Nach der Verhaftung eines prominenten Schönheits-Chirurgen ermittelt die Staatsanwaltschaft unter Volldampf. Viele Freunde in Würzburg gehen auf Distanz. Ihre Erzählungen zeichnen das Bild einer facettenreichen Persönlichkeit, die es sich viel kosten ließ, in der Öffentlichkeit zu stehen.
Der renommierte Mediziner sorgte für Schlagzeilen, wenn er Gesichter im In- und Ausland wieder schön machte. Aber er liebte das Licht der Scheinwerfer auch, wenn er die Reichen und Schönen in Würzburg und München zum Feiern bat – und das mit einem wohltätigen Zweck und Scheck für weniger Privilegierte verband. „Seine Freunde waren ihm lieb und teuer,“ sagt zweideutig ein langjähriger Wegbegleiter.
Schwarzgeld gepumpt?
Aber insgeheim pumpte er schon da finanzkräftige Bekannte um Geld an. Vier- bis sechsstellige Beträge liehen ihm Personen von Rang und Namen in Würzburg. Nicht jeder, der Geld gab, kann es jetzt per Gericht zurückfordern – ohne dem Finanzamt erklären zu müssen, woher es kommt, sagt ein anderer Gläubiger.
Viele rühmen ihn immer noch als kompetent, geistreich und großzügig. Andere haben sich enttäuscht abgewandt. „Ich sollte ungefragt als Leumund für dubiose Geschäfte herhalten, damit er sich von Dritten Geld leihen konnte,“ zürnt ein früherer Freund, der seinen guten Namen durch unseriöse Geldgeschäfte beschmutzt sieht. Der Mann mit Einblick in die Geschäfte beziffert die Schulden auf mehr als die 3,5 Millionen, die im Blick der Staatsanwaltschaft sind: „Gehen Sie von etwa zwölf Millionen aus“, versichert er.
Verteidiger Bernhard Löwenberg will sich zu Details nach Gesprächen mit seinem Mandanten in der Haftanstalt noch nicht äußern.
medico GmbH insolvent
Spätestens seit 9. November 2016 konnte es keine Zweifel mehr geben, dass dem Chirurgen die Schulden über den Kopf gewachsen waren. Da läutete – zunächst fast unbemerkt – das Totenglöcklein für seine Schönheitsklinik im Frauenland.
Für die lief ein Insolvenzantrag – mit schlechtem Ausgang: „Durch rechtskräftigen Beschluss des Amtsgerichts Würzburg (Az. IN 17/16) ist die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Gesellschaft mangels Masse abgelehnt“, hieß es in der Mitteilung des Amtsgerichts Würzburg (Aktenzeichen HRB 11052), die der Redaktion vorliegt. „Die Gesellschaft ist aufgelöst.“ Das war das Ende seiner Medical GmbH im Stadtteil Frauenland. Fünf Jahre vorher hatte der Arzt die Eröffnung mit Pomp und Promis (Schauspielerin Katja Riemann, Model Claudia Effenberg, 120 Gäste) gefeiert.
Hoffnung auf Patienten in China
Die Gläubiger und den Insolvenzverwalter Matthias Reinel hielt er hin: Gerade erschließe er sich ein neues Geschäftsfeld mit Patienten in China, bald habe er keine finanziellen Sorgen mehr. Doch das blieb ein frommer Wunsch. „Er hat uns bei dem Insolvenzverfahren in keiner Weise geholfen,“ sagt der Verwalter.
Ein weiteres Indiz für wirtschaftliche Schwierigkeiten: Die aktuelle Liste der Zwangsversteigerungen des Amtsgerichts zeigt, dass sein Haus im Steinbachtal am 1. Februar 2017 unter den Hammer kommen soll.
