Der Pflug hat auf den Äckern von Franz Walch praktisch ausgedient. Stattdessen setzt der Landwirt aus Sonderhofen seit inzwischen drei Jahrzehnten auf minimale Bodenbearbeitung, den Anbau von Zwischenfrüchten und die Mulch- oder Direktsaat. Das nützt nicht nur der Fruchtbarkeit seiner Böden, sondern trägt auch zum Trinkwasserschutz bei und ist gut fürs Klima. Doch die Wirtschaftsweise von Franz Walch bringt neue Herausforderungen mit sich und stößt bei vielen Landwirten auf Skepsis. Überzeugungsarbeit will deshalb der Feldtag leisten, zu dem das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF) gemeinsam mit der Regierung von Unterfranken auf die Äcker von Franz Walch eingeladen hat. Über 100 Landwirte sind der Einladung gefolgt.
Wie Zwischenfrüchte das Grundwasser schützen
Früher war es üblich, die Äcker nach der Ernte im Herbst umzupflügen und dem Winterfrost zu überlassen, der den Boden lockerte. Dabei wird aber auch Stickstoff, der als Dünger im Boden verblieben ist, ausgewaschen und gelangt als Nitrat in Trinkwasser. Zwischenfrüchte wie Senf oder verschiedene Retticharten hingegen nehmen den Stickstoff auf und halten ihn so im Oberboden fest, erläutert Nadine Jäger vom Bereich Gewässerschutz in der Landwirtschaft an der Regierung von Unterfranken. Idealerweise erfrieren die Pflanzen im Winter und stellen den gespeicherten Stickstoff bei der Frühjahrsaussaat wieder zur Verfügung.
Franz Walch geht dabei sogar einen Schritt weiter und verzichtet auch vor der Frühjahrsbestellung weitgehend auf die Bodenbearbeitung. Stattdessen werden abgestorbene Pflanzen nur zerkleinert und das Saatkorn direkt in den unbearbeiteten Boden ausgebracht, Mulch- oder Direktsaat nennt der Fachmann dieses Verfahren.
Warum der Regenwurm der beste Freund des Landwirts ist
Großen Einfluss hat der Anbau von Zwischenfrüchten auch für das Bodenleben. Die Wurzeln lockern den Boden und fördern die Humusbildung. Daneben sind sie die Nahrung für den Regenwurm, einem wichtigen Helfer des Landwirts. Die Arbeit des Wurms demonstriert Joachim Liebler von der Regierung von Unterfranken an einer Grube, die das Bodenprofil freilegt. Bis in einen halben Meter Tiefe sind unzählige Gänge des Wurm zu erkennen, durch die er fruchtbare organische Masse in tiefe Schichten verfrachtet. Dabei ernährt sich der Wurm ausschließlich von oberflächlichen Pflanzenresten, erklärt Liebler. Werden die Äcker umgebrochen, dann muss der Regenwurm hungern.
Nicht weniger bedeutend sind die Wurmröhren für die Wasserspeicherung des Bodens, wie ein Experiment verdeutlicht. Auf zwei kleinen Versuchsflächen simuliert Wasserberater Anton Lesch mit der Gießkanne einen Starkregen. Eine der Flächen ist dank langjähriger bodenschonender Bearbeitung sichtbar vom Regenwurm besiedelt. Das Wasser versickert dort dreimal so schnell wie auf der Vergleichsfläche. Bei einem realen Wetterereignis würde das Wasser dort zum großen Teil oberflächlich abfließen und fruchtbaren Boden mit sich nehmen. Weder stünde es für die Bewässerung des Feldes noch zur Grundwasserbildung zur Verfügung. "Das Wasser darf nicht in den Main laufen, sondern muss im Acker bleiben", verdeutlicht Wolfgang Ehbauer, Bereichsleiter Landwirtschaft und Ernährung an der Regierung von Unterfranken.
Wo der Anbau von Zwischenfrüchten an Grenzen stößt
Gerade im niederschlagsarmen Unterfranken gibt es die Befürchtung, dass der Zwischenfruchtanbau den Äckern Wasser entzieht und deshalb anfällig macht für Trockenschäden während der kommenden Vegetationsperiode. Nadine Jäger hält diese Bedenken durch eine Studie der Hochschule Triesdorf für widerlegt. Die Forschungen hätten eindeutig gezeigt, dass die Zwischenfrüchte den Äckern während des Winters zwar tatsächlich Wasser entziehen, dass aber nach deren Absterben im Frühjahr sogar mehr Wasser im Oberboden gespeichert ist.
Ein weiteres Risiko sind milde, frostarme Winter, in denen die Zwischenfrüchte nicht erfrieren. Auch in einer Parzelle auf dem Versuchsfeld von Franz Walch steht Phacelia, eine beliebte Zwischenfrucht, im üppigen Grün. Bislang behalfen sich konventionell arbeitende Landwirte mit dem Einsatz des Herbizids Glyphosat, das die Pflanzen abtötet und bereits nach wenigen Tagen seine Wirkung verloren hat. Doch Glyphosat steht im Verdacht, gesundheitsgefährdend zu sein und das Insektensterben zu beschleunigen. Deshalb darf der Wirkstoff nur noch eingeschränkt verwendet werden und soll in wenigen Jahren ganz verboten sein.
Agrartechnik-Unternehmen haben darauf mit der Entwicklung von Maschinen reagiert, die die Zwischenfrüchte mechanisch zerkleinern ohne in den Boden einzugreifen. Eine Reihe dieser Geräte kommen auch beim Feldtag in Sonderhofen zu Demonstrationszwecken zum Einsatz.
Wie Humusbildung zum Klimaschutz beiträgt
Für Herbert Siedler, Bereichsleiter am AELF, sind dies keine neuen Trends, sondern eher die Rückbesinnung auf die fachliche Praxis. Humusaufbau und der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit sei seit jeher das Interesse der Landwirte. "Regenerative Landwirtschaft ist das, was wir vor 30 Jahren schon gelehrt haben", so Siedler. Dass das Thema unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes zusätzlich an Bedeutung gewinnt, liegt an der Fähigkeit der Pflanzen, der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen und als Humus im Boden einzulagern. Der Prozess ist langwierig und setzt eine nahezu durchgehende Begrünung der Äcker voraus. Wie Franz Walch berichtet, sei es ihm gelungen, den Humusgehalt seiner Böden über einen langen Zeitraum hinweg um 50 Prozent zu steigern.
Diese Art mag vielleicht in dieser Flur funktionieren, aber nicht bei anderen Bodenverhältnissen! Jede Änderung hat andere Folgen!
Und der Ertrag steht auf einem anderen Blatt!
Hats wo anders überhaupt schon mal einer probiert und es hat dort nicht funktioniert?
Ich fürchte, Herr Walch wird noch lange der einsame Rufer bleiben......
Konservierenden Ackerbau, mit minimalen Eingriffen in den Boden betreiben hingegen schon viele Landwirte in Unterfranken, auch wenn gerade im Gau noch häufig der Pflug eingesetzt wird, was auch den guten/steinfreien Böden geschuldet ist.