Trockenheit, extreme Sonneneinstrahlung, Pilze, Schwammspinner, Borkenkäfer – all das macht auch den Wäldern im Landkreis Würzburg schwer zu schaffen. Die Folge: Viele Bäume sind kahl, manche bereits abgestorben.
"Solche Bilder aus ihren Wäldern kennen die Försterinnen und Förster im Landkreis Würzburg bislang nicht", sagt Antje Julke, Abteilungsleiterin beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Würzburg, Bereich Forsten, auf Anfrage der Redaktion. Deutlich sichtbar seien jetzt neben zahlreichen - infolge von Borkenkäferbefall abgestorbenen Fichten - auch viele vertrocknete Kiefern und Fichten, vor allem aber auch abgestorbene Laubbäume.
Insbesondere Buchen, in geringerem Maße auch Eichen, hätten in diesem Frühsommer nicht mehr ausgetrieben, oder seien nach dem Austrieb mit kleinen Blättern abgestorben. "Bereits aus den Vorjahren vermutlich vorbelastet, häufig auf mäßig wasserversorgten Standorten, haben die Bäume im vergangenen langandauernden Hitzesommer nicht mehr ausreichend Reservestoffe bilden können und sind abgestorben", erklärt die Fachfrau.
Davon sind sowohl junge als auch große alte Bäume betroffen. "Die Auswirkungen des Hitzesommers 2018 sind jetzt in den Wäldern deutlich sichtbar", betont sie. Wobei der Umfang der Schäden variiert. "In den gut 22 000 Hektar Wald im Landkreis sind die Bäume überwiegend vereinzelt abgestorben, im westlichen Landkreis gibt es auch Bereiche in denen sich flächiges Absterben zeigt", erklärt Julke.
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Vor allem dort, wo die Böden flachgründig und besonders trocken sind, sei das Ausmaß erschütternd. "Wir kennen das so nicht, dass 120 Jahre alte Buchen, also im besten Baumalter, einfach absterben", sagt sie. Wie viele Bäume in den Landkreis-Wäldern betroffen sind, lässt sich aber nicht sagen. Nur soviel: "Gerade die Buche macht uns große Sorgen."
Und was passiert jetzt? Neben der derzeit vordringlichen Borkenkäferbekämpfung durch Entnahme von frisch befallenen Fichten aus dem Nadelwaldbereich, werden in den kommenden Wochen (und Monaten) die abgestorbenen Nadel- und Laubbäume entlang von öffentlichen Straßen und stark begangenen Wegen Zug um Zug entfernt, erklärt Julke. Die Standfestigkeit der Bäume sei mit sichtbarer Schwächung bereits beeinträchtigt, so dass diese zur Verkehrssicherung auch entlang von Straßen entnommen werden. Für die hiermit verbundenen Behinderungen des Straßenverkehrs wird um Verständnis gebeten.
Achtsamkeit der Waldbesucher ist mehr gefragt
Im Wald selbst sei die eigene Achtsamkeit der Waldbesucher und Waldbesitzer in Zukunft mehr gefragt. Abgestorbene Bäume können wegen des nachlassenden Halts durch ihre verrottenden Wurzeln umstürzen. Insbesondere bei Wind, Sturm und Starkregen sei der Aufenthalt in den Wäldern im Landkreis Würzburg unbedingt zu vermeiden, erläutert Julke.
"Es ist schon dramatisch, doch das wahre Ausmaß der Trockenschäden muss man erst erfassen", meint Förster Andreas Langguth, der bis vor Kurzem zuständig war für die Wälder rund um Ochsenfurt. Dass die Buche, die eigentlich als Klimabaum galt, so einfach "vertrocknet", das sei schon bitter. Damit werde leider auch die Liste der zukunftsträchtigen Klimabäume kleiner. "Die wichtigste Baumart, auf die wir nach wie vor setzen, ist die Eiche", sagt Langguth. Ergänzt von Feldahorn, Speierling, Elsbeere, Mehlbeere und anderen Trockenkünstlern.
Schwammspinner fühlt sich in der Region immer wohler
Doch nicht nur die Trockenheit macht den Waldbäumen schwer zu schaffen, sondern auch Schädlinge, wie beispielsweise der Schwammspinner, der wärmere Regionen liebt und aus Südeuropa kommt. Und, weil der Klimawandel die Temperaturen in heimischen Gefilden steigen lässt, fühlt sich der Falter auch bei uns immer wohler. In Hettstadt haben seine Raupen aktuell fast 17 Hektar Wald kahlgefressen, erläutert der zuständige Revierförster Wolfgang Fricker auf Anfrage. Etwa einen Quadratmeter Blätter frisst eine Raupe pro Tag. Vor allem Buchen, Bergahorn und Eiche stehen auf ihrem Speisezettel, aber zum Teil auch Lärchen.
"Noch nie hatten wir in einem Buchenbestand solche Probleme", meint Fricker, der bereits im November 2018 anhand von Eigelegen eine Prognose machen konnte. Doch, dass der Schwammspinner so massiv kommt, damit habe keiner gerechnet.
Regulation auf natürliche Weise?
Nun sei es spannend, ob die Bäume wieder ausschlagen. Das einzig Positive sei, dass die Falter an einem Virus erkrankt sind. Vielleicht reguliere sich so die Population auf natürliche Weise, hofft der Förster.
Mit dem Schwammspinner gab es bereits vor 20 Jahren in der Region Ochsenfurt, beispielsweise in Frickenhausen, Probleme, erzählt Langguth. 2019 sei es moderat. Das führe er auf den Waldumbau zurück. Zug um Zug habe man zwischen die Eichen die Rotbuche, Hainbuche und Winterlinde gesetzt, Bäume, die mit dem Schatten gut klar kommen. Im Laufe der Jahre seien so "dichte, dunkle und kühlere Wälder" entstanden. Das Gute daran, das auf eine natürliche Regulierung hoffen lässt: Kühl und dunkel mag der Schwammspinner gar nicht.