
Langsam geht die Anzahl der neuen Corona-Infektionen in Deutschland zurück. Die Stadt Würzburg lag zuletzt mehrere Tage in Folge unter dem Schwellenwert von 100. Ganz anders ist jedoch die Lage in Indien.Dort schießen sowohl die Zahlen der Neuinfektionen als auch die der Todesfälle in die Höhe, häufig fehlt es an medizinischem Equipment. Amy Schmidt aus Rottenbauer hat deshalb über Facebook eine Spendenaktion für ihren Freund Udvas Bhattacharya in Kolkata gestartet.
"Udvas ist letztes Jahr nach Deutschland gekommen und hat hier im Frühjahr seinen B1 Kurs begonnen, um danach in Würzburg zu studieren", sagt Schmidt. In den ersten Monaten habe er in einer Wohngemeinschaft ein Zimmer gehabt, doch der Vertrag sei ausgelaufen, so die 32-Jährige. Wegen Corona musste der damals 18-Jährige weiterhin in Deutschland bleiben, da die Einreise nach Indien für einige Wochen nicht mehr möglich gewesen sei.
Die Situation in Indien verschlechtert sich rasant
"Er kam hier nicht mehr weg und suchte eine Notfallunterkunft", berichtet Schmidt. Zur selben Zeit hatte sie im Internet ein Zimmer ihrer Wohnung in Rottenbauer inseriert, in der sie mit ihrem elfjährigen Sohn wohnt. Udvas nahm daraufhin Kontakt zu ihr auf und Schmidt bot ihm das Zimmer kostenlos an. "Vier Monate hat er bei uns gelebt, bis er wieder nach Hause fliegen konnte", sagt sie.
Seitdem Bhattacharya zurück in Kolkata, der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Westbengalen ist, stehe Schmidt im Austausch mit ihm. Die Sorge um ihren ehemaligen Schützling nehme zu, denn die Situation in Indien verschlechtere sich täglich.

"Ich bekomme Gänsehaut. Das sind unfassbare Bilder, die mir Udvas aus Kolkata schickt. Dort sterben die Leute auf der Straße und werden in den Parkanlagen verbrannt." Die Angst um Udvas und die Situation der Menschen in Indien lasse ihr keine Ruhe. Über das soziale Netzwerk Facebook hat Schmidt deshalb in der vergangenen Woche eine Spendenaktion gestartet. Benötigt werden in Kolkata vor allem Masken und Corona-Tests, erzählt sie.
Bevölkerung kann sich Masken nicht leisten
In Whats-App-Nachrichten an diese Redaktion bestätigt Bhattacharya, dass sich die Lage weiter zuspitze. "Mit Hunderten, die jeden Tag sterben und Tausenden, die sich infizieren, werden die Dinge immer schlimmer", schreibt er.
Zwar seien Einwegmasken für zehn Rupien (circa elf Cent) erhältlich, so der 19-Jährige. "Das Problem ist, dass es einige Lohnarbeitskräfte gibt, deren tägliches Einkommen bei etwa 100 Rupien liegt (circa 1,12 Euro). Für sie zählt jede Rupie." Die Folge: Viele Menschen, vor allem aus den unteren Kasten, können sich die Einwegmasken nicht leisten.
Corona-Tests für viele nicht möglich
Und auch die Möglichkeit, sich auf Corona testen zu lassen, lasse zu wünschen übrig, berichtet er. Viele Tests seien nicht aussagekräftig, auch dauere es bis zu vier Tage, bis das Testergebnis komme. Einmal pro Woche könnten Menschen in staatlichen Gesundheitsämtern getestet werden.
"Es gibt jedoch nur ein 1,5-Stunden-Fenster, um getestet zu werden. Bei so einer hohen Bevölkerungsdichte und Temperaturen um die 35 Grad können viele Menschen die Option nicht nutzen." Auch wer bereits Symptome, wie beispielsweise Fieber habe, dürfe sich laut Bhattacharya nicht testen lassen.
20 Tage, bis die Hilfe in Indien ankommt
Genau hier möchte Schmidt mit ihrer Spendenaktion ansetzen. Neben 160 Corona-Tests wurden 110 FFP2-Masken, über 600 OP-Masken sowie mehrere Boxen Desinfektionstücher und Handschuhe nach ihrem Facebook-Aufruf gespendet. Auch die Rats-Apotheke in Ochsenfurt habe die Aktion unterstützt und Spendengelder, die dort eingegangen sind, verdoppelt. Der Wert wurde daraufhin in Sachgütern gespendet, so die 32-Jährige.
In rund 20 Tagen werden die Hilfsgüter bei Bhattacharya in Kolkata ankommen, schätzt sie. Durch die Menge an Spenden möchte Bhattacharya die Artikel sowohl an Familienmitglieder als auch an Obdachlose und Straßenkinder verteilen. Laut Schmidt sei das jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Die Welt werde ich damit nicht retten", so die Frau aus Rottenbauer. "Aber wenn ich schon eine Person damit schützen kann, ist es mir das wert."