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Würzburg
Umfrage: Wie wirkt der Klimawandel auf Tiere und Pflanzen?
Bayerische Wissenschaftler untersuchen zurzeit die Folgen des Klimawandels im Freistaat. An einer Online-Umfrage können sich auch Bürger aus der Region Würzburg beteiligen.
In einem Klimakammerversuch untersucht die Doktorandin Cristina Ganuza an der Uni Würzburg den Einfluss unterschiedlicher Klimata auf den Schlupfzeitpunkt von Wildbienen und Wespen.
Foto: Ganuza | In einem Klimakammerversuch untersucht die Doktorandin Cristina Ganuza an der Uni Würzburg den Einfluss unterschiedlicher Klimata auf den Schlupfzeitpunkt von Wildbienen und Wespen.
Wilma Wolf
 |  aktualisiert: 18.06.2020 02:10 Uhr

Steigende Temperaturen und die zunehmende Häufigkeit extremer Wetterereignisse sind eine Herausforderung für Mensch und Natur. Zeitgleich hat die intensive Nutzung der Natur und ihrer Ressourcen dramatische Auswirkungen. Der daraus resultierende globale Insektenschwund gefährde eine Vielzahl unverzichtbarer Leistungen von Natur und Landschaft (z.B. die Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen), sagt Dr. Sarah Redlich vom Institut für Tierökologie und Tropenbiologie der Universität Würzburg.

Deshalb interessieren die Wissenschaftlerin und ihre Kollegen vor allem folgende Fragen: Welche Folgen hat die Klimaerwärmung auf Artenvielfalt und Wechselbeziehungen zwischen Insekten in Bayern? Verstärkt eine intensive Landnutzung die Auswirkungen des Klimawandels? Wie können Menschen, Tiere und Pflanzen sich an den Klimawandel anpassen? Und welche Managementstrategien fördern Bodenbildung, Bestäubung und natürliche Schädlingsregulierung auch in Zukunft? Im bayernweiten Forschungsprojekt LandKlif gehen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen von fünf bayerischen Universitäten und Hochschulen, unter anderem auch von der Uni Würzburg, diesen Fragen auf den Grund.

Wissenschaftler setzen auch auf Informationen aus der Bevölkerung

Dabei sei es wichtig, die Wahrnehmung und Einschätzung verschiedener Akteure zu diesem Thema zu berücksichtigen. "Daher führen wir Umfragen bei Landwirten, Waldbesitzern und Forstwirten, Managern von Naturschutzflächen und Siedlungsgrün, sowie bei Bürgern durch", sagt Redlich. "Wir möchten dabei alle Bürger unabhängig von Vorkenntnissen ansprechen, um möglichst repräsentative Ergebnisse für die Gesamtbevölkerung zu erhalten", so die Wissenschaftlerin. 

Diese Umfragen finden bayernweit statt, um verschiedene Landnutzungen und Klimazonen abzubilden. Der Landkreis Würzburg wurde dabei repräsentativ für landwirtschaftlich geprägte Gebiete mit vergleichsweise hohen Jahresmitteltemperaturen ausgewählt. Im Rahmen des Projektes machten die Wissenschaftler bereits im vergangenen Jahr auf mehreren Landkreis-Flächen (bei Würzburg, Waldbrunn, Rimpar und Hausen/Bergtheim) Experimente zur Untersuchung der Insektenvielfalt.

Strategien zur Minderung des Klimawandels

Der Verbund LandKlif untersucht in seinem Forschungsprojekt die Biodiversität und Multifunktionalität naturnaher, landwirtschaftlich geprägter und städtischer Landschaftsräume in unterschiedlichen Klimazonen Bayerns, so Redlich weiter. So hoffen die Forscher, Möglichkeiten zur Abmilderung des Klimawandels sowie zur Anpassung an veränderte klimatische Verhältnisse aufzeigen zu können. Denn ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Landschaftsform, regionalem Klimawandel und den Reaktionen von Ökosystemen sei eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Strategien zur Minderung des Klimawandels und zur regionalen Anpassung an seine Folgen.

Mit Hilfe eines Zeltes, einer sogenannten Malaisefalle, und Nisthilfen mit Dach und PVC-Röhren  untersuchen die Wissenschaftler die Artenvielfalt bei Insekten, wie hier in Waldbrunn. Auf dem Raps-Versuchsfeld im Hintergrund wurden ebenfalls Versuche durchgeführt.
Foto: Sarah Redlich | Mit Hilfe eines Zeltes, einer sogenannten Malaisefalle, und Nisthilfen mit Dach und PVC-Röhren  untersuchen die Wissenschaftler die Artenvielfalt bei Insekten, wie hier in Waldbrunn.

Ausgewählt wurden dafür 60 repräsentative naturnahe, landwirtschaftliche und städtische Regionen, die die Temperatur-, Niederschlags- und Höhenunterschiede in Bayern umfassen, von den trockenwarmen Regionen in Unterfranken bis zu den Hochlagen des Bayerischen Waldes und des Nationalparks Berchtesgaden. In jeder Region wurden drei vorherrschende Lebensraumtypen untersucht, was insgesamt 180 Untersuchungsgebiete ergibt. Mit ersten Ergebnissen ist im nächsten Jahr zu rechnen. Dabei erwarten die Forscher je nach Region vor allem Unterschiede in der Artenvielfalt, aber auch in wichtigen ökologischen Leistungen wie der Bestäubung von Pflanzen und der Schädlingsregulierung.

Zusätzliche Simulationen klimatischer Extremereignisse sollen helfen, das Anpassungspotential bzw. die Widerstandsfähigkeit funktionell wichtiger Insektengruppen, wie beispielsweise Bestäubern, besser zu verstehen. "Die Ergebnisse liefern die Handlungsgrundlage für ein nachhaltigeres Management der bayerischen Natur und Landschaft und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Insektenvielfalt und ihrer vielfältigen Leistungen, im Kontext des Klimawandels", so Dr. Redlich.

Noch bis 15. Juni kann man unter dem Link http://land2020.oekosystemleistung.bayern an der Umfrage teilnehmen. Die Teilnahme ist anonym.

 
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