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Ochsenfurt
Traktor-Kino Ochsenfurt: Unter freiem Himmel Krimi schauen auf dem Acker
Die originelle Veranstaltung wird nach dem Erfolg im letzten Jahr wiederholt. Nach dem langen Lockdown legen die Betreiber des Ochsenfurter Kinos Casablanca jetzt wieder los.
Rund 70 Traktoren kamen im vergangenen Jahr zum 'Traktor-Kino' in Hopferstadt. Am kommenden Samstag wird die erfolgreiche Veranstaltung wiederholt.
Foto: Silvia Gralla | Rund 70 Traktoren kamen im vergangenen Jahr zum "Traktor-Kino" in Hopferstadt. Am kommenden Samstag wird die erfolgreiche Veranstaltung wiederholt.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 09.02.2024 06:31 Uhr

Traktor-Kino ist ein bisschen wie Grundschule. Die kleinen dürfen nach vorne, die großen müssen in die hinteren Reihen. Aber, erklärt Hannes Tietze, das muss so sein. Gemeinsam mit Gert Dobner betreibt er das Ochsenfurter Programmkino Casablanca, das nach dem langen zweiten Lockdown Ende Juli endlich wieder öffnen konnte. Und gleich haben die beiden erneut ein Projekt in Angriff genommen, das sich im vergangenen Jahr als Erfolgsidee erwiesen hatte: das Traktor-Kino.

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Die Idee: Ein Acker ersetzt den Kinosaal, und die Sessel bringen die Besucher gleich mit. Sie reisen nämlich mit ihren Traktoren an und bleiben in den Gefährten sitzen, wenn auf der großen aufblasbaren Leinwand der Film läuft. Deshalb findet die Platzierung nach Größe statt: Die gewaltigsten Nutzfahrzeuge stehen in den hinteren Reihen, weil deren Besitzer bequem über die kleineren Traktoren hinweg schauen können. Um jedem Traktor den richtigen Stellplatz zuweisen zu können, müssen sich die Besucher vorher anmelden.

Der Acker eignet sich bestens als Kinosaal

Die Organisation läuft allerdings ein wenig anders als im letzten Jahr. Da hatte der Verein Dorfkultur aus Hopferstadt gemeinsam mit dem Casablanca das vermutlich erste Traktor-Kino in Unterfranken auf die Beine gestellt, und zwar mit durchschlagendem Erfolg. Diesmal, erklärt Gert Dobner, ist der Ochsenfurter Unternehmer Christian Halbig Veranstalter des Events, das den krönenden Abschluss der "Ziegler-Roadshow" darstellt. Der in der Nähe von Augsburg beheimatete Hersteller von Erntemaschinen zeigt seine Produkte in verschiedenen Orten, zuletzt am 14. August auf dem Feld am Michaelis-Standbild zwischen Ochsenfurt und Hopferstadt.

Nach dem zweiten Lockdown konnten die Betreiber des Casablanca, Hannes Tietze und Gert Dobner, ihr Kino nun wieder öffnen.
Foto: Claudia Schuhmann | Nach dem zweiten Lockdown konnten die Betreiber des Casablanca, Hannes Tietze und Gert Dobner, ihr Kino nun wieder öffnen.

Der Weizenacker wird bis zur Veranstaltung abgeerntet sein. Als Kinosaal eignet er sich hervorragend, weil er abfallend ist und ein amphietheaterartiges Ambiente bietet. Ganz vorne wird es Sitzplätze geben für diejenigen, die keinen Traktor ihr Eigen nennen. Die elf Euro Eintritt pro Person werden bei der Einfahrt auf das Gelände kassiert, und dann wird der Film im Mittelpunkt stehen: "Kaiserschmarrndrama", ein skurriler Krimi um den Polizisten Franz in einem winzigen bayerischen Nest, wo nicht nur ein Mord aufzuklären ist, sondern auch die Befindlichkeiten der Einheimischen eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.

Aber auch die Nicht-Landwirte unter den Casablanca-Anhängern sind dem Kino treu geblieben. Das haben Hannes Tietze und Gert Dobner festgestellt, als sie ihr Kino am 29. Juli wieder öffneten. "Ich wusste schon fast nicht mehr, wie die Räume aussehen", witzelt Dobner nach dem langen Lockdown. Der hat den Betreibern, wie auch allen anderen aus der Gastro- und Veranstaltungsbranche, zugesetzt. Ohne die staatlichen Corona-Hilfen, sagen sie, wäre die Situation nur schwer zu überstehen gewesen. Umso herzerwärmender die Reaktionen der Besucher, die sofort wieder auf der Matte standen, sich über die Wiedereröffnung freuen und den Kinobesuch sichtlich genießen.

Das Leben wird wieder normal werden müssen

Eine komplette Rückkehr zur Normalität hat freilich immer noch nicht stattgefunden. Von den 188 vorhandenen Plätzen im Kinosaal dürfen aufgrund der Hygienebestimmungen aktuell nur 81 besetzt werden. Ähnlich sieht es bei den Open-Air-Veranstaltungen aus, für die das Kino mit seiner aufblasbaren Leinwand gut gerüstet ist. Wo normalerweise 500 Leute den Filmabend unter freiem Himmel genießen, dürfen derzeit nur 200 Stühle stehen. Solche Aktionen bewegen sich daher am Rande der Rentabilität, sagt Hannes Tietze. "Man will etwas machen, den Leuten etwas bieten, aber man hat kaum eine Möglichkeit, bei Null rauszukommen."

Das Casa bietet zudem regelmäßig Veranstaltungen zu bestimmten Themen, bei denen nicht nur ein Film gezeigt wird, sondern auch die Möglichkeit zur Diskussion besteht. All das ist im Augenblick stark eingeschränkt. Eine coronaverträgliche Organisation solcher Events bedeutet: kein Pläuschchen mit Sekt, kein gemütliches Beisammenstehen nach dem Film. Trotzdem sollen auch solche Veranstaltungen wieder stattfinden. So ist am 21. August der Regisseur des Films "Der Coup" zu Gast in Ochsenfurt.

In absehbarer Zeit, meinen Dobner und Tietze, wird das Leben, auch im Casablanca, wieder "normal" werden müssen. Das Bedürfnis danach sei spürbar. Und das Verharren der Politik, ohne etwas Konkretes zu sagen, sei wahlbedingt, vermutet Gert Dobner. "Nach der Wahl werden wir sehen, was im Winter passiert."

Das Traktor-Kino findet am Samstag, 14. August, statt. Einlass ist ab 18 Uhr, Filmbeginn um 21 Uhr. Eine Anmeldung ist erforderlich unter Tel. (09331) 1328.

 
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