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Sonderhofen
Unterfränkischer Landwirt setzt auf regenerative Landwirtschaft - Trend oder Tradition?
Seit 30 Jahren arbeitet Landwirt Franz Walch fast ohne Pflug und schützt so Trinkwasser und Bodenfruchtbarkeit. Ein Feldtag sollte Skeptiker überzeugen.
Neu entwickelte Maschinen zum Bewirtschaften von Zwischenfrüchten wurden beim Feldtag in Sonderhofen demonstriert.
Foto: Thomas Obermeier | Neu entwickelte Maschinen zum Bewirtschaften von Zwischenfrüchten wurden beim Feldtag in Sonderhofen demonstriert.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:42 Uhr

Der Pflug hat auf den Äckern von Franz Walch praktisch ausgedient. Stattdessen setzt der Landwirt aus Sonderhofen seit inzwischen drei Jahrzehnten auf minimale Bodenbearbeitung, den Anbau von Zwischenfrüchten und die Mulch- oder Direktsaat. Das nützt nicht nur der Fruchtbarkeit seiner Böden, sondern trägt auch zum Trinkwasserschutz bei und ist gut fürs Klima. Doch die Wirtschaftsweise von Franz Walch bringt neue Herausforderungen mit sich und stößt bei vielen Landwirten auf Skepsis. Überzeugungsarbeit will deshalb der Feldtag leisten, zu dem das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF) gemeinsam mit der Regierung von Unterfranken auf die Äcker von Franz Walch eingeladen hat. Über 100 Landwirte sind der Einladung gefolgt.

Wie Zwischenfrüchte das Grundwasser schützen

Früher war es üblich, die Äcker nach der Ernte im Herbst umzupflügen und dem Winterfrost zu überlassen, der den Boden lockerte. Dabei wird aber auch Stickstoff, der als Dünger im Boden verblieben ist, ausgewaschen und gelangt als Nitrat in Trinkwasser. Zwischenfrüchte wie Senf oder verschiedene Retticharten hingegen nehmen den Stickstoff auf und halten ihn so im Oberboden fest, erläutert Nadine Jäger vom Bereich Gewässerschutz in der Landwirtschaft an der Regierung von Unterfranken. Idealerweise erfrieren die Pflanzen im Winter und stellen den gespeicherten Stickstoff bei der Frühjahrsaussaat wieder zur Verfügung.

Frostempfindlichen Senf hat Franz Walch im Herbst auf diesem Acker eingesät. Den gespeicherten Stickstoff stellen die abgefrorenen Pflanzen im Frühjahr der Folgekultur zur Verfügung.
Foto: Thomas Obermeier | Frostempfindlichen Senf hat Franz Walch im Herbst auf diesem Acker eingesät. Den gespeicherten Stickstoff stellen die abgefrorenen Pflanzen im Frühjahr der Folgekultur zur Verfügung.

Franz Walch geht dabei sogar einen Schritt weiter und verzichtet auch vor der Frühjahrsbestellung weitgehend auf die Bodenbearbeitung. Stattdessen werden abgestorbene Pflanzen nur zerkleinert und das Saatkorn direkt in den unbearbeiteten Boden ausgebracht, Mulch- oder Direktsaat nennt der Fachmann dieses Verfahren.

Warum der Regenwurm der beste Freund des Landwirts ist

Großen Einfluss hat der Anbau von Zwischenfrüchten auch für das Bodenleben. Die Wurzeln lockern den Boden und fördern die Humusbildung. Daneben sind sie die Nahrung für den Regenwurm, einem wichtigen Helfer des Landwirts. Die Arbeit des Wurms demonstriert Joachim Liebler von der Regierung von Unterfranken an einer Grube, die das Bodenprofil freilegt. Bis in einen halben Meter Tiefe sind unzählige Gänge des Wurm zu erkennen, durch die er fruchtbare organische Masse in tiefe Schichten verfrachtet. Dabei ernährt sich der Wurm ausschließlich von oberflächlichen Pflanzenresten, erklärt Liebler. Werden die Äcker umgebrochen, dann muss der Regenwurm hungern.

