"Den Großteil der Eingewöhnungsphase haben wir hinter uns." Davon sind die Brüder Dill überzeugt. Seit März 2022 sind Dominik Dill als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Zell am Main und Manuel Dill als sein Stellvertreter jetzt im Amt. Die beiden folgten vor einem Jahr auf ihren Stiefvater Frank Huppmann und dessen Stellvertreter Harald Rückert.
Dabei war der Einstieg alles andere als einfach. "Wir wussten, dass die ersten Jahre enorm intensiv werden. Trotzdem ist das Arbeitspensum überraschend hoch", stellt Dominik Dill fest. Gerade die vielen Versammlungen und Abstimmungen mit der Gemeinde nähmen viel Zeit in Anspruch.
Feuerwehr im Hause Dill schon lange Familiensache
Auch wenn Huppmann sowohl die Zeller Feuerwehr als auch seine Stiefsöhne viele Jahre geprägt habe, werde kein familiärer Vergleich von der Mannschaft gezogen. "Den Vergleich ziehen wir höchstens selbst", meint Manuel Dill und lacht. Es sei nie darum gegangen, in irgendwelche Fußstapfen zu treten, aber den Leuten sei ein nahtloser Übergang wichtig gewesen.
Dass die Brüder dafür die Richtigen waren, liegt auch daran, dass das Thema Feuerwehr bei den Dills schon lange Familiensache ist. "Vor allem unsere Mutter, die früher den Fachbereich für Erste Hilfe und First Responder geleitet hat, war ausschlaggebend dafür, dass wir beide im Alter von zwölf Jahren bei der Feuerwehr eingetreten sind", erinnert sich Manuel Dill.
Zudem widmen die beiden ihr Leben nicht nur ehrenamtlich, sondern auch hauptberuflich diesem Thema. Dominik ist Servicetechniker im Feuerwehrwesen, sein Bruder ist bei der Würzburger Berufsfeuerwehr. "Manuel kann mich mit sehr viel Wissen aus dem beruflichen Alltag unterstützen. So kann ich ihn immer um Rat fragen kann", erklärt Dominik Dill.
Er hat als Kommandant die Verantwortung und rechtliche Konsequenzen im Einsatz zu tragen. Die Selbstreflexion, gerade nach Einsätzen, spielt dabei für den 32-Jährigen eine große Rolle. "Ich habe schnell gemerkt, dass Führungskompetenz nicht einfach vom Himmel fällt. Das Amt ist viel regelmäßige Arbeit an mir selbst."
Die Aktiven bilden ein Prozent der Zeller Bevölkerung
Von dieser Führungskompetenz profitieren in Zell am Main derzeit 46 Aktive. Diese Zahl stimmt den Vorsitzenden des Vorstands Konstantin Behringer positiv – vor allem angesichts der großen Personalsorgen bei Freiwilligen Feuerwehren. "Was Neuzugänge betrifft, sind wir im Vergleich zu anderen Kommunen der Region gut dabei. Unsere Zahl der Aktiven entspricht in etwa einem Prozent der Zeller Bevölkerung."
Trotzdem gebe es die stetige Gefahr eines Mitgliederschwunds, da adäquater Wohnraum in Zell knapp sei. Mehrmals schon habe es den Fall gegeben, dass hochausgebildete Feuerwehrkräfte deswegen die Gemeinde verlassen hätten. "Wer ein Haus bauen will, hängt diese Entscheidung eben nicht am Ehrenamt auf", sagt Behringer.
Für Pendlerorte wie Zell entsteht die Gefahr einer personellen Lücke
Durch die eher geringe Anzahl an Arbeitgebern in Zell und die Nähe zu Würzburg arbeiten viele Bürgerinnen und Bürger außerorts. Gerade für Pendlerorte wie Zell entsteht die Gefahr einer personellen Lücke im Tagesverlauf. "Wenn es tagsüber zu einem schlechten Zeitpunkt Alarm gibt, fährt manchmal nur eines von unseren fünf Fahrzeugen raus", so Dominik Dill.
Um den schlimmsten Fall einer Pflichtfeuerwehr, für die jede Person zwischen 18 und 60 Jahren verpflichtet werden kann, zu verhindern, setzt man in Zell vor allem auf Außenwirkung und Offenheit. Behringer, der selbst seit elf Jahren bei der Feuerwehr ist, kennt das Vorurteil des "eingeschworenen Haufens" nur zu gut. "Deswegen müssen wir zeigen, wie vielfältig wir wirklich sind, und dass jede Person bei uns eine Tätigkeit findet, in der sie aufgehen kann."
Ziel ist es den Blickwinkel der Gesellschaft zu ändern
Helfen könnte dabei das neue Feuerwehrhaus, für das im Laufe des Jahres eine Baugenehmigung vorliegen soll. Ziel sei es, mit einer großen Veranstaltung zur Eröffnung Transparenz zu schaffen und somit den Blickwinkel der Gesellschaft zu ändern. "Die modernisieren sich, da ist Bewegung drin. Genau das wollen wir zeigen", erklärt Dominik Dill.
Frauen bringen beim Einsatz mehr Ruhe ins Team
Hinsichtlich der Gewinnung neuer Leute lohnt sich auch ein Blick auf die Geschlechterverteilung. Mit neun Frauen unter den 46 Aktiven liegt der Frauenanteil bei der FFW in Zell bei knapp 20 Prozent. Beim Kreisfeuerwehrtag 2022 für den Landkreis Würzburg lag der Frauenanteil mit gut 13 Prozent deutlich niedriger.
Eine der neun Frauen in Zell ist die 20-jährige Nicole Göß, die seit Januar 2023 stellvertretende Vorsitzende des Vorstands ist. Sie sei von Anfang an begeistert vom Zusammenhalt und der Kameradschaft gewesen, sagt sie. Die Geschlechterverteilung habe für Göß beim Eintritt keine Rolle gespielt. "Ich wusste ja, dass ich das auch kann und nicht nur die Männer."
Das Zusammenwirken aus Männern, Frauen oder auch andersgeschlechtlichen Personen könne Vorteile im Einsatz mit sich bringen. Wenn es darum ginge, die Bilder von Personenschäden zu verarbeiten, können Frauen leichter darüber sprechen. "Das führt dazu, dass sich auch Männer davon mitziehen lassen, sich öffnen und über Gefühle sprechen", erklärt Manuel Dill. Sein Bruder ergänzt, dass es für das gesamte Klima im Einsatz besser sei, wenn mindestens eine Frau dabei ist. "Es wird weniger rumgeschrien, das ist eigentlich ganz angenehm."
Mein größter Respekt -einfach toll!