Blut an der Haustür
Gleichzeitig gab es immer mehr Mosaiksteinchen dafür, dass ihm das Wasser bis zum Hals stand. Ein merkwürdiger Vorfall vor seinem Haus im Steinbachtal im Oktober erscheint im Zusammenhang mit den Finanz-Problemen in neuem Licht. Damals wurde die Polizei gerufen: Boden, Hauswand und Fußmatte vor der Haustüre waren mit Blut beschmiert. Ein dummer Scherz oder Gläubiger aus nicht so seriösen Kreisen, die Druck auf den Schulder machten, um an Geld zu kommen?
Dabei hatte der „Beauty-Doc“ (so ein Münchner Szene-Magazin) jahrelang den Eindruck erweckt, an Geld fehle es ihm nicht.
Er posierte mit schönen Frauen werbewirksam in München (mit seinem ebenso zahlungskräftigen wie geltungssüchtigen Publikum) bei der Modenschau in der Nobel-Disko P1 oder der „Glamour-Style-Party“ für den Society-Nachwuchs im „Weststudio“, bei der „Matinée der Arien“ im Herkulessaal der Residenz und vor allem der „Oktoberfest-Gaudi de Luxe“.
Pompöse Wies'n Party
„Viele feiern auf dem Oktoberfest bis der Arzt kommt? Bei dieser Wiesn-Gaudi war der Arzt schon da,“ schwärmte „München exklusiv“ mit Bildern von ihm mit Models, Moderatoren Politikern und Schauspielern. „Die illustre Gästeschar erwartete ein Oktoberfestabend vom Allerfeinsten: neben süffigem Wiesnbier gab's Champagner im Steinkrügerl, und anstatt dem sonst meist üblichen Hendl hatte Dr. X feinstes bayerischen Wagyu-Beef auftischen lassen“, hieß es prahlend.
Diese sog. Gerichtsberichterstattung der Mainpost ist eine Peinlichkeit, die schamlos mit Emotionen und Häme unbedarfter Leser spielt. Und die längst einen AKTIVEN Anteil an den Vorgängen bei der Justiz Würzburg/Bamberg hat - über Fehlgutachten, vorgetäuschte Straftaten und charakterliche Defizite etc. von Justizjuristen wird weiter geflissentlich nicht berichtet. Um davon abzulenken, braucht es natürlich Feindbilder wie diesen "Beauty-Doc". Und die Menge johlt. Ist der Mann denn nicht in der CSU?...von wegen "Schutzschirm"...?
trifft da voll zu! Frage mich gerade wieviel Schwarzgeld da wohl verliehen wurde??? Ich liebe mein normales Leben....
Für was ist der denn eingefahren? Fluchtgefahr wegen Steuerhinterziehungen?
Meines Wissens zählt die eigene Dummheit und die der anderen Gönner doch wohl nicht dazu.
Unterschlagungen oder Insolvenzverschleppung?
Wie doof muss man als Journalist sein, so einen gehaltvollen Neid abzulassen.
Ich könnte jetzt raten: Er wurde nie eingeladen und durfte mitsamt der MP niemals mitfeiern.
Sicherlich kommt der Hochmut vor dem Fall.
Jedoch finde ich, dass der Artikel jämmerlich geschrieben ist.
Für solche Situationen gehören immer zwei dazu, das sollte man niemals vergessen.
Ich kenne den Mann nicht. Und habe kleinerlei Verbindungen.
Ich war kein Kunde oder Patient. Dennoch: das Gegenstück wäre wohl ein Professor Mang. Und auch dieser zeigt: in der Branche wird wohl eher laut getrommelt als im Stillen gearbeitet. Sonst hört es die Kundschaft eben nicht … Aber mit Mang schmückt man sich auch die Presse noch.
Nicht falsch verstehen: aber die Main-Post hätte im Vorfeld mal auf Mißstände aufmerksam machen können. Oder hinterfragen. So jedoch, finde ich es ganz einfach eines: ebenso armselig und erbärmlich wie die große Show auf pump.
Vielleicht täte etwas mehr Abstand und Neutralität in der Formulierung gut?
Stünde der Main-Post besser.