"Regenerative Landwirtschaft ist das, was wir vor 30 Jahren schon gelehrt haben."
Herbert Siedler, AELF Kitzingen-Würzburg

Nicht weniger bedeutend sind die Wurmröhren für die Wasserspeicherung des Bodens, wie ein Experiment verdeutlicht. Auf zwei kleinen Versuchsflächen simuliert Wasserberater Anton Lesch mit der Gießkanne einen Starkregen. Eine der Flächen ist dank langjähriger bodenschonender Bearbeitung sichtbar vom Regenwurm besiedelt. Das Wasser versickert dort dreimal so schnell wie auf der Vergleichsfläche. Bei einem realen Wetterereignis würde das Wasser dort zum großen Teil oberflächlich abfließen und fruchtbaren Boden mit sich nehmen. Weder stünde es für die Bewässerung des Feldes noch zur Grundwasserbildung zur Verfügung. "Das Wasser darf nicht in den Main laufen, sondern muss im Acker bleiben", verdeutlicht Wolfgang Ehbauer, Bereichsleiter Landwirtschaft und Ernährung an der Regierung von Unterfranken.

Wo der Anbau von  Zwischenfrüchten an Grenzen stößt

Am Bodenprofil zeigt Joachim Liebler von der Regierung von Unterfranken, wie sich die bodenschonende Arbeitsweise auf das Bodenleben auswirkt.
Foto: Thomas Obermeier | Am Bodenprofil zeigt Joachim Liebler von der Regierung von Unterfranken, wie sich die bodenschonende Arbeitsweise auf das Bodenleben auswirkt.

Gerade im niederschlagsarmen Unterfranken gibt es die Befürchtung, dass der Zwischenfruchtanbau den Äckern Wasser entzieht und deshalb anfällig macht für Trockenschäden während der kommenden Vegetationsperiode. Nadine Jäger hält diese Bedenken durch eine Studie der Hochschule Triesdorf für widerlegt. Die Forschungen hätten eindeutig gezeigt, dass die Zwischenfrüchte den Äckern während des Winters zwar tatsächlich Wasser entziehen, dass aber nach deren Absterben im Frühjahr sogar mehr Wasser im Oberboden gespeichert ist.

Franz Walch, Landwirt aus Sonderhofen, hat seit drei Jahrzehnten sehr gute Erfahrungen mit dem Anbau von Zwischenfrüchten gemacht, die die Bodenfruchtbarkeit fördert.
Foto: Thomas Obermeier | Franz Walch, Landwirt aus Sonderhofen, hat seit drei Jahrzehnten sehr gute Erfahrungen mit dem Anbau von Zwischenfrüchten gemacht, die die Bodenfruchtbarkeit fördert.

Ein weiteres Risiko sind milde, frostarme Winter, in denen die Zwischenfrüchte nicht erfrieren. Auch in einer Parzelle auf dem Versuchsfeld von Franz Walch steht Phacelia, eine beliebte Zwischenfrucht, im üppigen Grün. Bislang behalfen sich konventionell arbeitende Landwirte mit dem Einsatz des Herbizids Glyphosat, das die Pflanzen abtötet und bereits nach wenigen Tagen seine Wirkung verloren hat. Doch Glyphosat steht im Verdacht, gesundheitsgefährdend zu sein und das Insektensterben zu beschleunigen. Deshalb darf der Wirkstoff nur noch eingeschränkt verwendet werden und soll in wenigen Jahren ganz verboten sein.

Ein Experiment beweist, dass Regenwasser dreimal so schnell versickert, wenn der Boden von vielen Regenwürmern besiedelt ist.
Foto: Thomas Obermeier | Ein Experiment beweist, dass Regenwasser dreimal so schnell versickert, wenn der Boden von vielen Regenwürmern besiedelt ist.

Agrartechnik-Unternehmen haben darauf mit der Entwicklung von Maschinen reagiert, die die Zwischenfrüchte mechanisch zerkleinern ohne in den Boden einzugreifen. Eine Reihe dieser Geräte kommen auch beim Feldtag in Sonderhofen zu Demonstrationszwecken zum Einsatz.

