
Es war aufgrund der Corona-Pandemie auch für den Tourismus in Würzburg ein schwieriges Jahr. "Wir befinden uns aber nicht in einer katastrophal schwarzen Situation wie andere Städte. Das ganz tiefe Tal ist nicht erreicht worden", berichtete Jürgen Ludwig, Marketingleiter des städtischen Eigenbetriebs CTW (Congress Tourismus Würzburg) im zuständigen Werkausschuss des Stadtrats.
Im vergangenen Jahr belief sich der touristische Brutto-Umsatz in Würzburg nach CTW-Angaben auf 685 Millionen Euro. Von solchen Zahlen können Hoteliers, Gastronomen, Gästeführer und Kongress-Veranstalter in diesem Jahr nur träumen: Mit dem Beginn des Corona-Lockdowns Mitte März gingen die Übernachtungszahlen stark zurück. Im April und Mai durften Auswärtige nur in Würzburg übernachten, wenn sie einen beruflichen Grund dafür hatten. Die Folge war in beiden Monaten ein Rückgang der Übernachtungen von mehr als 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Betroffen von der Situation sind umgerechnet rund 9900 touristische Vollzeit-Arbeitsplätze. "Eine nicht getätigte Übernachtung kann man nicht mehr zurückholen, das ist wie eine verderbliche Ware", sagte Ludwigs Kollege Stefan Fischer.
Nach Pfingsten ging das Übernachtungsgeschäft zunächst nur schleppend wieder los
Obwohl seitdem nur wenige ausländischen Gäste nach Würzburg gekommen sind, hat ein relativ guter Sommer geholfen, die Stadt in diesem Zeitraum im bundesweiten Vergleich wieder auf einen "anständigen Mittelfeldplatz" zu hieven, wie Ludwig betonte. Nach Pfingsten ging das Übernachtungsgeschäft zwar zunächst nur schleppend wieder los, trotzdem sei es gelungen, deutsche Touristen mit kurzfristigen Angeboten anzulocken.
Im Juli und August gingen die Übernachtungszahlen dann wieder deutlicher nach oben, obwohl in dieser Zeit kaum Tagungen stattfinden: "Daran merken wir, dass auch touristisches Klientel kommt", so Ludwig. Lange währte die Zuversicht aus dem Sommer nicht, denn schon seit September ist klar, dass ein Neustart des Tagungstourismus weiter auf sich warten lässt. Die Tourismus-Experten gingen daher bereits vor Bekanntwerden des November-Lockdowns vom einem "Worst-Case-Szenario" mit dem Ausfall von insgesamt 90 Prozent aller geplanten Veranstaltungen im Jahr 2020 aus.
Mit der Rückkehr von Großveranstaltungen rechnen sie frühestens ab Herbst 2021
Nach aktuellem Stand gehen Ludwig und Fischer davon aus, dass sich der Markt für kleinere Tagungen und Kongresse nicht vor dem kommenden Sommer erholen wird, mit der Rückkehr von Großveranstaltungen rechnen sie frühestens ab Herbst 2021. "Das Niveau aus dem vergangenen Jahr wird vermutlich erst 2023 oder 2024 wieder erreicht werden", befürchtet Ludwig.
Auch für den Fall, dass in diesem Jahr ausgefallene Veranstaltungen im Jahr 2021 nachgeholt werden, "glaube ich nicht, dass wir die Chance haben, dadurch massiv aufzuholen", sagte Stefan Fischer. Dass Tagungen und Kongressen langfristig durch Online-Formate ersetzt werden, erwartet er derzeit nicht: "Dass Menschen zusammenkommen und miteinander reden, werden sie durch Technik nicht ersetzen können."