64 Menschen haben im vergangenen Jahr auf den Straßen in Unterfranken ihr Leben verloren, zehn davon waren Motorradfahrer: Diese Statistik präsentierte das Polizeipräsidium Unterfranken am Freitag. Die Zahl der Toten ist demnach gegenüber 2016 um vier gesunken, die der bei Unfällen gestorbenen Motorradfahrer gleichgeblieben. Drogen am Steuer sind indes zu einem stark wachsenden Problem geworden.
Zwei Drittel sind kleine Unfälle
Auffallend auch: Die Zahl aller Unfälle in der Region steigt seit Jahren fast permanent an – von 37.451 im Jahr 2013 auf zuletzt 42.443. Das ist für diese Zeitspanne ein Plus von 13 Prozent, gegenüber 2016 ein Anstieg von 1,9 Prozent. Zwei Drittel der Unfälle in 2017 waren sogenannte Kleinunfälle, wie es auf der Pressekonferenz der Polizei im Mainfrankenpark bei Dettelbach (Lkr. Kitzingen) weiter hieß. Die Zahl der Verletzten (6335) ging gegenüber dem Vorjahr um gut fünf Prozent zurück.
Das leidige Thema Drogen
Was Polizeipräsident Gerhard Kallert beunruhigt, ist das Thema Drogen am Steuer. Der aktuellen Statistik zufolge ging die Zahl der damit zusammenhängenden Unfälle in den vergangenen fünf Jahren ständig und zum Teil stark nach oben – zuletzt um 37 Prozent.
65 Menschen wurden dabei verletzt, zwei starben. Kallert zufolge werde das Problem Drogen bald das Problem Alkohol am Steuer ablösen: „Das macht mir große Sorgen.“ Nach seinen Zahlen stiegen die unfallfreien, aber von der Polizei aufgedeckten Drogenfahrten von 845 in 2013 auf 1507 im vergangenen Jahr. Im Vergleich dazu ging die Zahl der Alkoholfahrten zurück. Betrunken am Steuer zu sitzen, das ist nach Kallert in der Gesellschaft „mittlerweile verpönt“.
„Führerschein mit 17“ zeigt positive Wirkung
Positiv hat sich der „Führerschein mit 17“ entwickelt, also begleitete Autofahrten junger Lenker zum Beispiel durch ihre Eltern. Wie Polizei-Verkehrsreferent Markus Hack am Freitag darlegte, haben junge Erwachsene (bis 24 Jahre) im vergangenen Jahr in Unterfranken 2040 Unfälle verursacht. Diese Zahl ist seit 2013 (2286 Unfälle) ohne Unterbrechung gesunken.
Sorgenkinder der Polizei bleiben die Motorradfahrer. Zehn Tote im vergangenen Jahr in der Region, in neun Fällen waren die Motorradfahrer die Verursacher – das sind für Hack erschütternde Zahlen. Auch deswegen, weil die Gesamtzahl der Unfälle mit Motorrädern und die Zahl der Verletzten seit längerem im Trend steigt. Fahrer in fortgeschrittenem Alter seien in der Unfallstatistik verhältnismäßig stark vertreten.
Was die häufigsten Ursachen für Unfälle sind
Unterfranken ist vor allem wegen seines halben Dutzends Autobahnen ein verkehrsintensiver Landstrich. Dennoch liegt der Regierungsbezirk in vielen Fällen auf dem Niveau der Bayern-Zahlen. So hat es laut Kallert im Freistaat im zurückliegenden Jahr 405.000 Mal auf den Straßen gekracht – eine Zunahme gegenüber 2016 um 1,7 Prozent (Unterfranken: 1,9).
Häufigste Ursache aller Unfälle in Unterfranken waren Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren, gefolgt von zu geringem Abstand, Vorfahrtsverletzung und zu hohem Tempo. Die meisten Unfälle in 2017 gab es in der Stadt Würzburg (6549/2 Tote) und im Kreis Aschaffenburg (4528/10 Tote) – wobei man jeweils die unterschiedliche Verkehrsdichte beachten muss.
Wildwechsel: Gefahr nimmt zu
Aus dem Rahmen fällt der Kreis Bad Kissingen: Dort hing fast jeder dritte der 3613 Unfälle mit Wildwechsel zusammen – laut Polizei ein Spitzenwert. Verkehrsexperte Hack wies darauf hin, dass mittlerweile jeder fünfte Verkehrsunfall in Unterfranken mit Wild – vor allem Rehen – zusammenhängt. Tendenz steigend.
Neben Drogen am Steuer sind die Gurtmuffel ein weiteres Top-Thema für die Beamten. 6400 Autofahrer dieser Art wurden in 2017 aus dem Verkehr gezogen, rechnerisch also 18 pro Tag. Beim Gurt „war die Anlegequote schon mal höher“, beklagte Polizeipräsident Kallert.
Noch schlechter ist die Disziplin bei Autofahrern mit Handy am Steuer: Ungefähr 7200 Verwarnungen sprach die unterfränkische Polizei 2017 aus. Deshalb wollen die Beamten hier weiterhin intensiv kontrollieren.