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Würzburg
Ungewöhnliche Fahndung: Ermittler kennen Täter, aber nicht das Opfer
Einem Mann wird vorgeworfen, im Jahr 2016 eine Frau sexuell missbraucht zu haben. Was den Fall besonders schwierig macht: Das Opfer weiß möglicherweise gar nichts von der Tat.
Der Verdacht gegen Ilker A. kam erst vier Jahre nach der Tat auf.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Der Verdacht gegen Ilker A. kam erst vier Jahre nach der Tat auf.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 26.06.2020 13:10 Uhr

Es war ein ungewöhnlicher Zeugenaufruf, mit dem sich das Polizeipräsidium Unterfranken und die Staatsanwaltschaft Würzburg an die Öffentlichkeit wandte. Denn diesmal suchten die Ermittler keinen Täter, sondern ein Opfer. Hintergrund war ein Fall, der viereinhalb Jahre zurückliegt.

In der Nacht auf den 18. September 2016 soll der damals 26-jährige Ilker A. eine junge Frau sexuell missbraucht haben. Möglicherweise, hieß es, hatten sich der Beschuldigte und sein mutmaßliches Opfer vorher auf dem Stadtfest in Würzburg kennengelernt. Allerdings wisse die Frau "unter Umständen nicht, dass Sie Opfer einer Straftat geworden ist", schrieben die Ermittler. Eine Anzeige sei jedenfalls nicht eingegangen. Stattdessen erfuhr die Polizei von der möglichen Tat "durch Ermittlungen in anderer Sache".

Verweis auf laufende Ermittlungen

Woher die Ermittler das im Fahndungsaufruf beschriebene Aussehen der Frau kannten – darüber hüllten sie sich in Schweigen. Auch zu den Fragen, warum die Frau möglicherweise gar nicht weiß, dass sie missbraucht wurde, und warum aktuell gegen Ilker A. "in anderer Sache" ermittelt wird, wollten sich Polizei und Staatsanwaltschaft auf Nachfrage nicht äußern. Mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen, "aber auch auf die berechtigten Interessen der Geschädigten und vorliegend besonders auch des Beschuldigten", wie Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen erklärte.

Schließlich kam bei der Suche nach der Frau ein Foto des Mannes zum Einsatz. Da die "intensiven Ermittlungen der Polizei" die Frau zu identifizieren,  bis dahin erfolglos gewesen waren, sei "als letzte Möglichkeit" der Gang zum Ermittlungsrichter geblieben, bei dem die Öffentlichkeitsfahndung mit dem Foto des mutmaßlichen Täters erwirkt wurde, schrieben Polizei und Staatsanwaltschaft.

 
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