Es waren letztlich 17 Holzbretter mit Achsen und Rollen dran. Lange und kurze, dünne und breite Skateboards, handgefertigt von Schülern des Würzburger Friedrich-Koenig-Gymnasiums. Die Schüler haben sich dafür selbst Sponsoren gesucht, haben sich von der Handwerkskammer Unterfranken unter die Arme greifen lassen und einen Großteil der entstandenen Bretter weiterverkauft – und das alles für einen guten Zweck. Nicht umsonst stand das P-Seminar unter dem Titel „Roll(b)retter für die Welt“.
Am Dienstag haben nun die eingenommenen 3540 Euro und die wenigen übrig gebliebenen Skateboards einen Empfänger gefunden: Und der ist niemand Geringeres als der „Vater der deutschen Skateboard-Szene“ Titus Dittmann mit seiner Hilfsorganisation Skate-Aid.
Hilfsprojekte weltweit
Skate-Aid fördert weltweit Kinder- und Jugendprojekte. Im Mittelpunkt steht dabei immer das Skateboard. Der Einsatz der Organisation geht aber weit über das gemeinsame Skaten und den Bau von Skateparks hinaus, wie Dittmann bei einem Vortrag im Anschluss an die Spendenübergabe im Friedrich-Koenig-Gymnasium schnell deutlich macht.
In Windeseile waren alle Stühle des Mehrzweckraumes im FKG besetzt. Obwohl Dittmann mit seinen mittlerweile 68 Jahren zu den alten Hasen der Skate-Szene gehört, scheint er unter den Jugendlichen nach wie vor einen guten Ruf zu genießen. Es ist nicht übertrieben, zu sagen, dass die Szene ohne ihn nicht da stünde, wo sie heute steht. Für gleich mehrere Generationen von Skatern ist er zur Legende geworden, hat Teams aufgebaut, Skateboard-Weltmeisterschaften veranstaltet und die einstige Randsportart im deutschen Mainstream etabliert.
Wieso Skaten und Helfen so gut zusammenpassen
Das Ganze war für ihn aber auch aus unternehmerischer Sicht eine Erfolgsgeschichte: Sein Unternehmen „Titus“, das er in den Achtzigerjahren aufgebaut hat, ist seit vielen Jahren der europäische Marktführer im Einzelhandel mit Skateboards sowie der zugehörigen Accessoires und Mode. Das Unternehmen hat längst sein Sohn Julius übernommen. Dittmann nutzt seine Stellung nun und versucht mit Skate-Aid „die Welt zu retten“, wie er bei dem Vortrag im FKG mit einem Augenzwinkern sagt.
Warum gerade Skateboarding und Helfen so gut zusammenpassen? „Wir machen Kinder stark“, sagt Dittmann. Das Skateboard-Fahren sei eine Sportart, die das Selbstbewusstsein stärke, wie kaum eine andere Sportart. „Zum Wohlbefinden eines Menschen gehören nicht nur genug Essen und Bildung sondern auch Persönlichkeitsentwicklung und Spaß“, sagt Dittmann. Und da sei das Skateboard oft ein Eisbrecher. „Das Skateboard hilft Jugendlichen, sich selbst etwas zuzutrauen, einen Sinn im Leben zu finden. Dann machen es die Kinder in Krisengebieten hoffentlich anders als die Alten und der Krieg hört endlich auf.“
Skate-Aid-Projekt in Würzburg
Dass sein Rezept zumindest teilweise aufzugehen scheint, zeigen verschiedene Projekte in Afghanistan, Namibia oder Palästina. Die knapp 3500 Euro der FKG-Schüler würden wohl voraussichtlich in ein Projekt in Uganda fließen. „Wir suchen uns immer Partner, die vor Ort schon ein Netzwerk haben“, erklärt Dittmann. Skate-Aid sei immer ein Teil von größeren, umfassenderen Projekten. So arbeitet sein Team etwa mit den „Grünhelmen“ von Rupert Neudeck oder mit SOS-Kinderdörfern zusammen.
Aber auch in Würzburg ist Skate-Aid mit einem Projekt vertreten – dort gehen die übrigen selbst gebauten Skateboards der FKG-Schüler hin: Das Projekt Nightkick bietet zusammen mit dem Würzburger Verein „Da sind wir“ ein offenes Sportangebot am Heuchelhof mit Skateboarding, Fuß- und Basketball sowie Ausflügen. Gestartet ist das Projekt als Integrationsprojekt für Flüchtlingskinder, ist aber offen auch für Kinder und Jugendliche ohne Migrationshintergrund. So tun die FKG-Schüler mit ihren Rollbrettern nicht nur etwas für die Welt sondern auch für ihre nächste Umgebung.