
Bei einer internationalen Aktion gegen Anlagebetrüger im Internet haben Strafverfolgungsbehörden kürzlich neun Verdächtige in Bulgarien und Serbien festgenommen. Darüber hinaus haben die Beamten 2,5 Millionen Euro beschlagnahmt und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. In den vergangenen Jahren sollen zwei Tätergruppen Tausende Anleger aus Europa um mehr als 100 Millionen Euro betrogen haben. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg am Dienstag mit, deren Zentralstelle Cybercrime Bayern die Ermittlungen auf deutscher Seite leitete.
Da es auch in Unterfranken Geschädigte gab, waren Beamte aus der Region, die unter anderem für die Bekämpfung organisierter Kriminalität zuständig sind, von Anfang an maßgeblich an den Ermittlungen beteiligt, hieß es.
So funktioniert die Masche der Betrüger
Die Masche der Betrüger gestaltet sich in ihrer Grundstruktur oft ähnlich, heißt es von Seiten der Behörden: Die Täter spielen ihren Kunden vor, digitale Plattformen für den Handel mit unterschiedlichen Finanzinstrumenten, zum Beispiel Kryptowährungen, zur Verfügung zu stellen. Der Anleger eröffnet auf der Internetseite des Anbieters ein Konto, wofür in der Regel ein Geldbetrag von etwa 300 Euro aufzubringen ist. Danach überzeugen geschulte "Trading Spezialisten" die Kunden über Telefon, Nachrichtendienste oder Mails davon, größere Summen zu investieren.
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Die Zahlungen erfolgen oft mittels Kreditkartenabbuchung oder Banküberweisung. Die Einzahlungskonten stellen zum Beispiel Scheinfirmen zur Verfügung. Das Geld wird dann über ein komplexes Geldwäschenetzwerk verteilt. Die Täter betreiben im Ausland Call-Center, in denen jeweils Dutzende Personen arbeiten.
Das angelegte Geld wird nicht wieder zurückgezahlt
Eine Investition oder eine Gewinnausschüttung finden in Wahrheit nicht statt, erklärt die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg. Die eingezahlten Gelder werden zu keinem Zeitpunkt einer Kapitalanlage zugeführt. Die für den Kunden sichtbare Handelsplattform ist ebenso wie das angebliche Kundenkonto eine reine Täuschung. Insbesondere zu Beginn der Geschäftsbeziehung werden den Anlegern regelmäßig durch simulierte Charts beträchtliche Gewinne vorgegaukelt – verbunden mit der Forderung nach weiteren Investments.
Fordert der Anleger die Auszahlung seines Geldes und des erzielten Gewinns, wird diese mit mannigfaltigen Ausflüchten verweigert, heißt es in der Mittelung der Behörden weiter. In einer Vielzahl von Fällen kommt es nach angeblich missglückten "Trades" zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Die Dunkelziffer der Betroffenen ist laut Behörden beträchtlich, da vielen Anlegern das hohe Verlustrisiko der gewählten Investmentart bekannt ist und sie irrtümlich davon ausgehen, dass sie ihr Geld tatsächlich verloren haben. Entsprechend gibt es keine Anzeigen.