Teerhaltiger Straßenaufbruch ist im Steinbruch des Auber Schotterwerks vergraben. Illegal. Was damit geschehen soll, ist auch nach mehr als einem halben Jahr ungewiss. Das Material gilt als krebserregend. Der Bund Naturschutz fordert deswegen, alles zu entfernen. Das Landratsamt Würzburg will erst einmal weitere Grundwassermessungen abwarten.
Mit vier Bohrungen wurde im Oktober 2016 die sogenannte Asphaltfläche im Auber Steinbruch erkundet. Etwa 20 000 Tonnen Asphalt sollen sich hier befinden, behauptet ein ehemaliger Mitarbeiter. Eigentlich sollte der Asphalt im Schotterwerk recycelt werden. Der Betreiber hatte sogar eine Genehmigung dafür. Es kam aber nicht zur Wiederaufbereitung, weil diese teuer und zu aufwendig gewesen wäre.
Behörden bestehen auf weitere Untersuchungen
Zumindest ein Teil des Straßenaufbruchs ist teerhaltig und damit krebserregend. Das abgelagerte Material ist mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) zwischen 0,24 und 84 Milligramm/Kilogramm belastet. Ab einem PAK-Gehalt von 25 Milligramm/Kilogramm handelt es sich um teerhaltigen Straßenaufbruch, der als krebserregend gilt und der seit 1984 in Deutschland für den Straßenbau verboten ist.
Was nun mit dem hochgiftigen Gefahrstoff passieren soll, ist auch acht Monate nach dem Laborergebnis noch unklar. „Die Klärung, wie mit der Asphaltfläche weiter zu verfahren ist, bedingt weitere Untersuchungen und Bewertungen, teilt das Landratsamt Würzburg mit. Der Betreiber musste zusätzliche Grundwassermess-Stellen im Abstrom der Asphaltfläche errichten lassen. „Gegebenenfalls müssen noch ergänzende Beprobungen des abgelagerten Materials vorgenommen werden“, so das Landratsamt.
Der Bund Naturschutz fordert schnelles Handeln
Dem Bund Naturschutz geht das alles viel zu langsam. Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg, sagt: „Wir können nicht darauf warten, bis im Grundwasser Schadstoffe nachgewiesen werden.“ Er fordert: „Alles, was dort unerlaubt eingelagert wurde, muss wieder entfernt werden.“
Von einem Sanierungsplan für den Steinbruch ist das Landratsamt aber noch weit entfernt. Landrat Eberhard Nuß betont bei jeder Gelegenheit, der Betreiber könne eventuell die hohen Sanierungskosten nicht stemmen und dadurch insolvent gehen. Seine Befürchtung: Der Landkreis Würzburg müsste dann in die Bresche springen und die Kosten übernehmen.
Für Steffen Jodl ist dies kein Argument. „Wenn der Betreiber im Steinbruch illegal gefährliche Stoffe eingelagert hat und sie dort lassen darf, weil die Kosten so hoch sind – das wird der Bürger nicht verstehen“, sagt er. „Wo ist da die Vorbildfunktion? Hier wird ein Präzedensfall geschaffen“, kritisiert Jodl. Der BN–Kreisvorsitzende kann auch nicht nachvollziehen, warum das so lange dauert. „Es ist ein dringender Handlungsbedarf gegeben.
“ Ebenso könne er auch nicht verstehen, warum es noch keine Aussage zu den Altreifen oder zum Öltank gibt, die nach Aussage des ehemaligen Mitarbeiters ebenfalls im Steinbruch entsorgt wurden.
Grundwassermess-Stellen eingerichtet
„Der teerhaltige Straßenaufbruch muss sofort entfernt werden.“ Das sagt auch Klaus Koch vom Umweltnetzwerk Hamburg. Denn es sei nur eine Frage der Zeit bis sich die krebserregenden Phenole ausgewaschen haben. Koch hält zudem Grundwassermess-Stellen nur im Abstrom des Asphaltlagers als „extrem unseriös“. Um einen Vergleich zu haben, müssten diese auch im Zustrom des Asphaltlagers errichtet werden. „Es sollte ein Gutachten zur Gefährdungsabschätzung erstellt werden, zu dem auch ein hydrogeologisches Gutachten gehört“, fordert er.
Das Wasserwirtschaftsamt will die Grundwasserbeschaffenheit im Zustrom der Asphaltfläche auf der Basis der seit dem Jahr 2000 durchgeführten Grundwasserüberwachung beurteilen, sagt Behördenleiter Herbert Walter. Der Betreiber wurde vom Landratsamt verpflichtet, noch im August einen Bericht vorzulegen. In diesem sollen die Erkenntnisse aus den Bohrungen, vor allem die Schichtenabfolge, die Grundwasserzutritte, der Messstellenausbau und die abgesicherten Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen und Erhebungen zusammenfassend dargestellt und bewertet werden.
Staatsanwaltschaft ermittelt noch
Aus Sicht des Landratsamtes hat der pechhaltige Straßenaufbruch keinen direkten Kontakt mit dem Grundwasser. Aber der ehemalige Mitarbeiter bestreitet das. Aus seiner Sicht liegt der Berg mit teerhaltigem Asphalt direkt neben einem Schmutzwassersee. In diesen würden täglich etwa 1000 Kubikmeter Schmutzwasser eingeleitet. Der Pegel bleibe aber gleich. Der ehemalige Mitarbeiter vermutet nun, dass das Wasser unterhalb der Bauschuttdeponie in einen Grundwassersee geleitet werde und schließlich in den Katzengraben und dann in die Gollach, einen kleinen Fluss bei Aub, gelangen würde.
Dem Landratsamt seien diese Vermutungen längst bekannt, so der Ex-Mitarbeiter.
Seit einer Durchsuchung der Büroräume im März 2016 ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Würzburg gegen den Betreiber des Schotterwerks wegen möglicher Gewässer- und Bodenverunreinigungen.„Besondere Schwierigkeit in den Ermittlungen ist die Feststellung, in welchem Ausmaß die fraglichen Tatbestände verwirklicht sind“, teilt Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen dazu mit.
Und das wundert Sie?
Bitte Brille besorgen (Tipp: in jedem Dorf gibts die "Gmeebrille"), von "Wundern" habe ich nix gesagt......