
Für Christina Lutz beginnt der Tag je nach Schicht meistens immer gleich. Die medizinische Fachangestellte der Uniklinik wohnt in der Würzburger Altstadt und startete ihren Arbeitstag bisher immer mit dem Gang zur Straßenbahn, die sie nach Grombühl bringt. Seit Jahren schon ist sie treuer Fahrgast. Jetzt jedoch nicht mehr. Sie erzählt von hustenden Fahrgästen und einer Enge, bei der ein dringend empfohlener Sicherheitsabstand momentan gar nicht möglich sei. "Wir medizinischen Mitarbeiter müssen uns besonders schützen, in der Straßenbahn ist das momentan aber kaum möglich", schildert sie am Telefon. Statt zur Bahn zu laufen, steigt sie neuerdings ins Auto." Der ÖPNV ist mir momentan zu heikel", so Lutz.
Seit 30. März fahren die Straßenbahn- und Buslinien der WVV von Montag bis Freitag größtenteils nach dem „Samstags-Fahrplan“. Für viele Leser, die an Werktagen dennoch zur Arbeit müssen, ist das eine Erklärung für prekäre Situationen, die auch sie erleben.
Kritik in den sozialen Medien
Diese Redaktion erreichten in den vergangenen Tagen ähnliche Schilderungen, ein Aufruf in den sozialen Medien sorgte bis Dienstagmittag für 40 Kommentare. "Um 6.15 Uhr ist die Straßenbahn sehr voll ! Ich habe schon Angst, zur Arbeit zu fahren", schreibt dort eine Würzburgerin. Kritik gibt es auch an der Situation in Bussen. "Wenn wir Krankenschwestern uns im überfüllten Bus anstecken, wer pflegt und versorgt dann die Kranken?", schreibt eine Leserin, die namentlich nicht genannt werden möchte, per Mail an diese Redaktion.
Öffentliche Verkehrsmittel als Virenschleudern in der Corona-Krise? Würzburg scheint da kein Einzelfall zu sein. Ausgedünnte Fahrpläne sorgen auch in anderen Städten für Unverständnis, so zum Beispiel in Nürnberg.
Der ökologische Verkehrsclub VCD warnt vor einem zu starken Ausdünnen von Fahrplänen. Volle Busse und Bahnen seien ein großes Sicherheitsrisiko, erklärte der Verband bundesweit am Montag. Dieser Meinung ist auch Gerd Weibelzahl vom VCD-Landesverband Bayern. "Momentan ist es sehr uneinheitlich geregelt, jeder Verkehrsbetrieb macht, was er will", sagt er auf Nachfrage der Redaktion.
Betriebe in "besonderer Verantwortung"
In den Morgenstunden müsse sichergestellt werden, dass die Fahrzeuge in einem dichten Takt fahren. Ein Gelenkbus beispielsweise dürfte eigentlich nur 20 Personen befördern, wenn der 1,5 Meter Abstand strikt eingehalten werden würde. Er sieht die Verkehrsbetriebe in besonderer Verantwortung, für Schutz zu sorgen. "Betriebe öffentlicher Hand können nicht von Bürgern verlangen, Restriktionen in Kauf zu nehmen, während sie es nicht schaffen, für Schutz zu sorgen", so Weibelzahl.
WVV hat auf Forderungen reagiert
Auch bei der WVV sind die Forderungen und Wünsche angekommen. Verbesserungen sollen die Fahrgäste bereits am 1. April spüren. Zwar fahren die städtischen Straßenbahn- und Buslinien weiterhin Montag bis Freitag nach Samstags-Fahrplan, die WVV bietet aber mehr Fahrten auf der Straßenbahnlinie 5 im morgendlichen Berufsverkehr an. "Mit diesen Anpassungen gehen wir davon aus, dass sich die Situation im Berufsverkehr morgens entzerrt", sagt WVV-Pressesprecher Jürgen Dornberger auf Nachfrage. Von den Busverbindungen, die ebenfalls kritisiert werden, ist in den Anpassungen nicht die Rede. Die Situation werde aber weiterhin aufmerksam beobachtet, um je nach Lage zu entscheiden, ob weitere Änderungen notwendig sind.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels war nicht angegeben, dass der "Samstags-Fahrplan" seit 30. März gilt.
Ich kann Sie beruhigen: Klima"panik" haben wir noch keine. Vielleicht noch lange nicht.
Die kommt dann langsam auf, wenn wg. mehr und mehr unbewohnbarer Landstriche auf der Erde nicht nur 60 - 70 mio Leute auf der Flucht sind wie heute, sondern fünf- oder zehnmal soviele. Da hilft dann vmtl. auch dem Orban sein überdimensionaler Gartenzaun nicht mehr.
Alles eine Preisfrage. Entweder wir schauen zu, dass wir uns jetzt langsam mit überschaubaren Kosten vom unhaltbaren "weiter so" absetzen, oder es wird irgendwann mit unüberschaubaren Kosten bzw. Folgen über uns hereinbrechen.
Aber gut, die Generation 60+ muss sich tatsächlich mehr Sorgen wg. Corona machen als wg. Klimaerwärmung... letztere überlassen wir mal schön der Nachwelt, jupheidi... oder?
Sicher muss der Schutz der FahrerInnen gewährleistet sein. Wie auch für die KassiererInnen im Supermarkt ist hierfür aber der Arbeitgeber verantwortlich, z.B. durch Abkleben des Fahrerbereichs mit Folie. Das ist immer noch nur bei einem Bruchteil der Busse der Fall.
In jedem Fall sollte die WVV ihre Entscheidungen besser kommunizieren. Also nicht nur sagen, was sie macht, sondern auch warum sie dies macht.
Wenn morgens ein paar Bahnen mehr fahren müssen als jetzt, ok. Darüber hinaus macht es Sinn, das Angebot stark zu reduzieren.
Wenn Schüler und Millionen Bürger zu Hause bleiben müssen macht es schon Sinn nicht nur heiße Luft im ÖPNV zu transportieren. Mit einem reduzierten Fahrplan hat man dann auch Personal frei wenn es mal knapp wird wenn die Krankheitswelle bei denen vorkommt, schließlich ist das Fahrpersonal einen großen Riskobereich ausgesetzt weil man nie weiß ob jemand einsteigt der das Virus gerade in sich trägt. So kann man dann auch langfristig einen stabilen Fahrplan sichern.
Da kann man doch froh sein, wenn die Angestellten den ÖPNV nutzen und eben nicht sinnlos mit dem eigenen Auto fahren. Nur muss das Angebot eben passen, wenn die Preise schon unverschämt sind.
Und was Sie machen oder nutzen würden spielt doch in diesem Fall gar keine Rolle, also was soll der Kommentar?