Wie Humusbildung zum Klimaschutz beiträgt

Für Herbert Siedler, Bereichsleiter am AELF, sind dies keine neuen Trends, sondern eher die Rückbesinnung auf die fachliche Praxis. Humusaufbau und der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit sei seit jeher das Interesse der Landwirte. "Regenerative Landwirtschaft ist das, was wir vor 30 Jahren schon gelehrt haben", so Siedler. Dass das Thema unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes zusätzlich an Bedeutung gewinnt, liegt an der Fähigkeit der Pflanzen, der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen und als Humus im Boden einzulagern. Der Prozess ist langwierig und setzt eine nahezu durchgehende Begrünung der Äcker voraus. Wie Franz Walch berichtet, sei es ihm gelungen, den Humusgehalt seiner Böden über einen langen Zeitraum hinweg um 50 Prozent zu steigern.

 
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  • H. E.
    Der Artikel führt völlig in die Irre! Denn er ist ein Nischenbeispiel, eine Möglichkeit der Bewirtschaftung und nicht der Heilsbringer!
    Diese Art mag vielleicht in dieser Flur funktionieren, aber nicht bei anderen Bodenverhältnissen! Jede Änderung hat andere Folgen!
    Und der Ertrag steht auf einem anderen Blatt!
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  • A. H.
    wieso eine Nische, weils nur einer macht bzw. sich traut - ERFOLGREICH übrigens seit 30 Jahren!! - und nicht der Masse nachläuft.
    Hats wo anders überhaupt schon mal einer probiert und es hat dort nicht funktioniert?
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  • A. H.
    Welch ein POSITIVER Wandel: im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts übertrafen sich doch die damaligen auf der Landwirtschaftsschule angeblich ausgebildeten Jungbauern mit der Pflügtiefe gegen seitig; 30 cm wenn nicht dar an die 40 cm sollte sie sein und damit wurde der unfruchbarere tiefe Boden nach oben gekehrt und der oberflächennahe Humus unten - zum Wohle der Landmaschinen- und Düngemittelindustrie.
    Ich fürchte, Herr Walch wird noch lange der einsame Rufer bleiben......
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    2: Zum Thema Zwischenfrüchte sei noch gesagt, dass die Wasserbilanz nach dem Winter tatsächlich positiv sein kann, allerdings allein die Etablierung in Unterfranken (Trockenheit) oft schwierig ist und nicht viel Masse aufwächst, im schlechtesten Fall gar nichts aufläuft oder eher vom Unkraut unterdrückt wird. Dadurch können die Effekte weder unter- noch oberirdisch genutzt werden, was viele Landwirte dazu veranlasst keine Zwischenfrucht zu säen. Dass sich statt der Zwischenfrucht dann im konservierenden Ackerbau schwer bekämpfbare Unkräuter etablieren können ist dann ein zusätzliches Hemmnis. Glyphosat ist ein Werkzeug, das dosiert (teilflächenspezifisch) in solchen Fällen helfen kann. Durch das Verbot wird der konservierende Ackerbau sicher nicht leichter, aber weiterhin machbar sein. Es wird aber auch Betriebe geben, die wieder vermehrt den Pflug einsetzen, da sie sich auch keine, der im Artikel erwähnten Maschinen neu anschaffen werden. Das sind oft nicht betrachtete Zielkonflikte.
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    1: Das was im Artikel beschrieben wird ist keine regenerative Landwirtschaft, sondern konservierender Ackerbau, der einen möglichst minimalen Eingriff in den Boden, die Verbesserung der Bodenstruktur und die Förderung des Bodenlebens durch Belassen von Ernteresten oder Anbau von Zwischenfrüchten als Ziel hat. Konservierender Ackerbau ist dabei ein Teil der regenerativen Landwirtschaft, die aber wesentlich mehr beinhaltet, wie z.B. den Einsatz von Kompost-Tee und die Verwendung von wissenschaftlich nicht anerkannten Bodenuntersuchungsmethoden als Grundlage der Düngung. Dies soll jetzt nicht ketzerisch klingen, aber die Versuchsergebnisse hierzu sind nun mal eindeutig.
    Konservierenden Ackerbau, mit minimalen Eingriffen in den Boden betreiben hingegen schon viele Landwirte in Unterfranken, auch wenn gerade im Gau noch häufig der Pflug eingesetzt wird, was auch den guten/steinfreien Böden geschuldet ist.
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