Mit "ADHS - Alta, du hast Superkräfte" erscheint am 23. September der wohl persönlichste Song des Frontmans der Band Thunderkant. Martin Dorn ist selbst im jungen Alter mit ADHS diagnostiziert worden, ihm liegt das Thema ebenso am Herzen wie seinen vier Bandkollegen, Ilja Schneider, Jonathan Ziegler, Bastian Haupt, und Paul Kriegbaum. "Denn genauso wie im Song haben wir alle ein krasses AD(H)S", stellt der Sänger fest und lacht.
Die Abkürzung steht für "Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung", laut dem Bundesgesundheitsministerium eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen. Ein übersteigerter Bewegungsdrang, gestörte Konzentrationsfähigkeit und unüberlegtes Handeln sind drei Hauptsymptome von ADHS.
Sehnsucht nach der großen Bühne
Im Jahr 2018 gründeten Schneider, Dorn und Ziegler die Band in anderer Besetzung als einen Zusammenschluss alter Freunde, Kommilitonen und Nachbarn. Der Name "ist plakativ Augenzwinkernd, für alle, die's verstehen", erklärt Ziegler. Nach relativ kurzer Zeit entstanden vier Lieder, von Dorn während Vorlesungen geschrieben. Zum Studienabschluss gelang ihnen der erste Auftritt im eigenen Probenraum, bei dem sie auf Grund von Liedermangel die Vorhandenen kurzerhand zweimal spielten.
Die Pandemie legte die Verwirklichung des Wunschs "Festival-Punk zu machen" und auf großen Bühnen aufzutreten vorübergehend auf Eis. Ausstiege und Umzüge verkomplizierten die Lage zusätzlich. Im Januar 2022 konnten sie dank neuer Zusammensetzung mit den Aufnahmen zur ersten professionell produzierten Single beginnen. "Neun Monate später kommt jetzt unser gemeinsames Baby", scherzt die Band.
Sozialpädagoge als Liedermacher
Wie fast alle Lieder aus Dorns Feder wurde auch "ADHS" während einer Vorlesung seines Studienfachs Soziale Arbeit verfasst. "Ist halt die story of my life: das begleitet mich schon irgendwie immer, auch mit medikamentöser Behandlung in der frühen Kindheit und Jugend", erklärt Dorn schulterzuckend. Die Strophen beinhalten eine komprimierte, überspitzte Darstellung seines Lebensweges, mit positivem Abschluss.
"Für viele war ich viel zu viel", sagt Dorn nachdenklich. Wem das auch so gehe, der finde in seinen Zeilen vielleicht die eigene Geschichte wieder. Deshalb habe er selbst irgendwann die Abkürzung ADHS umgedeutet in "Alta, du hast Superkräfte". Er hoffe, dass "das ernsthafte Thema fetzig verpackt dazu führt, dass Leute sich einlesen, aber auch abtanzen."
Mittlerweile arbeitet Dorn als Sozialpädagoge in einer Gruppe für Jugendliche mit geistiger Behinderung und extremen Verhaltensauffälligkeiten. Dort "ist ADHS eigentlich immer eine Begleiterscheinung", berichtet er. Seine eigene Vergangenheit habe ihn dazu motoviert, seinen Sinn in der Hilfe für andere Betroffene zu finden.
Eine Verletzung am Finger führte zum "einzigartigen Klang" der Band
Musikalisch verorten sich die Fünf in mehreren Genres, primär sei es aber Punk-Rap, so Dorn. Durch Zufall führte eine Verletzung am Finger des Bassisten Bastian Haupt zum "einzigartigen Klang" der Band. Da er keine Saiten mehr zupfen konnte, stellte er kurzerhand auf ein Umhänge-Keyboard um, mit dem er nun Bassnoten simuliert und Synthesizer-Effekte beiträgt.
Seit Kurzem haben die Bandmitglieder zudem einen Verein gegründet, das "Freie Künstlerkollektiv Würzburg". Sie planen auf dem Gelände der Wilden 13 in der Inneren Aumühlstraße eigene Events zu veranstalten. Dort befindet sich eine alte Lagerhalle, die schon länger Kunstschaffende beherbergt.