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Würzburg
Tote Rehe: Ärger wegen wildernden Hunden im Dürrbachtal
In Würzburg wurden in den vergangen Wochen sieben Rehe von Hunden gerissen. Der Ärger ist riesig. Die Verantwortung liegt laut Jagdpächter jedoch nicht bei den Hunden.
Immer wieder reißen nicht angeleinte Hunde Rehe im Dürrbachtal. An den Verletzungen lässt sich laut Jagdpächter deutlich erkennen, dass das Tier nicht sofort tot war, sondern leiden musste.
Foto: Norbert Schaller | Immer wieder reißen nicht angeleinte Hunde Rehe im Dürrbachtal. An den Verletzungen lässt sich laut Jagdpächter deutlich erkennen, dass das Tier nicht sofort tot war, sondern leiden musste.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:44 Uhr

Es sind grausame Entdeckungen, die die beiden Jagdpächter Stefan Hellmuth und Norbert Schaller im Würzburger Dürrbachtal in den letzten Wochen machen mussten. Immer wieder kam es zu dem selben Szenario: Nicht angeleinte Hunde reißen Rehe. Sieben Tiere wurden in diesem Jagdjahr bereits getötet, drei alleine in der vergangenen Woche. Nun appellieren die beiden an alle Hundebesitzer, an die Leinenpflicht zu denken.

In diesem Jagdjahr wurden bereits sieben Rehe von Hunden gerissen.
Foto: Norbert Schaller | In diesem Jagdjahr wurden bereits sieben Rehe von Hunden gerissen.

"Die Qualen, die dieses Tier durchlitten haben muss, kann man mit Sicherheit an den Wunden gut erkennen. Anhand der Verletzungen war es mit Sicherheit nicht sofort tot", erzählt Stefan Hellmuth mit Blick auf die beiden Fotos des toten Rehs. Besonders im Bereich der Steinburg und dem Flugplatz Schenkenfeld, dort wo sich viele Wochenendgrundstücke befinden, kam es vermehrt zu den Vorfällen. "Die Menschen gehen bei dem schönen Wetter wieder mehr in die Natur ", sagt er. Außerdem entwickle sich das Dürrbachtal immer mehr zu einem "wunderschönen Ausflugsziel in Stadtnähe." Dass Hundebesitzer dann auch ihre Tiere mitnehmen, sei selbstverständlich.

Hunde würden von ihren Haltern oft unterschätzt

Dass die Vorfälle der wildernden Hunde in letzter Zeit zunehmen, schließt er darauf zurück, dass sich immer mehr Hundebesitzer für exotische Hunderassen entscheiden. "Oft wird der Hund nach der Optik gekauft", sagt Hellmuth. "Dass es sich dann oft um reinrassige Jagdhunde handelt, wissen viele Hundebesitzer nicht." Außerdem kommen viele Hunde von Tierheimen aus Griechenland oder Spanien. Diese Straßenhunde seien es gewohnt, ihre Beute selber zu jagen. "Der Hund wird völlig unterschätzt."

In den meisten Fällen wurden die Jagdpächter von Grundstückbesitzern angerufen, die die beiden dann über die verletzten Tiere informierten. In einigen Fällen wurden sie auch von der Polizei benachrichtigt. "Von sieben Rehen waren schon fünf verendet", erzählt Hellmuth. Eins wurde vergangene Woche von der Polizei erlöst und eines von seinem Mitpächter Norbert Schaller.

Die Rehe suchen die Nähe von Menschen

Doch warum kommen die Wildtiere überhaupt so nah an die Grundstücke in diesem Bereich? "Ob man es glaubt oder nicht, die Rehe suchen oft die Nähe von den Menschen, bei uns fühlen sie sich sicher", sagt Schaller, der seit 2015 mit seinem Kollegen als Jagdpächter im Dürrbachtal aktiv ist. Hat ein Haus mal einen maroden Zaun, könne sich das Reh schnell Zugang zu dem Grundstück beschaffen. Wenn dann ein Hund das Tier wittert, hat dieses keine Chance mehr. "Das Wild gerät in Panik und findet den Ausgang nicht mehr", so der 63-Jährige. Das Tier steckt in der Falle.

"Dann bekommt es sogar ein kleinerer Hund." Grundstücksbesitzer sollten deshalb immer darauf achten, dass ihre Fläche gut eingezäunt ist. Und wenn man zum ersten Mal seit Längerem wieder das Grundstück betritt, solle man auf jeden Fall nach Rehen Ausschau halten.

Die Hunde seien jedoch weniger die Schuldigen und auch die Hundehalter möchten sie nicht in die Verantwortung ziehen. "Wir möchten nur an die Tierliebe der Halter appellieren und um Mithilfe bitten", so Hellmuth. Auf keinen Fall möchten sie gegen die Tiere oder ihre Besitzer hetzen. "Viele Hunde sind wenig oder schlecht ausgebildet und lassen sich bei Sichtkontakt zu Wild nicht mehr kontrollieren", erzählt Hellmuth. Der Hund folge einfach seinem natürlichem Instinkt. Jagdhunde beispielsweise seien naturgemäß stärker auf Wild geprägt, Hunde mit langen Beinen dazu noch sehr schnell, sodass sein menschlicher Begleiter ihm in einer solchen Situation nur schlecht folgen kann. "Sobald der Sichtkontakt zum Hundeführer verloren gegangen ist, macht der Hund dann in der Regel was er will."

"Im Grunde sind das ja auch liebe Kerle."
Norbert Schaller, Jagdpächter im Dürrbachtal, über Hunde

Der Jagdpächter bittet alle Hundebesitzer an die Leinenpflicht zu denken. Durch die Häufung der Fälle habe er auch bereits vermehrt Hundehalter auf die Problematik angesprochen. "Die hatten immer großes Verständnis für die Wildtiere." Trotzdem haben beide Jagdpächter nun die Polizei eingeschaltet und Anzeige gegen Unbekannt wegen Wilderei und Verstoß gegen das Tierschutzgesetz erstattet. Die Ermittlungen laufen derzeit.

Mit einer entsprechenden Ausbildung könne man den Jagdtrieb von einem Hund gut kontrollieren. "Im Grunde sind das ja auch liebe Kerle", sagt Norbert Schaller, der selber einen Hund besitzt. Jeder Hundebesitzer muss ein Gespür für sein Tier haben. "Es gibt auch hervorragende Hundetrainer", so Hellmuth. Funktionieren könne es aber nur mit viel Verständnis und Zeit. 

 
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