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Würzburg
US-Tankstelle: Entscheidung über Denkmal-Status noch heuer?
Denkmal-Experten haben die historische Tankstelle auf dem ehemaligen LGS-Gelände besichtigt. Unterdessen formuliert das Aktionsbündnis Ideen für eine künftige Nutzung.
Die historische US-Tankstelle am Hubland auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau. Im Vordergrund erinnert eine Stele an die Zeit der Nutzung des Geländes durch die US-Armee.
Foto: Torsten Schleicher | Die historische US-Tankstelle am Hubland auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau. Im Vordergrund erinnert eine Stele an die Zeit der Nutzung des Geländes durch die US-Armee.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:09 Uhr

Die Landesgartenschau, bei der die historische US-Tankstelle auf dem Gelände der früheren Leighton-Kaserne für sechs Monate wieder zum Leben erweckt wurde, ist gut vier Wochen her, doch auf dem derzeit noch abgesperrten Bereich rund um das Gebäude gab es am Dienstag einen wichtigen Termin: Gemeinsam mit Stadtheimatpfleger Hans Steidle besichtigten Experten vom Landesamt für Denkmalpflege die Anlage. Der Vor-Ort-Termin könnte in eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft der früheren Tankstelle münden.

Heimatpfleger rechnet mit Entscheidung noch vor Weihnachten

Wie Stadtheimatpfleger Hans Steidle gegenüber dieser Redaktion sagte, sei es bei der Besichtigung um die "Überprüfung der Denkmalwürdigkeit" gegangen. Eine Entscheidung sei vor Ort allerdings nicht gefallen. Die Ergebnisse des Ortstermins würden nun zunächst von den Denkmalexperten geprüft. Er rechne jedoch mit einer Entscheidung über einen formalen Denkmal-Status der Anlage "noch vor Weihnachten". 

Steidle selbst hatte in einer am 11. Oktober veröffentlichten Stellungnahme dem Ensemble die Eigenschaften eines Denkmals zugebilligt und den Vergleich mit ähnlichen Bauwerken gezogen: "Die Tankstelle auf dem Hubland weist alle Qualitäten eines erhaltenswürdigen Denkmals auf, wie der Vergleich mit historischen, als Denkmal geschützten Tankstellen beweist." 

Wie bereits berichtet, hatte sich in den letzten Tagen der Landesgartenschau Protest gegen den - seit langem geplanten - Abriss des aus dem Jahr 1952 stammenden Gebäudes formiert. Während der Landesgartenschau war die Tankstelle provisorisch hergerichtet worden. Im oberen, mit der markanten Glasfassade versehenen Teil war ein "American Diner" eingerichtet worden. Im Untergeschoss war eine viel beachtete Ausstellung zur Geschichte des Hublands zu sehen. 

Aktionsbündnis sieht "Symbol der deutsch-amerikanischen Freundschaft"

Ein Aktionsbündnis, das aus Mitgliedern der Siedlervereinigung Sieboldshöhe, des Oldtimer-Stammtischs Würzburg und des Vereins der Würzburger Gästeführer besteht, setzt sich für den Erhalt der Tankstelle ein. Die Gruppe traf sich am Montag. In einem danach veröffentlichten Positionspapier sprechen die Aktivisten mit Blick auf die Tankstelle von einem Symbol der deutsch-amerikanischen Freundschaft "vor historischem Hintergrund".

Hinsichtlich der künftigen Nutzung solle keine kommerzielle oder gastronomische Nutzung favorisiert werden. Stattdessen stellt man sich in der Gruppe eine "kulturelle Nutzung mit wechselnden Ausstellern" vor, mit der sich unter anderem weggefallene Ausstellungsflächen des Mozartareals kompensieren ließen. In einem Teil des Gebäudes könnten auch die Oldtimerfreunde unterkommen. Weitere Nutzer des Gebäudes sollten bei Bedarf die Stadtteilbücherei und ein "Deutsch-Amerikanisches Geschichtsmuseum" sein. Ferner ließe sich eine Toilettenanlage unterbringen.

Nutzung als Stadtteil-Treffpunkt

Grundsätzlich sieht das Aktionsbündnis das Tankstellen-Areal als "Stadtteil-Treffunkt", in dem auch künftig die historische Hubland-Ausstellung gezeigt werden soll. Für die Ausstellung hat die Stadt inzwischen aber bereits das geplante Sozialzentrum "HUB27+" als möglichen Standort ins Gespräch gebracht. 

In dem Papier des Bündnisses wird auch ein bisher noch völlig ungeklärter Punkt angesprochen: Sollte die Tankstelle erhalten und genutzt werden, könnten auf die Stadt Nachverhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zukommen. Beim Kauf des Geländes im Jahr 2012  war der Abriss des Tankstellenareals ein Teil des Vertrags gewesen - eine Weiternutzung war nicht vorgesehen. 

 
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  • Mainheini
    ... haben sie mal den Komplex wirklich von der Talseite angeschaut? Die Tankstelle ist nur die sichtbare Spitze des Eisberges. Wer in der Baubranche tätig ist, weiß, dass dieser Komplettabriss teurer sein wird als der Erhalt.
    Und wenn es weg wäre, was dann? Kennen Sie die BImA-Verträge und deren Berechnungsmodalitäten? Hat etwas mit umbautem Raum, mit Flächen, mit Folgenutzen usw. zu tun.
    Also bitte erst informieren, dann lachen.
    Ich freue mich über Leute, die sich noch oder wieder für andere und für etwas einsetzen. Das ist leider nicht mehr selbstverständlich. Häme ausschütten kann jeder. Ohne das Engagement einzelner wäre schon manches einfach verschwunden nach dem Motto "alt = abreißen".
    Die alte Tankstelle hier ist symbolisch und geschichtsträchtig, denn ob wir es wollen oder nicht: Die US.Army hat unsere Würzburger und fränkische Geschichte maßgeblich mit geprägt. Und dies gilt es zu würdigen und zu respektieren.
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  • nkestler@aol.com
    Dann aber auch mit "Benzin-Ausschank", am besten noch mit den Preisen von 1952
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  • doc80
    Denkmalschutz ? Heute für ne alte Tankstelle, morgen viell. der Müllplatz Ich lach mich schlapp. Aktionsbündnis ? hahaha..
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  • holle4es
    Wahnsinn, was die Mainpost aus solchen Nichtigkeiten immer macht.

    Städtische Infrastruktur bröckelt an allen Enden, aber eine alte Ami Tankstelle soll womöglich mit kräftigem finanziellen Aufwand erhalten werden. Unfassbar.
    Wenn die Stadt schlau ist, verkauft sie die Tankstelle an einen der genannten Vereine, die dieses "Denkmal" dann erhalten dürfen/müssen, mit eigenen MItteln versteht sich!

    Und warum die BIMA hier wieder ins Spiel gebracht wird, verstehe ich nicht. Kann doch denen egal sein, ob die Tanke bleibt oder abgerissen wird....?
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