gerhard Kallert. Die Kontrollen hätten überwiegend positive Auswirkungen auf die Verkehrsstatistik dieser Abschnitte gehabt: Es gab dort zwar mehr Unfälle, aber weniger getötete oder verletzte Personen. "Diese Kontrollen wollen wir in diesem Jahr fortsetzen", sagte Kallert.
Wie viele Unfälle gab es in den Risikogruppen von jungen Erwachsenen und Senioren?
Die Zahl der Verkehrsunfälle, an denen junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren beteiligt waren, ist wie in den vergangenen Jahren gesunken. Das könne an der 0,0-Promillegrenze liegen, die für Fahrer bis zum 21. Lebensjahr gilt, erklärte Polizeirat Michael Hochbrückner. Oder daran, "dass viele junge Fahrer den Führerschein mit 17 Jahren machen und einige Zeit unter Aufsicht einer Begleitperson fahren". Insgesamt gab es 3282 Unfälle, an denen junge Erwachsene beteiligt waren (2017: 3470), 1886 wurden von ihnen verursacht. 885 junge Erwachsene wurden verletzt und sechs getötet. Senioren ab 65 Jahren waren unterdessen an insgesamt 3087 Verkehrsunfällen (2017: 3050) beteiligt. "Das ist eine kleine Steigerung zum Vorjahr, die sich dadurch erklären lässt, dass es immer mehr Senioren gibt", sagte Hochbrückner. In 2090 Fällen haben sie den Unfall verursacht. 632 Senioren wurden insgesamt verletzt und 18 getötet.
Wie viele Unfälle gab es auf den Autobahnen?
Insgesamt gab es 2018 in Unterfranken 4841 Unfälle auf Autobahnen. Das ist ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. "Auffälliger ist, dass die Zahl der Verkehrstoten mit 19 Personen deutlich höher als in den letzten Jahren ist", sagte Polizeipräsident Kallert. Vor allem die Autobahn A3 Richtung Frankfurt scheint ein Schwerpunkt für tödliche Unfälle gewesen zu sein: Im vergangenen Jahr gab es dort sieben tödliche Verkehrsunfälle an Stauenden. "Im Dezember haben wir deshalb eine Stauvorwarnanlage am Autobahnkreuz Biebelried installiert", erklärte Kallert. "Außerdem haben wir Schilder aufgestellt, die vor Stau warnen sollen und werden auf der Strecke in diesem Jahr verstärkt Abstände und Geschwindigkeiten überprüfen."
Welche Gefahr stellt das Handy im Straßenverkehr dar?
"Bei unseren Verkehrskontrollen ist aufgefallen, dass immer mehr Menschen unerlaubt ihr Handy benutzen", sagte Michael Hochbrückner. Insgesamt 9023 Verstöße habe die Polizei erfasst, 2017 waren es noch 7180. Die Ablenkung durch das Handy sei gefährlicher, als es den meisten Menschen bewusst ist: "Wenn jemand 50 Stundenkilometer schnell fährt und währenddessen eine Sekunde auf sein Handy schaut, fährt er 14 Meter im Blindflug", sagte Hochbrückner, "das sind rund drei Autolängen."
Wie viele Unfälle wurden durch Alkohol und Drogen verursacht?
Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss ist in den letzten Jahren fast gleich geblieben: 2018 waren es insgesamt 429, im Jahr davor 427. Die Anzahl der Drogenunfälle ist dagegen angestiegen: 2018 waren es insgesamt 92 (2017: 82). "Das ist sehr bedenklich", sagt Gerhard Kallert. Die Polizei schule momentan Beamte, damit diese besser erkennen können, wenn Fahrer unter Drogeneinfluss stehen.
Was macht die neue "Kontrollgruppe Motorrad"?
Die Zahl der Motorradunfälle steigt seit Jahren an: 2018 waren es insgesamt 691 (2017: 614). Damit die Zahl der Unfälle verringert wird, sind seit diesem Jahr 25 Polizeibeamte für die "Kontrollgruppe Motorrad" eingeteilt: "Wir werden verstärkt Motorradfahrer kontrollieren, vor allem an den Wochenenden und nach Feierabend", erklärte der Polizeibeamte Thomas Kordmann. Die Gruppe würde die Motorräder zum Beispiel auf technische Mängel kontrollieren oder mit einem Schallpegel-Messgerät prüfen, ob die Fahrzeuge zu laut sind.